KREIS GIESSEN - (aaf). Im Garten steht ein riesiger, runder Behälter aus Stahlblech. Daraus schlagen die Flammen empor. Daneben ein etwas kleinerer Behälter in schwarz. Beide tragen die Aufschrift „Kon-Tiki“. Es sind Pyrolyseöfen, die der Herstellung von Holzkohle dienen. Der Förderverein der lokalen Agenda 21 hatte am Freitag die Firma Terra Magica aus Fürth eingeladen, diese Methode der Holzkohleherstellung näher vorzustellen.
Doch wozu braucht man Holzkohle? Einerseits kann sie in der Bautechnik verwendet werden. Jannik Knapp ist Student an der Technischen Hochschule Mittelhessen und schreibt in seiner Studienarbeit über die CO2-Senkung: „Wenn Holz verrottet, wird es in die Atmosphäre abgegeben. Kohle hingegen verrottet nicht.“ Er arbeitet auch daran, Holzkohle für die Herstellung von Leichtbeton zu nutzen.
Andererseits wird Holzkohle benötigt, um „Terra Preta“ – auf deutsch „schwarze Erde“ – herzustellen. Laut Sitki Kurhan, Inhaber der Firma Terra Magica, speichert der Dauerhumus ideal Wasser und Nährstoffe.
„Die Kohle wirkt wie ein Schwamm und sorgt für dauerfruchtbare Erde“, meint Kurhan. Sie sei eine Alternative zum Kunstdünger.
Zudem stoppe sie den Fäulnisprozess, wodurch der Kompost nicht mehr gelüftet werden muss. „Die Natur hat keine Abfälle vorgesehen. Es sind Wertstoffe“, ist sich Gerd Wiesmeier von der lokalen Agenda 21 sicher. Anstatt Garten- und Küchenabfälle, Äste, Grünschnitt und andere Biomasse einfach wegzuwerfen, sollten alle Möglichkeiten genutzt werden, die darin befindliche Energie zu nutzen. In Form von schwarzer Erde wird ein Kreislauf geschlossen.
Kurhan stellt in seiner Firma seit sechs Jahren schwarze Erde und Holzkohle her. Normale Erde wird dafür mit zehn Prozent feingeriebener Holzkohle vermischt. Die Indios stellten Terra Preta schon vor 3000 Jahren her. In den 1990er Jahren wurde sie von Wissenschaftlern der Universität Halle in Amazonien wiederentdeckt.
Prof. Dr. Claudia Kammann von der Hochschule Geisenheim betreibt Grundlagenforschung zu Terra Preta. Sie möchte diesen Prozess der Herstellung von schwarzer Erde weiterentwickeln.
Sie warnt allerdings davor, die Erde als Allheilmittel darzustellen: „Wenn der Boden bereits gut ist, kann durch Terra Preta die Leistung kaum noch gesteigert werden.“
Außerdem entscheidet die Qualität des verbrannten Materials über die Qualität der Kohle. Außerdem können Schadstoffe in die Kohle gelangen, wenn Dinge wie lackierte Möbelstücke verbrannt werden. Um Holzkohle herzustellen, wird im Trichter des „Kon-Tiki“ ein kleines Feuer entzündet. Wenn es brennt, wird holziger Abfall nachgelegt. Wenn sich eine weiße Ascheschicht gebildet hat, wird nachgelegt, bis sich wieder eine Ascheschicht gebildet hat. So geht es immer weiter, bis der Trichter voll ist. Zwischendurch kann über der Glut gegrillt werden. Anschließend wird der Behälter von unter mit Wasser geflutet und die Kohle abgelöscht. In drei bis dreieinhalb Stunden lassen sich so in dem großen „Kon-Tiki“ 500 Kilo Holzkohle herstellen. Er ist für die Landwirtschaft ausgelegt, wenn dort große Mengen holzigen Abfalls anfallen. 500 Kilo Holzkohle kosten im Handel etwa 750 Euro. Zudem lassen sich damit etwa 30 Kubikmeter schwarze Erde herstellen. „Eine zwei bis drei Zentimeter hohe Schicht davon auf die Erde und der Boden muss nur noch mit Mulchmaterial gedüngt werden“, meint Kurhan. Dieser „Kon-Tiki“ kostet etwa 4500 Euro. Weitere Informationen: www.terra-magica.info.
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