POHLHEIM - (ww). Eine Szene, die andernorts schon tödlich endete, ereignete sich Mitte vergangener Woche in Watzenborn-Steinberg. Ein American Staffordshire Terrier fiel eine Frau und deren Hund an. Er raste plötzlich aus einer Hofreite auf die beiden zu, warf die Frau um und verbiss sich in einen 13 Monate alten Pointermischling, den sie Gassi führte. Hund und Frau wurden verletzt. Ortsvorsteher Wilken Gräf hatte Kontakt mit dem Opfer und schilderte gestern den Angriff schriftlich eindringlich. Die Pohlheimerin bestätigte den Vorgang in den Details. Sie ist derzeit krankgeschrieben, voller Hämatome und hat Angst nach dem Angriff. Der Pohlheimer Ordnungsamtsleiter Carsten Nowak reagierte nach dem Vorfall sofort und ordnete einen Maulkorb für den Hund als Erstmaßnahme an.
Das Tier war schon 2016 auffällig und dem Halter war damals eine Anleinpflicht auferlegt worden, so Nowak. Für das Ordnungsamt ist der American Stafford Terrier ein sogenannter Listenhund. Die Einfuhr dieser Hunderasse ist in Deutschland verboten und die Halter unterliegen strengeren Regeln. Die Rasse steht grundsätzlich öfter im Mittelpunkt von Beißattacken. Die Staffordshire Bullterrier aus England sind die Stammväter, alle beide Rassen wurden im 18. Jahrhundert als Kampfhunde eingesetzt. In England gilt der Stammvater als Familienhund. Wie immer kommt es auf die Erziehung des Hundes an. Der 58-jährigen Hundeführerin und ihrem 13 Monate jungen Pointermischling hat Gräf versichert, dass der Hund weder angeleint war, noch ein Halsband trug. Er sei unbeaufsichtigt aus dem offenen Hoftor über die Straße gelaufen und habe sich sofort auf die Frau und ihren angeleinten Hund gestürzt.
- ZUCHT
Wie sollte ein American Staffordshire Terrier beschaffen sein? Die FCI (Fédération Cynologique Internationale) wurde am 22. Mai 1911 mit dem Ziel gegründet, die Kynologie (Lehre von Rassen, Pflege, Verhalten, Erziehung und Krankheiten der Haushunde) und die Rassehundezucht bei Bedarf in allen Belangen zu unterstützen und zu schützen, gibt dazu folgende Auskunft im Internet: Erscheinungsbild: Der American Staffordshire Terrier sollte für seine Größe den Eindruck von großer Stärke vermitteln. Er sollte ein solide gebauter Hund sein, der muskulös, aber beweglich und gefällig wirkt. Er zeigt ein großes Interesse an allem, was in seiner Nähe vor sich geht. Er sollte untersetzt und gedrungen sein, nicht langbeinig oder leicht gebaut. Sein Mut ist sprichwörtlich. Kiefer/ Zähne: Gut abgezeichnete Kiefer. Unterkiefer muß stark sein und Beißkraft haben. Die obere Schneidezahnreihe greift ohne Zwischenraum über die untere. Disqualifizierende Fehler: aggressive oder ubermäßig ängstliche Hunde, Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstorungen aufweisen, mussen disqualifiziert werden. (ww)
Angesprungen
Als sie ihren Junghund schützen wollte, sei sie vom Staffordshire von hinten angesprungen worden und dabei gegen die Hofwand geschleudert worden, sodass sie letztlich auf dem Boden lag. Schürfwunden und erhebliche Prellungen im Gesicht, eine Platzwunde am Auge und weitere Prellungen an Schulter, Armen und Beinen seien festgestellt worden. Der angreifende Hund habe sich sodann in die Flanke des Junghundes verbissen und diesem tiefe Bisswunden zugefügt, die tierärztlich unter Vollnarkose behandelt und genäht werden mussten. Erst nach geraumer Zeit sei es dem zwischenzeitlich herbeigeeilten Hundehalter gelungen, seinen Hund vom Opfer zu lösen und auf seinen Hof zurück zu zerren.
Gerade vor dem Hintergrund der kürzlich mit tödlichem Ausgang vorgefallenen Beißattacken von Listenhunden in Hannover und Bad König, appelliert Gräf als Ortsvorsteher: "Üben Sie mehr Sorgfalt im Umgang mit Ihren Hunden!!! Jeder Hundehalter ist sich sicher, seinen Hund genau zu kennen und dessen Verhalten einschätzen zu können. Doch noch weniger als man die Gedanken oder das Verhalten eines Menschen sicher vorhersehen kann, ist dies bei Tieren möglich. Das Verhalten von Tieren - und somit auch von bestens erzogenen Hunden - ist sehr viel stärker von Trieben und Instinkten geprägt als das von rational denkenden und handelnden Menschen. Menschen und Tiere sprechen unterschiedliche Sprachen und üben ihr Leben lang, die des jeweils anderen zu interpretieren und zu verstehen. Ausgehende Signale kommen dabei nicht immer 1:1 an. Potentielle Gefahrensituationen werden von Mensch und Tier unterschiedlich bewertet.
Daher nochmals meine eindringliche Bitte: Leinen Sie Ihren Hund stets an, wenn Sie sich mit ihm innerörtlich bewegen und stellen Sie immer sicher, dass Ihr Hund niemals unbeaufsichtigt Ihr Grundstück verlassen kann!"
Nowak erklärte am Montag zum Vorfall, dass es in Pohlheim nicht oft zu Beißattacken komme, bei der die Behörde einschreiten musste. Es gebe elf Listenhunde und als gefährlich eingestufte Hunde in der Stadt. Als bisher schärfste Maßnahmen seien bei Vorfällen Maulkörbe verordnet worden.
Das Opfer erstattete Anzeige bei der Polizei. Als Delikte kommen fahrlässige Körperverletzung durch eine Sorgfaltspflichtverletzung sowie Sachbeschädigung am Hund des Opfers infrage, da Tiere wie Sachen im Recht behandelt werden. Weiterhin treffen den Hundehalter Schadensersatzansprüche, der Hund musst operiert werden, auch mit einem Schmerzensgeldanspruch hat er zu rechnen.
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