Von Tobias GoldbrunnerDORTMUND - Fredi Bobic hat es satt. Und zwar so richtig. „Es macht keinen Spaß mehr, immer wieder dem Gegner zum Sieg zu gratulieren“, moniert der Sportvorstand der Frankfurter Eintracht. Doch genau das müssen Bobic und Co. seit Wochen. Zehn Spiele in Folge haben die hessischen Bundesliga-Fußballer nicht mehr gewonnen, sieben davon verloren. So wie das jüngste, das 1:3 (1:2) bei Borussia Dortmund. Die Bilanz ist erschreckend: Die Frankfurter haben nur drei von zuletzt 30 möglichen Punkten geholt.
Drei Punkte bis Platz sechs, sechs Punkte zur Relegation
Zwar sind die Europacup-Ränge weiterhin nur drei Zähler entfernt, aber auch der Vorsprung auf den Relegationsrang ist auf sechs Zähler zusammengeschmolzen. Die Sorge vor einem Abstieg ist wieder rasant gewachsen. Schließlich haben die Konkurrenten FC Augsburg, Mainz 05 und VfL Wolfsburg am Wochenende allesamt gewonnen, sind im Aufwind. Und gegen alle drei muss die Eintracht in den finalen fünf Bundesligaspielen noch antreten. „Wir müssen nach unten schauen“, betont Eintracht-Torwart Lukas Hradecky. „Es kann noch richtig spannend werden.“ Am Samstag gastiert Augsburg in Frankfurt. Ein Sieg ist Pflicht. Um die immer lauter werdenden Misstöne im Umfeld zu beseitigen. Und um endlich die scheinbar verflixten 40 Punkte zu erreichen. „Wenn wir Augsburg schlagen, hat sich dieses Thema erledigt“, meint Hradecky. „Wir können mit einem Sieg alles klarmachen, den Klassenerhalt abhaken und uns auf andere Ziele stürzen“, weiß Eintracht-Trainer Niko Kovac, dass nun gegen Augsburg ein Matchball-Spiel kommt. Doch wie kann das gelingen? Auch nach der Niederlage in Dortmund gaben die Verantwortlichen die bekannten Durchhalteparolen zu Protokoll. „Wir haben ordentlich gespielt“, befand Bobic. Aber ordentlich reicht eben nicht, um zu gewinnen. Schon gar nicht beim BVB. „Es war wie in den vergangenen Wochen: Wir hatten wieder unsere Chancen, haben erneut jedoch zu viele liegen lassen“, erklärte Kovac. „Das ist eben der Unterschied: Die Borussia hat ihre eiskalt genutzt.“ Direkt die erste, nach nicht mal drei Minuten, als die Eintracht auf Abseits spekulierte und Rückkehrer Marco Reus, der sechs Wochen gefehlt hatte, mit der Hacke zuschlug. Auf der anderen Seite wiederum vergab Marco Fabián kläglich (9.), genauso wie später Mijat Gacinovic (22.).
Fabián ist derzeit der einzige, der überhaupt echte Torgefahr ausstrahlt. Branimir Hrgota lief fünf Mal ins Abseits, einen Torschuss oder eine Vorlage verzeichnete der Schwede, an dem Kovac zum Unmut vieler Fans festhält, nicht. Ante Rebic rieb sich nach seiner Einwechselung auf, ohne einmal mehr etwas auszurichten. Der Kroate hat genauso wie Hrgota und Haris Seferovic, der diesmal gar nicht erst mit durfte, einen einzigen Treffer in der Rückrunde erzielt. Fabián indes traf erneut, glich mit einem Traumtor aus 25 Metern aus (29.).
Zweikampfquote wird immer schlechter
Aber, und das ist der wichtigste Unterschied zur Hinrunde, die Defensive, der Garant für die Erfolge bis zum Winter, offenbart immer wieder Schwächen. Obwohl Leistungsträger wie David Abraham und Jesus Vallejo (wieder) dabei sind. In den ersten 17 Partien kassierte die Eintracht zwölf Tore, in den jüngsten zwölf 21. Die Fünferkette ohne Makoto Hasebe – sie funktioniert nicht mehr. Gleiches gilt für das Mittelfeldzentrum ohne Szabolcs Huszti. Gacinovic kommt auf der Sechs nicht zurecht, Omar Mascarell sah beim Dortmunder 2:1 durch Sokratis aus wie ein Schuljunge.
Generell: Die Zweikampfquote wird immer schlechter, lag gegen den BVB nur noch bei 36 Prozent. Die Passquote bei 60. Zum Vergleich: Hasebe und Huszti kamen im Schnitt auf rund 80. Und auch die berühmten Möglichkeiten werden weniger: In Dortmund schoss die Eintracht gerade zwei Mal auf das Tor, in der zweiten Halbzeit hatten die Gäste nur noch eine Halbchance – durch Fabián (69.). Wieder gegen einen Gegner, der nicht in Bestform war. Wieder fand Kovac, der sich neuerdings von Ex-Bayern-Medienchef Markus Hörwick beraten lässt, nicht die richtigen Mittel, wieder stachen seine Wechsel nicht. Wieder war der Wille im Team nicht 100 Prozent da, um ein Spiel zu drehen.
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