"Cantamus Gießen" vertritt Hessen am 9. Mai beim Deutschen Chorwettbewerb
Vom 5. bis 13. Mai nimmt das Ensemble "Cantamus Gießen" am Deutschen Chorwettbewerb in Freiburg teil. Ein Probenbesuch zu Beginn der heißen Vorbereitungsphase.
Von Ursula Hahn-Grimm
Sie feilen an der richtigen Technik: Die rund 35 jungen Sängerinnen und Sänger von "Cantamus" bei der Probenarbeit. Foto: Hahn-Grimm
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GIESSEN - Ein ganz normaler Freitag, 20 Uhr im Gemeindehaus an der Pankratiuskirche. Stimmen klingen aus dem ersten Stock. Der Chor "Cantamus Gießen" trifft sich zur Probe, wie fast jeden Freitag. Doch heute soll es zur Sache gehen. Chorleiter Axel Pfeiffer ermuntert die rund 35 jungen Sängerinnen und Sänger, die vor ihm stehen, zur erhöhten Aufmerksamkeit: Vom 5. bis 13. Mai nimmt das Ensemble am Deutschen Chorwettbewerb in Freiburg teil, als einziger Chor aus Hessen unter insgesamt 16 Konkurrenten aus allen Bundesländern. Da versteht es sich von selbst, dass die Gießener gut vorbereitet sein wollen.
Vorausgegangen war im November der 14. Hessische Chorwettbewerb. "Cantamus" gewann in der Kategorie "Gemischte Chöre ab 32 Mitglieder". Anschließend hatte der Hessische Rundfunk (hr) die zehn besten Laienchöre des Bundeslands zum Preisträgerkonzert eingeladen. Im voll besetzten hr-Sendesaal präsentierten die Gewinner, darunter auch "Cantamus Gießen", ein herausragendes Programm. Moderator Andreas Bomba führte durch das Konzert, das vom hr aufgezeichnet wurde und am Sonntag, 29. April, um 20.04 Uhr in hr2-Kultur gesendet wird.
Jeder Chor musizierte zwei Stücke aus seinem Repertoire, die Jury hatte sich von "Cantamus Gießen" den Titel "Es waren zwei Königskinder" gewünscht, den der Chor mit guter Artikulation interpretierte; die Leidenschaft der beiden am Ende für immer getrennten Liebenden war förmlich spürbar. Als zweites brachte der Chor das mitreißende Stück "Mironczarnia" des jungen polnischen Komponisten Jakub Neske zur Aufführung, das flüsternd beginnt und mit vielen lautmalerischen Elementen spielt.
Doch um was für eine Art von Chor handelt es sich bei "Cantamus" überhaupt? Zunächst einmal: Cantamus heißt: Wir singen! Der Spaß am guten Gesang und die Freude an der Musik stehen an erster Stelle. "Cantamus" ist ein junger Chor, der sich unter Leitung von Axel Pfeiffer 2009 zusammengeschlossen hat. Derzeit gehören dem Chor etwa 35 Sänger im Alter zwischen 16 und Mitte 40 an.
Alte Meister oder zeitgenössische Komponisten, weltliche oder geistliche Musik, ernste oder heitere Werke, deutsche oder fremdsprachige Texte, größere oder kleinere Besetzungen, a cappella oder mit Begleitung - für "Cantamus" liegt der Reiz in der Vielfalt. Wer noch mehr über das Ensemble nachlesen will und sich für die aktuellen Termine interessiert: Anfang Mai soll die neue Homepage von Cantamus im Netz stehen.
Technik ist entscheidend
Doch zurück zu den Probenarbeiten im Gemeindehaus. Jeder Chorsänger kennt das: Am Anfang steht das Warmsingen. Tief einatmen, die Luft ausströmen lassen. Dann geht es für die einzelnen Stimmlagen hinab in die tiefsten Tiefen und hinauf in die höchsten Höhen. Die richtige Technik ist entscheidend, die Sänger sollten die Töne mit Power singen. "Lalala momomo": Auch die Artikulation will geprobt werden.
"Wir beginnen mit dem Schütz", kündigt Chorleiter Axel Pfeiffer an. Gemeint ist das Lied "Die mit Tränen säen", geistliche Chormusik von Heinrich Schütz. Das barocke Werk hört sich schon hervorragend an, doch der Chorleiter hat noch Kritik anzumelden. "Nicht alle im Tempo." Später merkt er an: "Manche haben sehr frei agiert, leider nicht immer mit mir zusammen." Da können sich manche ein Schmunzeln nicht verkneifen. Die jungen Sänger haben sich extra für diesen Fototermin ihre "Cantamus"-Kapuzenjacken angezogen. Und die Notenblätter? Welche Notenblätter? Natürlich haben die Chor-Mitglieder längst (fast) alles auswendig gelernt, Noten, Text und Betonung.
Denn Selbständigkeit und Eigenverantwortung werden großgeschrieben. Wechselnde Besetzungen, gemischte Aufstellungen sowie kleinere und größere Soloparts fordern jede Sängerin und jeden Sänger immer wieder aufs Neue. Dabei übernimmt jedes Chormitglied nicht nur Verantwortung für die eigene Stimme, sondern Mitverantwortung für den Gesamtklang.
Da geht es auch schon zum nächsten Beitrag, erneut ein schwieriges Stück. "Adios Nonino" von Astor Piazzolla, das Tango-Pflichtstück beim Freiburger Wettbewerb. Insgesamt werden die "Cantamus"-Sänger fünf Lieder vortragen, ein bisschen Lampenfieber wird sich beim Auftritt vor großem Publikum wohl nicht vermeiden lassen.
Der Auftritt von "Cantamus" sowie anderen Siegerformationen beim Hessischen Chorwettbewerb ist am Sonntag, 29. April, um 20.04 Uhr im Radiosender hr2-Kultur zu hören.