Hyazinthe, Strelitzie, Tulpe – woher haben Pflanzen ihren Namen? Darum geht es in der aktuellen Rubrik „Sprache unter der Lupe“ der Gesellschaft für deutsche Sprache.
Von Andrea-Eva Ewels
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WIESBADEN - Die Landesgartenschau in Bad Schwalbach erreicht ihre letzte Blüte und wird bald geschlossen. „Natur erleben – natürlich leben“ – so das Motto der vergangenen Wochen. Der Teil „Natürlich leben“ enthält neben dem Bezug zur Natur noch einen zweiten, der ebenfalls im Wort Natur begründet ist. Aus althochdeutsch natürlih, mittelhochdeutsch natiurlich entstand natürlich – als Adjektiv zum Substantiv Natur (das natürliche Wachstum) oder als Adverb in der zweiten Bedeutung selbstverständlich (Ich komme natürlich auch). Natürlich sind natürliche Blumen am schönsten. Im Mainzer Fernsehgarten und in vielen Schrebergärten: Namensgebend war der Leipziger Arzt Moritz Schreber; aufgrund des Gärtnerfleißes auch Strebergärten genannt. Das Wort Garten kommt von althochdeutsch garto, was eigentlich das Umzäunte bedeutet und auch mit der Gardine verwandt ist. Weiter östlich nennt man die Gärten Datschen – von russischд(daca), abgeleitet vom Verb (dat’)=geben, ursprünglich die Schenkung vom Fürsten. Hier wie da blühen Rosen, Tulpen und Narzissen – und kommen mit ihren Namen international daher: Im Namen der Rose steckt eine kleinasiatische Wurzel, der Tulpen-Name in der heutigen Form symbolisiert über niederländisch tulp, türkisch tülbent und persisch tülband den Turban, gut zu erkennen am turbanförmigen Blütenkelch. Der Name Narzisse ist wahrscheinlich volksetymologisch angelehnt an griech. nárkē (vgl. Narkose) wegen des starken, betäubenden Dufts.
So farbig wie das Blumenbeet, so bunt ist die Blumennamenwelt: Der Name Hyazinthe, der im Laufe der Jahrhunderte für verschiedene Blumen verwendet wurde, könnte – und hier sind wir völlig im Legendenbereich – auf eine Person namens Hyazinth zurückgehen; er soll durch einen unglücklichen Diskuswurf getötet worden sein. Auch die Strelitzie (Paradiesvogelblume) geht auf eine Person und letztlich eine Landschaft zurück: benannt zu Ehren der britischen Königin Sophie Charlotte, einer geborenen Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz. Heutzutage gibt es in Neustrelitz eine Strelitzienkönigin. Und vielerorts den Ficus elasticus, den elastischen Feigenbaum oder einfach Gummibaum.
SPRACHE UNTER DER LUPE
Welche (Sprach-)Geschichte haben Formulierungen, die plötzlich in dieser Zeitung und anderen Medien auftauchen? Und woher kommen bestimmte Begriffe, die in unserer Region gerade oder schon lange in aller Munde sind? Wie sind sie einzuordnen? In unserer neuen Kolumne „Unter der Lupe“ schauen sich Experten der in Wiesbaden ansässigen Gesellschaft für deutsche Sprache solche Begriffe einmal genauer an – oft vor einem aktuellen Hintergrund. Auch Ihnen ist ein Wort aufgefallen, das Sie gerne einmal erläutert hätten? Dann senden Sie doch eine E-Mail an lupe@gfds.de.