Wettenberger Winterkonzert: Gelungener Auftakt des Jahres
Einen sehr erfreulichen Eindruck hinterließ das festliche Neujahrskonzert im Rahmen der Wettenberger Winterkonzerte in der proppenvollen evangelischen Kirche. Organist Jens Amend und Mitglieder des Jugendsinfonieorchesters Wetzlar musizierten Werke von Bach, Beethoven und Pachelbel.
Wettenberger Winterkonzert: Mitglieder des Wetzlarer Jugendsinfonieorchesters mit Organist Jens Amend. Foto: Schultz
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WETTENBERG-WISSMAR - Einen sehr erfreulichen Eindruck hinterließ das festliche Neujahrskonzert im Rahmen der Wettenberger Winterkonzerte in der proppenvollen evangelischen Kirche. Organist Jens Amend und Mitglieder des Jugendsinfonieorchesters Wetzlar musizierten Werke von Bach, Beethoven und Pachelbel. Es spielte Jens Amend (Orgel), Oliver Blüthgen (Flöte), Ariane Köster und Iris Eichhorn (Violine), Felix Leidinger (Violine und Viola), Christopher Blüthgen (Violoncello), Michael Götzen (Kontrabass). Die Spenden dienten dem Erhalt der Burg Gleiberg durch den Gleiberg-Verein.
Den Auftakt bildeten zwei Werke Johann Sebastian Bachs. Im Allegro aus der Sonate für Violine und Cembalo in G-Dur, BWV 1019 agierte Ariane Köster an der Violine flink und leichtfüßig, Amend ließ die Orgel mit gedämpftem Klang mühelos mitschweben. Das geschah recht geschwind, wenngleich nicht optimal geschlossen. Dann ging es mit dem Cantabile, ma un poco adagio, BWV 1019a, ruhig weiter, etwas verspielt, melodisch etwas intensiver. Das war spürbar kantabler und mit mehr klanglicher Süße musiziert; die Orgel agierte leichthändig.
Bachs Präludium und Fuge in D-Dur BWV 532 für Orgel solo lieferte Amend mit schwungvollem großem Ansatz und erfasste das sakrale Format perfekt. Dazu kamen kraftvoller Fluss, wunderbare Transparenz, und man erkannte einmal mehr die konstruktive, analytische Handschrift Amends, auch bei den sensibel gesetzten Tempoverzögerungen.
Klangwechsel
Angenehme Klangwechsel gestalteten das Geschehen reizvoll, besonders die leisen, dunklen Passagen. Der zweite Teil bot dann mit fast tänzerischem Schwung der schnellen Läufe und bei konstanter Transparenz eine reizvolle Vielfalt. Johann Pachelbels (1653-1706) Kanon und Gigue für Streicher kam in getragenem Duktus, mit geradezu gemessen eingeführtem Thema, bei etwas geringerer Geschlossenheit wurde das Werk dennoch inhaltlich rund und stimmig realisiert. Im zweiten Teil mit variierter Stimmung, nuancierter und mit Schwung.
Ludwig van Beethovens "Drei Stücke für eine Flötenuhr" (Allegro, Menuett, Grenadiermarsch) belegten einmal mehr Amends hohe Kompetenz. Flink, beschwingt, fast schlagerartig leicht und eingängig war das Allegro. Frohgemut und flott ging es weiter ans Menuett, geradezu mit einem Drehorgelcharme ausgestattet, mit schönem, leisem, dunklem Klang. Den Grenadiermarsch legte Amend authentisch zackig an, obgleich das eher Heiterkeit verströmte als Marschier-Ernst. Dazu lustvoll dargestellte Pfeifenstimmen. Dann gelangte das Sakrale in den Vordergrund, die Schritte wurden schwerer. Eine Riesenleistung, heftiger Applaus. Den Abschluss bildete Bachs Suite in h-Moll, BWV 1067 für Flöte, Streicher und Basso continuo in 7 Sätzen. Begonnen mit flotter Leichtigkeit, musizierte man exzellent geschlossen, mit auch klanglich ungemein gut integrierter Orgel und einer bezaubernd lieblichen, klaren Flöte. Das Rondeau kam anmutig und im korrekten Duktus, dann folgte die Sarabande mit ruhigem Fluss, etwas schwächer artikuliert. Dann weiter flink, wohlgemut, mit mehr Energie, die Streicher etwas verhangen - aber flott. In der Polonaise agierten Flöte und Orgel knackig, mit gemeinsamer Exzellenz und greifbarem Charme. Schließlich ein schöner gemeinsamer Ansatz bei den berühmten Passsagen, schön flott umgesetzt, mit einem lebhaften Spiel der Stimmen: ausgezeichnet. Der Schlussapplaus war sehr intensiv und hielt lange an. Die hingerissenen Zuhörer erklatschten sich zwei Zugaben, die mit guter Geschlossenheit und Integration der Orgel musiziert wurden: ein höchst angenehmer Abschluss des Abends und sehr guter Beginn des musikalischen Jahres.