»Der Typ vor Ort«
Wolf Glänzer ist neuer Pfarrer in Allendorf. Nachdem sein Vorgänger Stefan Schröder sich in den Ruhestand verabschiedet hatte, hat sein Nachfolger das Amt am 1. März angetreten.
Allendorf . Wolf Glänzer ist neuer Pfarrer in Allendorf. Nachdem sein Vorgänger Stefan Schröder sich in den Ruhestand verabschiedet hatte, hat sein Nachfolger das Amt am 1. März angetreten.
Noch sind nicht alle Kisten ausgepackt, doch hat der 60-Jährige schon mal angefangen, erste Kontakte zu knüpfen. »Ich will ein Pfarrer zum Anfassen sein, will ansprechbar sein.« Genau das beschreibt er als den kleinen Luxus, den ein Gemeindepfarrer hat: »Man ist der Typ vor Ort, der, der im gleichen Laden einkauft oder die gleichen Straßen entlanggeht.« Deshalb stehe bei ihm der Einstieg auch unter dem Schwerpunkt Begegnungen.
Menschen begleiten
Aufgewachsen ist er in Treysa, Kassel, Alsfeld und Marburg. Der Vater stammt aus Nordhessen, die Mutter aus Südhessen. Von der Mutter habe er wohl die Affinität zu den eher südhessischen Gefilden, schmunzelt Glänzer. In einem christlichen Elternhaus aufgewachsen, besuchte er Kindergottesdienste, war in der Jugendkirche aktiv. Auch im Posaunenchor.
Aber: »Ich spiele sehr mäßig Trompete«, verrät er. Das sei auch der Grund, warum er nicht in Posaunenchören mitspiele. »Ich konzentriere mich im Gottesdienst lieber auf meine Aufgabe als Pfarrer.« Studiert hat er in Marburg und Heidelberg. Das Schöne an seinem Beruf sei, dass man die Menschen von ganz klein bis ganz alt begleiten dürfe. »Man bekommt die verschiedenen Lebenssituationen mit, ist bei der Hochzeit dabei, tauft die Kinder und spricht Gebete am Totenbett. Oder man ist da, wenn die Menschen einfach mal reden wollen.«
Gerade die Präsenz in der Gemeinde hält er für wichtig. Viele müssten beruflich etwa nach Frankfurt pendeln. Da sei es wichtig, dass es vor Ort, zu Hause, etwas gebe, für das man sich engagieren könne. Vereine, Kirche - das sei da, wo man lebt, kein Teil eines großen Systems, sondern etwas Bodenständiges. Und es gibt noch etwas, das er sehr mag: Als Pfarrer dürfe man die Botschaft der Bibel verbreiten. »Diese Botschaft ist genial«, so Glänzer. Sie verkünde, dass das Reich Gottes nah herbeigekommen sei. »Das heißt, es ist zwar noch nicht da, das Hier und Jetzt ist nicht der Himmel auf Erden. Aber: Das Reich Gottes ist dennoch sehr nah. Es lohnt sich, dafür zu arbeiten. Das ist befreiend. Man soll die Realität ernst nehmen, sich davon aber nicht klein machen lassen.«
In Allendorf will er »nichts Neues anzetteln«, sondern erst mal schauen, was da ist und sich dort einbringen. Ihm ist es wichtig, dass die ehrenamtlichen Aktiven an der Kirchengemeinde bauen, »wie er oder sie es sich wünscht.« Man könne das auf verschiedene Arten tun. »Jeder soll seinen Raum dazu bekommen, das soll nicht vereinheitlicht werden.«
Schönes gestalten
Nach 27 Jahren als Pfarrer in Cappel ist er nach Allendorf gewechselt. Seit Kurzem lebt er mit seiner Frau in Ebsdorf, die beiden haben den Hof der Schwiegereltern bezogen. Das Ehepaar hat drei erwachsene Kinder und zwei Enkel. Das Lumdatal kennt Glänzer schon von seinen Ausflügen mit dem Fahrrad. Während manch einer mit 60 Jahren Richtung Rente äugt, sieht Glänzer das anders. »Ich dachte, jetzt etwas anderes zu beginnen, würde mich nochmal erfrischen. Ich sehe das sehr positiv und ich habe ja auch noch genügend Zeit, um etwas Schönes zu gestalten.« Ein weiteres Hobby, außer dem Radeln, ist sein kleines Segelboot. »Ich komme leider zu selten dazu, mit der Jolle unterwegs zu sein.« Was ihn daran fasziniert ist, dass man »nur das Boot, mich selbst und den Wind« hat. Bringe man das zusammen, komme man dahin, wo der Wind her wehe. Das sei ein bisschen wie mit dem Reich Gottes. »Man muss sich selbst in die Waagschale werfen.«
Der Einführungsgottesdienst für Pfarrer Wolf Glänzer findet am Sonntag, 19. März, ab 14 Uhr in der evangelischen Kirche in Allendorf/Lda. statt. Anschließend gibt es einen Empfang im Gemeindehaus.