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Ein Heim für Flüchtlinge

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Von: Debra Wisker

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So soll die Unterkunft für geflüchtete Menschen aussehen. Repro: Glaßl © Red

Das Allendorfer Parlament hat der Vereinbarung mit dem Kreis zugestimmt. In Bahnhofsnähe wird eine Flüchtlingsunterkunft gebaut.

Allendorf . (dge). Der Krieg in der Ukraine ist noch lange nicht beendet, die Zahl der Geflüchteten steigt an und gerade mit Blick auf den kommenden Winter rechnet man mit einem weiteren Anstieg von Menschen, die vor diesem Krieg nach Deutschland kommen werden. Christopher Lipp, Erster Beigeordneter und Baudezernent des Landkreises Gießen, brachte die Lage in der Sitzung der Stadtverordneten auf den Punkt.

Die Gemeinschaftsunterkünfte, die der Landkreis angemietet hat, kommen an ihre Grenzen. Daher sollen in den Kommunen Flüchtlingsunterkünfte gebaut werden, die zu einem späteren Zeitpunkt an die Kommunen übergehen. So auch in Allendorf. Den Grundsatzbeschluss dazu hatte das Parlament bereits in der Sitzung am 19. Juli gefasst. Nun ging es darum, die geänderte Vertragsvereinbarung zu beschließen.

Nachhaltigkeit

Lipp erläuterte das Vorhaben: Auf dem Gelände am Bahnhof soll ein zweigeschossiges Haus in Holzbauweise entstehen. Zwölf Wohneinheiten mit jeweils 50 Quadratmetern Wohnfläche und separater Sanitäreinrichtung werden Platz für maximal 48 Personen bieten. Bei der Bauweise legt man Wert auf Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Barrierefreiheit im Erdgeschoss und eine auch optisch ansprechende Bauweise. Kosten soll der Bau rund 3,1 Millionen, diese zahlt der Landkreis. Nach acht Jahren - dies war eine der Änderungen in der Vertragsvereinbarung, zuvor war von mindestens drei und höchstens acht Jahren die Rede - soll das Gebäude zur Folgenutzung an die Stadt Allendorf gehen, die es etwa für bezahlbaren Wohnraum nutzt.

Fraktionsvorsitzender Ralf Hofmann erklärte, die Freien Wähler bevorzugten eine eingeschossige Bauweise. Das senke die Kosten und somit das Risiko bei der Übernahme durch die Stadt. Die FW würden sich bei der Abstimmung daher enthalten. Zudem solle man jetzt schon in die Planung für die Nachnutzung gehen. Sandra Henneberg (Grüne) fragte, ob es denn nicht einen Interessenkonflikt bei den Stellplätzen gebe, brauche man in Bahnhofsnähe doch auch welche, wenn die Lumdatalbahn reaktiviert sei. Ein Argument, dass auch die FW angeführt hatten. Lipp sah indes diesen Konflikt nicht gegeben. Er sei auch sicher, dass für die Gemeinschaftsunterkunft nicht die Zahl an Stellplätzen gebraucht werde, die die Stellplatzsatzung der Stadt (zwei pro Wohneinheit) vorschreibt. Zudem gebe es auf dem betroffenen Grundstück selbst genügend Raum für Stellplätze. Hier könne man noch justieren.

Mit den Stimmen von SPD, Grünen, CDU, BfA/FDP wurde beschlossen, dass die Vereinbarung mit Landkreis unterzeichnet werden soll und so auf dem Grundstück in der Bahnhofstraße eine Flüchtlingsunterkunft entstehen kann. Zudem soll der Magistrat schon jetzt eine Planung für die Nachnutzung erruieren. Die FW enthielten sich der Stimme.

Heftige Kritik

Im Vorfeld hatte die SPD heftige Kritik an Bürgermeister Thomas Benz (FW) geübt. Die Sozialdemokraten monierten, dass der Bürgermeister »die obersten Gremien der Stadt, geschweige denn die Bürgerinnen und Bürger Allendorfs« nicht rechtzeitig über das Vorhaben informiert habe. Es reiche nicht, führte Brigitte Heilmann (stellvertretende Fraktionsvorsitzende) aus, wenn in einer nichtöffentlichen Sitzung des Ältensrats, in der zwei Fraktionen gar nicht vertreten gewesen seien, über die geänderte vertragliche Vereinbarung informiert würde.Benz wies dies energisch zurück. »Ich bin ein bisschen fassungslos. Das ist ein Angriff auf mich und auch auf den Landkreis.« Er habe jegliche Information umgehend an die Fraktionen weitergeleitet. »Was ihr hier macht, ist reine Polemik«, schoss Benz zurück. Stadtverordnetenvorsteher Sascha Wimmer (FW) rief schließlich zur Ordnung und unterband damit auch die lautstarken Zwischenrufe von Ralf Hofmann (FW) in Richtung der SPD-Fraktionsvorsitzenden Annette Bergen-Krause. Die hatte von einem »Wissensvorsprung der FW« gesprochen, den Hofmann so nicht stehen lassen wollte.

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