ALSFELD/VOGELSBERGKREIS - (red). Der Entwurf für eine Gesamtsanierung des Kreiskrankenhauses Alsfeld mit einem Kostenaufwand von 75 Millionen Euro ist in einer Landrats-Besprechung mit den im Kreistag vertretenen Fraktionen am 18. November vergangenen Jahres vorgestellt worden. „Bereits in dieser Sitzung habe ich die Forderung nach der Alternative Neubau aufgeworfen, die aber von Seiten der SPD/CDU Koalition als nicht machbar bewertet wurde. Lediglich die Linke fand diesen Vorschlag richtig“, informiert der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler (FW), Friedel Kopp, in einer Pressemitteilung.
Die FW seien der Überzeugung, dass eine General-Sanierung über 15 Jahre weder der Belegschaft noch den Patienten gegenüber zumutbar sei. Auch der prognostizierte hochgerechnete Kostenrahmen mit bis zu 85 Mio Euro (das entspreche 600 000 Euro je Bett) gelte aus heutiger Sicht als nicht komplett voraussehbar und stehe daher auf wackeligen Füßen. „Auch mit Blick auf eine künftige Reduzierung der Bettenzahl auf 142 lässt es mehr als sinnvoll erscheinen, einen Neubau am Standort auf den vorhandenen Flächen (jetzige Parkplätze) zu planen“, schreiben die FW und stellen fest: „Ein Neubau ist zwar schwieriger zu finanzieren, ist aber mit circa 60 Millionen Euro ein ganzes Stück günstiger – circa 430 000 Euro je Bett. Diese Betrachtungen waren auch bereits Inhalt unseres Änderungsantrages vom 13. Dezember im Kreistag. Ein Neubau mit maximaler fünfjähriger Bauzeit und planerischem Zukunfts-Raumprogramm bietet letztlich optimale Rahmenbedingungen für den täglichen Betrieb und spart auch künftig Betriebskosten“, so die Freien Wähler.
Neue notwendige Parkplatz-Flächen könnten auf den angrenzenden – jetzt noch landwirtschaftlichen – Grundstücken unkompliziert angelegt werden. Ein weiterer wesentlicher Faktor für die Neubau-Lösung sei ein Nachnutzungskonzept für die jetzigen Krankenhaus-Anlagen. „Hierzu ist es Aufgabe des Kreisausschusses, Konzepte zu entwickeln und Drittnutzer zu finden“, plädieren die FW, die das Land Hessen in der Pflicht sehen, den Krankenhaus-Standort Alsfeld durch entsprechende Förderungen dauerhaft zu erhalten. „Für Alsfeld und das Umland ist das Kreiskrankenhaus das Fundament der Krankenhausgrundversorgung“, konstatieren sie und kündigen an, während Kreistagssitzung am Donnerstag, 28. Januar, für einen Neubau, verbunden mit einem Nachnutzungskonzept der aktuell vorhandenen Gebäude, zu votieren. Dies stelle die wirtschaftlichste und beste Lösung für alle Beteiligten dar, erklärt Lars Wicke.
In der Diskussion um den Neubau oder die Sanierung des Kreiskrankenhauses meldet sich außerdem die AfD zu Wort und positioniert sich pro Neubau. „Eine Sanierung wird mit circa 75 Millionen Euro angesetzt. Die Erfahrungen mit ähnlichen Großprojekten in der Vergangenheit haben gezeigt, dass kommunale Bauprojekte oft deutlich teurer werden als zunächst geplant. Dies hat vielfältige Gründe, ist jedoch auch im vorliegenden Fall keinesfalls ausgeschlossen, wie Landrat Görig in der ursprünglichen KA-Vorlage selbst einräumte“, stellt AfD-Sprecher Gerhard Bärsch in einer Pressemitteilung fest. Als weiteres Argument führt die AfD die schnellere Fertigstellung eines Neubaus gegenüber der Sanierung an. „Der parallele Krankenhausbetrieb müsste ebenfalls sichergestellt werden“, heißt es in der Mitteilung der Partei, die laut eigener Aussage, von Anfang an einen Neubau des Kreiskrankenhauses präferiert habe und daher auch die Einsicht des Landrats begrüße, der nun ebenfalls einen Neubau favorisiert.
„Ebenso freut es uns, dass es mit unserer Initiative in der jüngsten Kreistagssitzung gelungen ist, das Thema einer Geburtenstation wieder auf die Tagesordnung zu bringen. Seinerzeit hatten Grüne und Linke sich zwar für den Erhalt der Geburtenstation ausgesprochen, offenbar hatten sie diese aber bei der aktuellen Diskussion nicht mehr auf dem Schirm“, heißt es in der Pressemitteilung.
„Die AfD wird für den Neubau des Kreiskrankenhauses stimmen. Wir setzen uns ebenso mit aller Kraft für eine Geburtenstation sowie eine Erhöhung der Anzahl von Intensivbetten ein. Dies muss in einem Neubaukonzept berücksichtigt werden.“, sagt Holger Doktorowski für die AfD-Fraktion.
Die Gesundheitsversorgung müsse nach dem objektiven Bedarf und nicht ausschließlich nach Kosten-Nutzen-Aspekten erfolgen. Eine Geburtenstation gehöre zur medizinischen Grundversorgung.
„Aus Sicht der AfD ist es unzumutbar und familienfeindlich, dass werdende Mütter und Väter im Ernstfall und unter schwierigen Bedingungen mehrere Kilometer in andere Landkreise zurücklegen müssen, bevor sie adäquat medizinisch versorgt werden können. Eine Geburtenstation würde den Vogelsberg auch für junge Paare und Familien attraktiver machen und der Landflucht etwas entgegensetzen“, so Bärsch.