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33 Bananenkisten für das Ahrtal

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V. l.: Udo Weber, Friedel Winter und Norbert Hörr kurz vor dem Start zum zweiten Hilfstransport ins Ahrtal. Foto: Mattern © Mattern

Die Altburschenschaft »Vierjahreszeiten« Fellingshausen hat seit über 40 Jahren eine ganz besondere Verbindung zum Ort Mayschoss im Ahrtal. Nun wird die dritte Hilfsaktion vorbereitet.

Biebertal (mav). Im kollektiven Gedächtnis wird sie haften bleiben, die Flut im Ahrtal. Gut ein Jahr ist es her, als die Katastrophe über die Dörfer und ihre Menschen hereinbrach. Binnen Sekunden wurden durch die Wassermassen Existenzen vernichtet, entstanden Sachschäden in Millionenhöhe, aber das Schlimmste: Die vielen Toten, die zu beklagen waren.

Mayschoss war von der Jahrhundertflut nicht verschont geblieben und zu diesem Ort hat die Altburschenschaft »Vierjahreszeiten« Fellingshausen seit über 40 Jahren eine ganz besondere Verbindung. Jeder erste Samstag im Oktober war gesetzt. Da fuhren, mal mehr, mal weniger Mitglieder, in das 1000-Seelen-Örtchen am Rande des Ahrgebirges und verlebten dort ungezählte schöne, weinselige Stunden bei den Winzerfesten der Genossenschaft Mayschoss.

»Wir müssen helfen«

All diese Erinnerungen sind im Kopf geblieben, sagte Friedel Winter, Vorsitzender der Altburschen. »Wir müssen helfen«, war der erste Gedanke, dem sofort Taten folgten und Ende letzten Jahres fuhr er, nach dem erfolgreichen Spendenaufruf mit einigen Mitstreitern nach Mayschoss, im Gepäck einen Scheck über 2700 Euro.

Schon da stand fest, dass darf nicht die letzte Aktion sein, als man die Narben gesehen hatte, von ausgelöschten Bildern von Straßen, Wegen, Plätzen und Häusern, wie man sie seit vier Jahrzehnten kannte. Friedel Winter hatte nun eine neue Aktion ins Leben gerufen. Diesmal wurden überwiegend Sachspenden gesammelt.

Auf seinem Hof hatte Altburschenschaftsmitglgied Udo Weber vom Landgasthof »Zum Dünsberg« seinen Transporter geparkt. 33 Bananenkisten voll Werkzeuge und Elektroinstallationsmaterial sowie jede Menge Lampen gingen gut verpackt und wohl sortiert auf die Reise ins Ahrtal. Mit dabei auch Altburschenschaftsmitglied Norbert Hörr. Die Drei wurden herzlich empfangen, die Aktion tief bewegt aufgenommen.

Tief bewegt auch die Altburschenschaftler, aber auch verbittert und enttäuscht, »wenn man vor Ort Dinge zu sehen und zu hören bekommt, die einem fassungslos machen«, sagt Friedel Winter. Nicht wenige Menschen haben immer noch kein Geld bekommen, sind ratlos und hilflos. Die Bürokratie ist wie Sand im Getriebe, hemmt und blockiert, wo es dringend weiter gehen müsste.

Helfer werden immer weniger

Die Helfer vor Ort, die am Anfang da waren, sind immer weniger geworden. Es fehlt an vielen, die Preise gehen durch die Decke. Die Leute machen sich große Sorgen, haben Angst vor dem bevorstehenden Herbst und Winter, mit der Gasknappheit und den explodierenden Energiekosten. Die Zeit geht schnell rum. Bei einigen Objekte ist noch gar nichts passiert. Friedel Winter befürchtet: »Ddas wird noch Jahre dauern.« Für ihn ist klar: »Wir dürfen die Bewohner im Ahrtal nicht vergessen.«

Das bisherige Engagement von Friedel Winter und den Altburschen ergab 4700 Euro plus den Kisten mit Material. Darunter 1000 Euro von Horst Zimmermann, Inhaber von Brandt Augenoptik Gießen. Das Geld wurde bei der letzten Hilfstour vor Ort mit übergeben. Inzwischen ist die dritte Aktion angelaufen. Baumaterial wird gebraucht, wie man während der letzten Hilfslieferung erfuhr, aber logistisch und kostentechnisch wird das eine besondere Herausforderung. »Wahrscheinlich werden wir es so machen, Vorort bei einem Lieferanten Material zum Selbstkostenpreis einkaufen und es am Tag der Spendenübergabe bringen lassen«, überlegt Friedel Winter. Dies sei auch ein Vorschlag von Alex Hörr, Bauunternehmer und Altburschenschaftsmitglied. Werkzeuge, Kabel und Spax-Schrauben sowie Bargeld für das Baumaterial werden bereits in Fellingshausen gesammelt. Eine Spendenbox steht jeden Donnerstag auf den Wochenmarkt. 500 Euro kamen bereits zusammen.

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