- VonFrank-Oliver Docterschließen
Für die marode Mehrzweckhalle im Biebertaler Ortsteil Krumbach gibt es unterschiedliche Vorstellungen. Der Ortsbeirat reagiert auf die Machbarkeitsstudie mit einem eigenen Entwurf.
Biebertal . Die Mehrzweckhalle im Biebertaler Ortsteil Krumbach hat wahrlich schon bessere Tage gesehen. Im Eingangsbereich bröckelt an zahlreichen Stellen der Putz von den Wänden, das Dach musste schon mehrfach abgedichtet werden, weil es durchregnete. Und auch sonst macht das Anfang der 70er Jahre errichtete und nun marode Gebäude den Eindruck, als ob hier die Zeit stehengeblieben ist.
Das soll sich jetzt ändern. Die Gemeinde Biebertal hatte hierzu bei einem Architekturbüro eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Mit der Auflage, die im Integrierten Kommunalen Entwicklungskonzept (IKEK) enthaltenen Nutzerwünsche zu berücksichtigen und ein Gesamtvolumen von zwei Millionen Euro nicht zu überschreiten. Das herausgekommene Ergebnis traf jedoch nicht die Vorstellungen des Krumbacher Ortsbeirats. Und so erstellte dieser seinen eigenen Entwurf. Damit war für die Bauausschuss-Sitzung am Mittwochabend für reichlich Diskussionsstoff gesorgt.
Emotionales Thema
Ein weiteres Problem: Die Mehrzweckhalle ist baulich direkt mit der benachbarten Freiwilligen Feuerwehr verbunden, deren Räumlichkeiten ebenfalls dringend einer Erneuerung bedürfen. Zudem werden die Hygieneeinrichtungen gemeinsam genutzt und hängt beides an denselben Heizungsleitungen.
Noch dazu ist das Thema emotional sehr aufgeladen, wie sich an der Wortmeldung eines Krumbacher Einwohners zeigte: Die Halle sei im Ort »die erste Anlaufstelle für Sport und Vereine« und werde von Bürgern für die unterschiedlichsten Anlässe und Veranstaltungen genutzt, berichtete der Mann. Daher appellierte er an alle Verantwortlichen, für eine möglichst baldige Lösung zu sorgen.
Es herrscht in Krumbach offenbar eine große Unzufriedenheit damit, wie die Gemeindeverwaltung in der Vergangenheit mit der Halle umgegangen ist. »Die Diskussion geht schon seit über zehn Jahren«, immer wieder habe man hören müssen, was alles nicht geht, beklagte Ortsvorsteher Gottfried Tschöp (CDU). Der heutige schlechte Zustand liege auch daran, dass in all den Jahren zu wenig für die Instandhaltung des Gebäudes getan wurde, war aus weiteren Redebeiträgen zu erfahren.
Der von Bürgermeisterin Patricia Ortmann (parteilos) vorgestellte Architektenentwurf sieht vor, einen Teil der Mehrzweckhalle abzureißen und mit einem Anbau zu ersetzen sowie den übrigen Komplex zu »ertüchtigen«, also auch energetisch auf einen modernen Stand zu bringen. Angedacht sind unter anderem ein Foyer als Schnittstelle zwischen kleinem und großem Saal, ein Multifunktionsraum, ein überdachter Sitzbereich im Freien, eine Küche, barrierefreie Toiletten und die Verlegung der Parkplätze vor die Halle, um an der bisherigen Stelle Platz für den Anbau zu schaffen. Darüber hinaus soll ein separater Raum für Landarzt-Sprechstunden sowie die der Gemeindeschwester zur Verfügung stehen.
Wie Tschöp danach stellvertretend für seine Beiratskollegen ausführte, ergeben sich aus dem Entwurf der Architekten Nachteile für die Nutzer. Zum einen würde man durch die von ihm monierte Verkleinerung der beiden Säle »hinter das bisherige räumliche Angebot zurückfallen«. Außerdem fehle es an Lagerräumen für die Vereine. Insgesamt gebe es eine »riesige Diskrepanz« zu dem, was an Wünschen im IKEK zu dem Gebäude enthalten ist, so der Ortsvorsteher.
Der von Tschöp präsentierte Alternativentwurf des Ortsbeirats enthält als größten Unterschied zur Machbarkeitsstudie ein bislang nicht vorhandenes Obergeschoss. Doch hier stellt sich die Frage, ob das mit der jetzigen Bausubstanz überhaupt realisierbar ist.
Statische Gründe
Nach Ansicht des Leiters des Biebertaler Bau- und Umweltamts, Bernhard Kais, ist es aus statischen Gründen nicht möglich. Decken und Pfeiler würden das »nicht hergeben«. Für eine zweigeschossige Bauweise müsste schon »ein kompletter Neubau« entstehen, verdeutlichte er. Ein schlussendliches Gutachten steht hierzu allerdings noch aus.
Dagegen bereits fest steht, dass nur die Baumaßnahmen an der Mehrzweckhalle durch Öffentliche Mittel förderfähig sind, berichtete Ortmann. Für die Feuerwehr gilt das jedoch nicht. Zudem ist in der Diskussion, ob ein neuer Feuerwehrstützpunkt Biebertal-Nord, bestehend aus den Einsatzkräften in Krumbach und Frankenbach, gebaut wird. Sollte die Modernisierung des Feuerwehr-Gebäudes in Krumbach vorgezogen werden, würde das die Maßnahmen an der Halle um mehrere Jahre verzögern, war ein weiterer genannter Punkt.
Nach längerem Hin und Her einigte sich das Gremium bei sechs Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen schließlich darauf, ein Architekturbüro mit einer Vorplanung samt Kostenschätzung zu beauftragen. In dieser sollen die Vorschläge des Ortsbeirats wie auch die Nutzerwünsche aus IKEK berücksichtigt werden.