Kurzweilig und mit lokalem Bezug

Pointiert vorgetragen war die Lesung des Moderators Tim Frühling. Dazu konnte der zweite Vorsitzende des Fördervereins Bücherei Biebertal, Thomas Prochazka, über 100 Zuhörer begrüßen.
Biebertal (whk). Kurzweilig, humorvoll, inhaltsstark, charmant und pointiert vorgetragen war die Lesung des aus Rundfunk und Fernsehen bekannten Moderators und Wetteransagers Tim Frühling. Dazu konnte der zweite Vorsitzende des Fördervereins Bücherei Biebertal, Thomas Prochazka, über 100 Zuhörer im Rund des Gail’schen Parkes neben der Villa begrüßen.
Die Veranstaltung war auch eine gute Werbung für die Bücherei Biebertal, die ihr Domizil in der ehemaligen Gesamtschule Biebertal Am Bornberg hat und dort breite Ausleihmöglichkeiten für Bücher und Medien bietet. Willkommen hieß die Gäste auch die Vorsitzende des Freundeskreises Gail’scher Park, Susanne Weber, die allen einen angenehmen Aufenthalt im als englischen Landschaftsgarten konzipierten Park wünschte.
Landschaft voller Kontraste
Besonderes Interesse fanden die Auszüge aus seinem Buch »111 Orte in Mittelhessen, die man gesehen haben muss«. Dabei spannte Frühling einen Bogen durch die Region in einer Landschaft voller Kontraste mit dem historischen Marburg, den modernen Gießen, der Lahn-Atmosphäre und dem industrialisierten Dilltal. »Ich komme eigentlich aus Baden-Württemberg, leben aber schon ein halbes Leben in Hessen«, konstatierte Tim Frühling und zitierte den früheren Ministerpräsidenten Georg August Zinn, der sagte: »Hesse ist, wer Hesse sein will«. So waren die alt-rustikale Metzgerei von Matthias Nau in Wittelsberg mit dem fast seit 80 Jahren unverändert bestehendem Verkaufsraum und seiner »Cervelat-Wurst« im Naturdarm, ebenso Lese-Auszug wie der Hüttenberger Handkäse. »Einen wahren Hessen erkennt man daran, dass ihm der Geruch eines Handkäs nichts anhabt«, hieß es.
Ortsbezogen wartete Tim Frühling mit dem langwierigen - 35jährigen - Entscheidungs- und Entstehungsprozesses der Vetzberger Kirche als architektonische Besonderheit des heimischen Raumes und dem Gail’schen Park als Kleinod des heimischen Raumes, das regionale und überregionale Bedeutung erlangt hat zur Freude der Zuhörer auf. Er präsentierte in seiner Lesung »etwas Hässliches« aus Marburg, den »Affenfelsen« (ein Hochhaus an der B 3 vor der historischen Kulisse der Stadt) und die »wunderschöne« Badenburg in Gießen, die seit 1760 Wirtshaus ist.
Kritische Töne zur »Stadt Lahn«
Kritisch setzte er sich anhand der »Lahn-Eiche« in Dutenhofen mit der Historie der nur kurz bestehenden und 150 000 Einwohner zählenden »Stadt Lahn« auseinander. Selbst Helmut Schmidt habe damals in Mittelhessen gesagt: »Unter einer Lotte in Lahn könne er sich nichts vorstellen.« Da gab es zwischendurch auch schon mal Applaus für den »Wortkünstler«.
Braunfels war kein James-Bond-Drehort
Aufs Korn nahm er dann noch den Autobahnanschluss bei Blasbach und Lohra als »Mekka der Hundekothaufen« mit der seinerzeit vorgeschlagen »Hunde-DNA«, um der Kotverschmutzung Herr zu werden. Weitere Station der Lesung war Braunfels mit dem »Brauhaus Obermühle« und der einer »James-Bond-Legende« vom angeblichen Markplatz der Stadt im Film »Octopussy«. Eventuell war der Marktplatz Inspiration für eine Kulisse.
Zum Schluss las er auch noch aus seinem »Besserwisserbuch« und kam um Zugaben nicht herum. Der große Applaus am Schluss der Veranstaltung war Gradmesser für eine qualitativ hochwertige Lesung, die an vielen Stellen Herzen ging. Thomas Prochazka dankte Tim Frühling für sein Kommen und überreichte einen »guten Tropfen« und lud zur Nutzung der Bücherei Biebertal ein. Er dankte auch der Büchertreppe Wettenberg, die an einem Stand Frühlings Bücher anbot.