Ein Quartier mit Potenzial

In Alten-Buseck ist ein integriertes-energetisches Konzept geplant. Rund 60 Interessierte kamen zum Auftakt in die Harbig-Halle.
Buseck. In 22 Jahren soll deutschlandweit Schluss sein mit der Verwendung fossiler Brennstoffe. Für diese Aufgabe globalen Ausmaßes, braucht es auch Lösungen im Kleinen. Warum da nicht mal auf Alten-Buseck schauen? Dort befindet sich im Norden des Ortsteils eines von sechs sogenannten »ZukunftsQuartieren« im Landkreis Gießen.
Diese Quartiere erhalten im Rahmen eines Programms der Förderbank KfW ein integriertes energetisches Quartierskonzept. Ziel des Konzepts ist es, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Energieverbräuche reduziert werden können, und die Aufenthalts- und Lebensqualität gesteigert werden kann. Betraut mit der Konzepterstellung ist die Klima und Energieeffizienz Agentur (KEEA) aus Kassel sowie die B.A.U.M. Consult aus Berlin. Von Gemeindeseite begleitet Klimaschutzmanagerin Larissa Hildebrand das Projekt.
Unter der Lupe
Bei einer Auftaktveranstaltung in der Harbig-Halle verschafften sich rund 60 Anwohner und Interessierte einen ersten Eindruck von dem Projekt-Start in Alten-Buseck. »Wir schauen uns das Quartier genau unter der Lupe an«, sagte Projektleiter Joshua Dietz von B.A.U.M. Consult, der gemeinsam mit Malte Cordes von KEEA die Anwesenden informierte. Begrüßt hatte zuvor Bürgermeister Michael Ranft.
Bereits Anfang des Jahres hatten die Projektierer zunächst eine nicht repräsentative Umfrage unter den Bewohnern des Quartiers gestartet, um zumindest einen groben Überblick über die relevanten Themen zu bekommen, ein Stimmungsbild sozusagen. »Mit welchen Verkehrsmitteln ist man vornehmlich unterwegs, wie fortgeschritten ist die Nutzung erneuerbarer Energien, wie wird das Wohnumfeld wahrgenommen?« wurde beispielsweise abgefragt. Insgesamt hatten sich 86 Anwohner beteiligt.
Schlichte Bausubstanz
Bei Begehungen des Quartiers verschafften sich die Berater dann einen detaillierteren Überblick über den Ist-Zustand der Gebäude. Das Quartier »Alten-Buseck« umfasst den nord-östlichen Bereich des Ortsteils und wird im Norden von Wald und im Osten von landwirtschaftlichen Flächen begrenzt. Im Süden wurde, so heißt es auf der Projekthomepage »die Grenze des Gebietes anhand des Baualters der Gebäude an der Großen-Busecker-Straße gezogen«.
Das Quartier umfasst dabei hauptsächlich Wohnhäuser, die aus den 1960er und 1970er Jahren stammen und eine schlichte energetische Bausubstanz aufweisen. Im Westen verläuft die Grenze des Quartiers auf beiden Seiten der Friedhofstraße. Die Projektierer führten die Eindrücke aus der Begehung mit bereits bestehenden Atkis-Daten zusammen. Auf Grundlage der Ist-Analyse soll dann eine Potenzial-Anlayse entstehen, die unter anderem aufzeigt, wie viele Megawattstunden pro Jahr in dem Quartier eingespart werden können, wenn die Gebäude entsprechend ihres Zustandes saniert und mit erneuerbaren Energien versorgt sind.
Handlungsfeld Verkehr
Nun soll vor allem gemeinsam mit den Bewohnern des Quartiers weitergearbeitet werden, um neben den Umfrageergebnissen weitere Schwerpunktthemen zu setzen. Handlungsbedarf ergab sich durch die Umfrage beispielsweise bei der Verkehrssicherheit, zugeparkten Straßen und Gehwegen oder dem ÖPNV-Angebot.
Ein Zuhörer monierte anschließend, dass die Grenziehung des Projektraums sehr willkürlich erscheine. »Wir mussten ein Quartier definieren und haben dies vor dem Hintergrund eines möglichst homogenen Gebäudebestands und der Einbindung gemeindeeigener Liegenschaften getan«, erklärte Hildebrand. Auch die nicht repräsentative Umfrage erschloss sich nicht allen als ausreichende Grundlage für weitere Planungen. »Wir brauchten ein grobes Stimmungsbild, was zunächst ausreichend ist«, sagte Dietz. Alles weitere soll gemeinsam mit den Anwohnern erarbeitet werden. »Dafür ist ja diese Auftaktveranstaltung ja auch da.« Vorschläge aus dem Plenum kamen dann doch einige auf. »Eine gute ÖPNV-Anbindung von Alten-Buseck zum Großen-Busecker Bahnhof wäre sinnvoll«, so eine Zuhörerin. Oder eine App, die schnell mögliche Mitfahrgelegenheiten aufzeige. Eine quartierseigene Freiflächen-Solaranlage oder ein Blockheizkraftwerk zur Nahwärmeversorgung wurden ebenfalls vorgeschlagen. Das Konzept soll bis zum Sommer stehen. Integriert sind darin auch Zukunftsszenarien, ein Maßnahmenkatalog, sowie ein Umsetzungskonzept. Kosten und Fördermöglichkeiten werden ebenfalls aufgeführt. Bis dahin bieten die Projektierer regelmäßig Informationsangebote an, abrufbar auf der Webseite zukunftsquartiere.net .
In einem vom Landkreis Gießen initiierten Projekt stellen sich sechs Städte und Gemeinden den Zukunftsfragen nach dezentraler Wärme- und Stromversorgung aus erneuerbaren Energien. Auch die Frage der Mobilität und der Nutzung und Gestaltung des öffentlichen Raums gehören dazu. Die Kommunen wollen in insgesamt sechs sogenannten »Zukunftsquartieren« energetische Stadtsanierung planen - und profitieren dabei von einem Förderprogramm der KfW. Das Sachgebiet Klimaschutz der Kreisverwaltung übernahm die Antragstellung im Herbst 2021 und begleitet seit der Bewilligung Anfang 2022 die Partner Allendorf (Lumda), Buseck, Hungen, Langgöns, Lich und Staufenberg. Für jedes Quartier wird nun von den in einem gemeinsamen Vergabeverfahren gewählten Projektierern auf Grundlage des KfW-Programms ein energetisches Quartierskonzept erarbeitet. www.zukunftsquartiere.net
