Feine Unterschiede schon innerhalb einer Gemeinde

Buseck (csl). 2026 soll in Großen-Buseck die 700-Jahr-Feier stattfinden. Bis zum Jubiläumsjahr sind bereits verschiedene Veranstaltungen geplant. Zum Auftakt gab es einen Mundartabend in der »Alten Schmiede« unter der Leitung von Manfred Weller und Rudolf Buchtaleck. Dieser avancierte zu einem Anekdoten-gespickten Treffen und ließ auch Geschichten von früher aufleben.
»Ean Owend, der wu platt geschwasst weäd« (Ein Abend, an dem Busecker- Mundart geredet wird), so fasste es Helmut Seipp in seinem Kurzvortrag zusammen. Zuvor betonte Weller, dass Mundart nicht einfach übersetzbar ist, da diese Sprache viel mit Bildern arbeite.
Gleich zu Beginn fragte er in den Raum: »Seid’r all do?« (Seid ihr alle da?) und zeigte durch die weitere Frage »Seumer all hei?« (Sind wir alle da?) die kleinen, aber feinen Unterschiede der hessischen Mundart.
Doch nicht nur in Hessen gibt es unterschiedliche Dialekte, auch innerhalb einer Gemeinde kann es schwierig werden. Ein Beispiel gefällig? Busecker sagen zu einem Huhn »Hinkel«, Beuerner dagegen »Heuer«. Es gibt weitere solche Beispiele, was früher zur Folge hatte, dass sich Menschen aus zwei Ortsteilen bisweilen nicht so recht verstanden haben. Daran zeigt sich, dass Sprache und Integration schon in früheren Zeiten wichtige Themen waren, meinte Weller.
Mundart konzentriert sich auf wesentliche Worte, auch wenn sie nur aus einem Buchstaben bestehen. Beispiel: »Kimmt e?« (Kommt er?). Bei wichtigen Persönlichkeiten heißt es immerhin schon »Kimmt hee?« (Kommt er?). Und dann gibt es noch »Kimmt’s?" (Kommt es?).
Diese Feinheiten in der Sprache hätten den Abend schon füllen können, und bevor die Teilnehmer selbst mit Sprache und Mundart experimentierten, erinnerte Seipp an Vergangenes wie die Kirmesfeier mit der Versteigerung der Junggesellinnen, die Blasmusik oder eine Begebenheit im Busecker Konsum.
Hier kaufte ein amerikanischer Soldat einige Dinge ein. Seipp versuchte mit wenigen Englisch-Vokabeln, die er in der Schule gelernt hatte, mit ihm zu kommunizieren und dieser antwortete im perfekten Platt. Seipp erfuhr, dass der Mann ursprünglich aus Wetzlar stammte, nach Amerika ausgewandert war und als Soldat nach Mittelhessen gekommen war.
Den Kern des Abends bildeten die Unterscheidungen »Wie mer Weibsleu ean Mannsleu alles hääse kann« (Wie man Frauen und Männer betiteln kann). Das Spektrum reicht von »Babbeldande« (Vielrednerin) und »de Kou« (die Kuh) über »Hannebambel« (Person mit einer übertriebenen Neigung zu kindlichen Albernheiten) und »Labbeduddel« (Person, der das Denken zuweilen schwer fällt) hin zur »Schnoarchnoas« (Schnarchnase) und vielen anderen Betitelungen, die eine einfache Übersetzung ins Hochdeutsche so gut wie unmöglich machen.
Denn der Ur-Hesse kennt den »Urwel« und den »Izig« und weiß die Wörter entsprechend anzuwenden. Nur wie übersetzt man es einem Nicht-Einheimischen? Weitere Veranstaltungen zur Mundart, aber auch zur Sütterlin-Schrift werden im neuen Jahr stattfinden. Die Termine werden rechtzeitig bekanntgegeben.
