Pointen am laufenden Band

Buseck (sil). »Das war ganz großes Kino«, sagte ein Besucher. Wäre der Autor der turbulenten Komödie »Kein Apfel für Eva«, Andreas Wening, bei der Premiere der Theatergruppe »spät dran« im Gesangverein Felicita am ersten Weihnachtsfeiertag im Kulturzentrum dabei gewesen, hätte er dem sicherlich zugestimmt. Es ist kaum vorstellbar, dass selbst Profi-Schauspieler diesen Stoff hätten besser umsetzen können.
Die Laienspieler gaben einfach alles, bestachen mit hoher Textsicherheit, gar köstlicher Mimik und einem vertrauten Umgang miteinander. Pointen am laufenden Band, da gab es für die Lachmuskeln viel zu tun. Und: Mal wieder herzhaft lachen, tut ja in diesen Zeiten so gut.
Offene Ehe
Karola und Dietmar von Wittgenstein führen - so sagt es das Drehbuch - eine offene Ehe. Die erfolgreiche Neurologin (Hanna Herzberger) und der vielbeschäftigte Notar (Markus Herzberger) pflegen ihre Liebschaften nicht heimlich, »das wäre ja niveaulos und hinterhältig«. Er vergnügt sich mit dem blutjungen Erotikmodel Janet mit den superlangen Beinen (Doreen Haupt) und sie mit Marvin, einem 27-jährigen Dauerstudenten (Florian Seipp). Einzige Bedingung: Die gemeinsame Wohnung ist tabu.
Marvin wohnt in einer WG (Mama kommt zum Putzen, damit zeigt er ihr, dass sie noch gebraucht wird), so dass die Schäferstündchen mit Karola im Landhaus der von Wittgensteins stattfinden müssen. Die Überbuchung eines Hotels sowie der Raub einer Handtasche führen dazu, dass die von Wittgensteins eines späten Abends mit ihren Affären im gemeinsamen Haus auftauchen. Eine Situation, mit der alle überfordert sind, selbst die renitente Haushälterin (Martina Herzberger). Diese ist nicht nur besoffen ein »kleines Highlight«, sondern haut auch so manche Lebensweisheiten raus.
Wem Attribute wie erotische Wundertüte, Küchenschabe, aufgetakelte Studentenmatratze, Kampfmumie, Trockenpflaume und Luxus-Fregatte an den Kopf geworfen werden, können die Leser bei der Zweitvorstellung erfahren.
Nicht nur die Schimpfwörter, auch die Sprüche haben es in sich. Da war etwa »mit vollem Mund spricht man nicht und auch nicht mit leerem Hirn« noch gemäßigt. An dieser Stelle soll nicht zu viel verraten werden. Verschwiegen wird außerdem, was es mit dem »Apfel für Eva« überhaupt auf sich hat.
Das Publikum war jedenfalls hellauf begeistert, sparte nicht mit Lob und Beifall.
Beim anschließenden Afterglow im Foyer gab es von DJ Mc Gou (Matthias Haupt) ordentlich etwas auf die Ohren, das auch bei Etlichen in die Beine ging.
Leisere Töne
Wesentlich leisere Töne schlug der Chor »Felicita« unter Dirigat von Markus Herzberger mit »Es ist ein Ros entsprungen« und »Heil’ge Nacht« zur Einstimmung auf den amüsanten Abend an. Bei »O du fröhliche« intonierte »Felicita« einen vierstimmigen Chorsatz, während das Publikum die Melodie sang. Mit »Zur Weihnachtszeit« und »In the bleak midwinter« beeindruckte der junge Chor »Joyful Noise«, der seit der Gründung vor zehn Jahren unter der Leitung von Bettina Kühn steht. Das Schminken hatte Souffleuse Birgit Weber gemeinsam mit Renate Weber übernommen, für den richtigen Ton und das rechte Licht sorgte AEM, vertreten durch Dirk Haas.
Die Zweitvorstellung findet am Sonntag, 8. Januar, ab 14 Uhr statt. Ein reichhaltiges Kuchenbuffet wird vorhanden sein. Der Eintritt beträgt zwölf Euro, Kinder bis zwölf Jahre zahlen die Hälfte.