Marktplatz als neue Ortsmitte
Die künftige Gestaltung des Rinn & Cloos-Areals war bei der Bürgerversammlung in Heuchelheim eines von vielen vorgestellten Projekten. Doch es gibt auch Probleme, die zu lösen sind.
Heuchelheim . Eigentlich sollen Kommunen einmal jährlich im Rahmen einer Bürgerversammlung über wichtige Angelegenheiten informieren. Doch konnte diese Richtlinie der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) auch in Heuchelheim pandemiebedingt nicht eingehalten werden. Nach dreijähriger Pause war es jetzt soweit. An die 100 Bürger waren ins Mehrzweckgebäude in Kinzenbach gekommen.
Gemeindevorstand :
Bürgermeister Lars Burkhard Steinz machte den Anfang und wusste zu berichten, dass die Verwaltung derzeit 26 Bebauungspläne beaufsichtigt. Diese Zahl dürfte sich bald erhöhen, denn es ist auch eine neue Biogasanlage in Vorbereitung. Dafür so gut wie abgeschlossen ist die Modernisierung der Gemeindeverwaltung im Linnpfad. Sobald hier die Außenanlagen fertig sind, soll die Bevölkerung voraussichtlich im Herbst Gelegenheit erhalten, dies alles bei einem »Tag der offenen Tür« in Augenschein zu nehmen, kündigte er an.
In Sachen Erneuerbare Energien möchte sich Heuchelheim mit rund 100 000 Euro am Windpark Staufenberg beteiligen, so Steinz weiter. Kurz vor der Eröffnung, die wohl schon Anfang April sein werde, steht auch das »Pflegenest« im Erdgeschoss des Seniorenzentrums, wo die Gemeinde Räume angemietet hat. Dort sollen zehn Kleinkinder von Tagesmüttern beziehungsweise -vätern betreut werden. Angesichts der regen Elternnachfrage für solche Plätze und der hohen Personalkosten im Bereich Kinderbetreuung für die Gemeinde sieht der Bürgermeister hierin eine willkommene Ergänzung.
Rinn & Cloos-Carré :
Das derzeit wohl spannendste Projekt in Heuchelheim ist die Umgestaltung des knapp 33 Hektar umfassenden Geländes, das früher die Heimat eines der größten Tabakwarenhersteller Deutschlands war. Dort soll eine neue Ortsmitte in Form eines zentralen Marktplatzes entstehen, mitsamt weiteren Wohn- und Gewerbeflächen. Wobei schon jetzt 88 gewerbliche Mietverhältnisse bestehen, vermeldete Matthias Möhl, einer der Geschäftsführer des Projektentwicklers und Eigentümers Faber & Schnepp.
Er und seine Mitstreiter verfolgen eine »langfristige Entwicklung«, die auch die Ansiedlung von Lebensmittelhandel und Gastronomie sowie die Einrichtung weiterer Büroflächen und einer Kindertagesstätte beinhaltet. Der Ideenwettbewerb zur Neugestaltung, bei der auch das Parkplatzproblem zu lösen ist, hat zwei Siegerentwürfe von Architekten hervorgebracht, die bereits in einer Ausstellung zu sehen waren.
Was und wie viel davon letztlich umgesetzt wird, steht aber noch nicht fest. »Wir haben keinen Zeitdruck. Es soll zusammen mit der Gemeinde Heuchelheim etwas Gutes entstehen«, betonte Möhl. Als Zeitraum nannte er »fünf Jahre plus. Vorher wird dort nichts geschehen«.
Laut Steinz soll der Anteil »preisgünstiger Wohnungen« 15 Prozent betragen. Die vergangenen Jahre zeigten einen »Zuzug aller Altersgruppen« nach Heuchelheim, machte er auf den Bedarf aufmerksam.
Masterplan 2040 :
Wie der Erste Beigeordnete Dr. Manfred Ehlers berichtete, umfasst der Masterplan ganze 36 Projekte, von denen bislang neun in genauso vielen Gruppen unter Bürgerbeteiligung bearbeitet werden. Das reicht von Klimaschutzmanagement und der Erstellung eines Hochwasserschutzkonzepts über die Schaffung von »Orten der Begegnung« und die Innenentwicklung Heuchelheims bis hin zu Jugendforum und der angestrebten Gründung einer gemeinnützigen Wohnungsbau-GmbH. »Für die übrigen Gruppen werden weiter Bürger zur Mitarbeit gesucht«, warb Ehlers. Die Projektpläne sollen dann in die Gemeindegremien gehen, um Weiteres in die Wege zu leiten.
Katastrophenschutz :
Nachdem vor wenigen Wochen wieder einmal das Lahn-Hochwasser einige Außenbereiche von Heuchelheim überflutet hatte, versicherte Gemeindebrandinspektor Roland Kraus den Zuhörern, dass man auf diese und andere Notfalllagen »vorbereitet« sei. Wie er und Steinz ausführten, gibt es nun eine Fließpfadkarte und soll selbiges auch noch für Starkregen folgen. Außerdem verfüge die Gemeinde über »funktionierende Sirenen«, »netzunabhängige Mobiltelefone« und Notstromaggregate, wobei von letzteren aufgrund der Energiekrise zusätzliche Geräte angeschafft wurden.
Gleichzeitig steige wegen Klimawandel und Dürre das Risiko für Wald- und Feldbrände. Auch hierbei setzt der Bürgermeister als »größtes Pfund« auf die freiwilligen Feuerwehrkräfte. Mit Lebensmittelreserven und gängigen Medikamenten ist die Gemeinde offenbar ebenfalls gut eingedeckt. Kraus machte jedoch deutlich, dass die Bürger auch selbst für Notlagen vorsorgen müssten, so etwa mit Konserven.
Bürgerfragen :
Schließlich bekamen die Zuhörer die Gelegenheit, auch eigene Anliegen vorzutragen. Zuerst ging es hier um den Wunsch vieler Bürger nach Zebrastreifen am vielbefahrenen innerörtlichen Kreisel. Laut Steinz entscheidet darüber nicht die Gemeinde, sondern HessenMobil. Dort sei man der Ansicht, dass die bei einer Verkehrszählung ermittelten Daten bislang nicht ausreichen, um Zebrastreifen anzulegen, teilte er mit. Wohl wissend um »das dicke Brett«, das es hier noch »zu bohren« gelte.
Was soll mit dem alten Gelände der Feuerwehr geschehen, wenn deren Neubau fertig ist? Das wollte ein Mann vom Bürgermeister erfahren, der ihm antwortete, dass es »einen Ideenworkshop mit Bürgern« geben wird. Schon jetzt würden ihm rund zehn Anfragen von Immobilien-Investoren vorliegen, so Steinz.
Die letzte Frage des Abends galt der Flüchtlingssituation. Angesichts der Verteilung durch den Landkreis auf die Kommunen erkundigte sich eine Frau, inwieweit hiervon Heuchelheim betroffen ist. Laut Bürgermeister sei »aktuell nicht zu erwarten«, dass der Gemeinde weitere Geflüchtete zugeteilt werden. Würde Heuchelheim doch in der Kreis-Tabelle unter allen Kommunen »die dritthöchste Relation« von Flüchtlings- zu Einwohnerzahl aufweisen.