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Sechs Aufbrüche in einer Nacht

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Von: Frank-Oliver Docter

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Außer der »Milchtankstelle« der Familie Klug aus Heuchelheim wird in der Goethestraße auch der daneben stehende Lebensmittel-Verkaufsautomat einer Betreiberin aus Fronhausen aufgebrochen und ausgeraubt. Foto: privat © privat

Die Heuchelheimer »Milchtankstelle« ist bereits zum dritten Mal innerhalb von 14 Monaten das Ziel von Dieben geworden. Die Polizei hat eine erste Täterbeschreibung und sucht nach weiteren Zeugen.

Heuchelheim/Mittelhessen . Das gewaltsame Aufbrechen von Bankautomaten hat schon seit geraumer Zeit Hochkonjunktur. Zunehmend werden aber auch Lebensmittel-Verkaufsautomaten zum Ziel von Dieben. Diese leidsame Erfahrung hat die Heuchelheimer Familie Klug nun bereits zum dritten Mal innerhalb von nur 14 Monaten machen müssen. In den frühen Morgenstunden des 30. Dezembers wurde ihre in der Goethestraße in einer Holzhütte stehende »Milchtankstelle« aufgebrochen und ausgeraubt, wie auch der direkt daneben stehende Lebensmittel-Verkaufsautomat einer Betreiberin aus Fronhausen-Bellnhausen. Dabei entstand ein Gesamtsachschaden von rund 4000 Euro, teilt Polizeisprecher Jörg Reinemer auf Nachfrage des Anzeigers mit. Außerdem wurden 140 Euro Wechselgeld gestohlen.

Spuren auswerten

In der Zeit zwischen 1 und 7.30 Uhr morgens wurden offenbar von denselben Tätern vier weitere Verkaufsautomaten in Allendorf/Lahn, Hüttenberg-Volpertshausen sowie in Gladenbach-Mornshausen und Ebsdorfergrund-Heskem-Mölln (beides Landkreis Marburg-Biedenkopf) geknackt. Dabei entstand beim Automaten von »Maxi’s Hühnermobil« in der Allendorfer Untergasse laut Reinemer ein Sachschaden von 200 Euro, gestohlen worden seien hier 150 Euro. In Hüttenberg-Volpertshausen betroffen ist ein Automat von »Biohof Hirse«, in Gladenbach ist es der »Stirnbachhof« und im Ebsdorfergrund die »Milchtankstelle Mölln«.

Aus Sicht des Polizeisprechers deute einiges auf Bandentätigkeit hin. Aufbrüche dieser Art, so auch von Zigarettenautomaten, kämen immer wieder vor. Beim Präsidium Mittelhessen laufen derzeit die Ermittlungen wegen besonders schweren Diebstahls, dazu werden auch Spuren aus Heuchelheim und Allendorf ausgewertet. Außerdem werden weiterhin Zeugen gesucht. Dank eines an einem der jetzigen Tatorte aufgenommenen Videos gibt es bereits Hinweise auf ein »helles Fahrzeug«, das die Täter nutzten, sowie eine der beteiligten Personen. Jener Mann habe einen grauen Kapuzenpulli, schwarze Hose und helle Turnschuhe getragen. Zeugen, die weitere Hinweise geben können, sind gebeten, sich bei der Polizei unter der Rufnummer 0641/7006-3555 zu melden.

Stinksauer ist Kerstin Klug, dass es den Familienbetrieb in Heuchelheim nun bereits zum dritten Mal getroffen hat. Mitte November 2022 etwa lag der Sachschaden auch schon bei 1000 Euro, zuzüglich 60 bis 70 Euro gestohlenem Wechselgeld (der Anzeiger berichtete). »Wir installieren jetzt eine Alarmanlage und Kameras«, lässt sie im Gespräch wissen. Eine Schließung der »Milchtankstelle« kommt für sie und ihre Familie nicht infrage, denn es sei »ein guter Standort«. Zudem haben sie eine Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei erstattet. Die Heuchelheimerin hat schon am Freitag kurz nach Entdeckung des neuerlichen Aufbruchs begonnen, eigene Recherchen anzustellen, und dazu mit allen diesmal betroffenen Automatenbesitzern telefoniert.

Aufgrund der zeitlichen und räumlichen Nähe der Taten ist Kerstin Klug fest davon überzeugt, dass dahinter »eine kriminelle Bande« steckt, die auf solche Diebestouren spezialisiert und auch in anderen Teilen Hessens - so habe es an den Weihnachtsfeiertagen auch Aufbrüche auf Höfen rund um den Edersee und Korbach gegeben - und in anderen Bundesländern unterwegs ist. Denn es sei »die immer gleiche Vorgehensweise« mit Brecheisen, Schraubenzieher und Handschuhen. In den wenigen Tagen seit den Aufbrüchen hat Klug gemeinsam mit anderen Betroffenen bereits zahlreiche Hinweise und Beobachtungen zusammengetragen und an die Polizei weitergeleitet, darunter auch das Video.

Besser bargeldlos?

Die Pressesprecherin der Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf des Polizeipräsidiums Mittelhessen, Yasmine Hirsch, empfiehlt allen Automatenbetreibern, »die Geldfächer regelmäßig zu leeren, insbesondere über Feiertage, wenn die Leute wegen den geschlossenen Geschäften mehr zu Automaten greifen«. Außerdem sollte bei einer Neuanschaffung oder Umrüstung eines solchen Geräts die bargeldlose Variante, also die Bezahlung etwa mit einer EC-Karte, bevorzugt und das auch per Aufkleber sichtbar gemacht werden. Würde doch der verursachte Sachschaden den des Geldverlusts meist weit übersteigen. Auch eine helle Ausleuchtung des Aufstellungsorts könnte abschreckend wirken, meint die Polizeisprecherin.

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