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Einsparen und weiterentwickeln

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In den Workshops wird intensiv gearbeitet. Foto: Graf © Graf

Pfarrer Marcus Kleinert hatte die Gemeindemitglieder eingeladen, um mit ihnen über das hochspannende Thema »Zukunft« zu sprechen.

Hungen (kag). Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) geht davon aus, dass die Zahl der Kirchenmitglieder in den nächsten Jahren weiter zurückgehen wird und deshalb auch weniger finanzielle Mittel zur Verfügung stehen werden. Gleichwohl ist sie davon überzeugt, dass sie Zukunft hat und Menschen im Glauben und Leben begleiten und stärken kann. Vor einiger Zeit wurde in der EKHN der Prozess »ekhn2030« gestartet, der einesteils ein Einsparprozess ist, andernteils die Kirche weiterentwickeln soll.

In Hungen hatte Pfarrer Marcus Kleinert die Gemeindemitglieder eingeladen, um mit ihnen über das hochspannende Thema »Zukunft« zu sprechen, und zwar die Zukunft der Kirche und die Zukunft der evangelischen Kirchengemeinde Hungen. Die Kirche stehe vor großen Veränderungen und die finanziellen und personellen Ressourcen werden weniger, schrieb er in der Einladung.

Susanne Adelmann-Falkner vom Kirchenvorstand begrüßte die Gemeindemitglieder. Nachbarschaftsräume und die Weiterentwicklung der Gemeinde seien die Themen des Abends, sagte sie. Dazu nannte Pfarrer Kleinert einige statistische Werte. 2022 habe es bei der EKHN über 30 000 Austritte gegeben. Erstmals sei die Zahl der Austritte höher als die Zahl der Verstorbenen gewesen. Ein vereinfachter Blick in die Zukunft zeige: Weniger Mitglieder bedeuten weniger Geld und damit weniger personelle Ressourcen, so Kleinert. Er wünschte der Versammlung eine Vision für ihre Aufgabe, Zukunftsszenarien zu entwickeln.

Doppelte Herausforderung

Die Zahl der Kirchenmitglieder sinke kontinuierlich, erläuterte Pfarrerin und stellvertretende Synodalvorsitzende Sarah Kiefer zu Beginn ihres Referates. Das bedeute mittelfristig weniger Einnahmen. Um jährlich 2,9 Prozent nehme die Zahl in der EKHN jährlich ab, aber auch bei den Pfarrern werden es immer weniger. Für 100 Pfarrer, die in den Ruhestand gehen, kommen nur noch 30 nach, so Kiefer. Das sei eine doppelte Herausforderung für die Kirche und die Gemeinden. Natürlich gehe es darum, Kosten (Personalkosten, Gebäudekosten, Sachkosten und Veranstaltungskosten) zu sparen, aber »wie wollen wir die Kirche Jesu Christi bleiben« und diese weiterentwickeln, seien die Fragen, die sie bewegen.

Eines der wichtigsten Ziele sei es, kirchliches Leben in größeren Räumen aktiv zu gestalten, was ein neues Verständnis von Gemeinde bedeute und mehr Zusammenarbeit in den unterschiedlichen Professionen (Pfarrdienst, Gemeindepädagogik, Kirchenmusik), sagte Kiefer. »Zusammen mit anderen Kirchengemeinden wollen wir Ressourcen bündeln und gemeinsam nutzen. Als Kirche in der Gesellschaft wollen wir sichtbar sein, in der Zusammenarbeit mit der Kommune, den Vereinen und Institutionen.«

Im November 2022 hat die Synode beschlossen, dass »Nachbarschaftsräume« gebildet werden. Diese sollen eine Mindestgröße von 5500 bis 6000 Gemeindemitglieder haben und aus mehreren (bisherigen) Kirchengemeinden bestehen. Dem Nachbarschaftsraum stehen vier hauptamtliche Stellen im Verkündigungsteam, davon drei Pfarrstellen sowie Gemeindeopädagogik und Kirchenmusik zu. Statistisch soll ein Teammitglied für 1500 Gemeindemitglieder zuständig sein. Der neue Nachbarschaftsraum Hungen würde bei knapp 6000 Gemeindemitgliedern (bisher 3000) durch vier Stellen (drei plus zwei halbe) repräsentiert. In zwei Schritten soll das bis 2030 realisiert werden.

Pfarrer Kleinert führte seine Gemeindemitglieder in das Jahr 2045 und bat sie, phantasievoll, aber auch zurückblickend als Vorbereitungsteam des Kirchenvorstandes, neue Perspektiven zu entwickeln und vom Nachbarschaftsraum her zu denken. Er bildete fünf Gruppen und gab diesen unterschiedliche Aufgaben, so sollte ein Team erarbeiten, worüber man in der Zeitung berichten wolle, ein weiteres sollte eine neues Werbevideo für neue Mitglieder kreieren. Das dritte Team war für einen Veranstaltungskalender zuständig, das vierte für den Kirchenraum und das fünfte gestaltete eine Website/Homepage für die Gemeinde.

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