Genau unter die Lupe genommen

Über das energetische Quartierskonzept gab es bei einer Infoveranstaltung in Hungen-Obbornhofen viel Wissenswertes zu erfahren.
Hungen (rrs). Schon seit 2017 ist die Stadt Hungen Klima-Kommune, versucht den kommunalen Energiebedarf zu reduzieren und die Energieeffizienz zu erhöhen, während sie verstärkt auf regenerative Energieträger setzt, um Treibhausgase einzusparen. Aktuell wird gezielt der Stadtteil Obbornhofen im Rahmen eines integrierten energetischen Quartierskonzeptes genau unter die Lupe genommen. Dazu muss zunächst die energetische Gesamtsituation untersucht werden. In den vergangenen Wochen wurde daher nach einer optischen Einschätzung der Ist-Zustand jedes einzelnen Gebäudes im Hinblick auf Baujahr und Energieeffizienz erhoben. Außerdem lief eine Umfrage, an der sich aber nur 86 von 859 Einwohnern beteiligten.
In einer ersten Informationsveranstaltung im bis auf den letzten Platz besetzten Obbornhofener Bürgerhaus stellten die mit der Konzepterstellung beauftragten Firmen »KEEA - Klima und Energieeffizienz Agentur« und »B.A.U.M. Consult« aus Berlin Vorgehen, Planung und Ziele des Quartierskonzeptes detailliert vor und gaben erste Zahlen und Fakten bekannt.
Ortsvorsteher Steffen Wolf beruhigte: »Seit einem halben Jahr geistern die Gerüchte herum, es geht um Mobilität, Sanierung und erneuerbare Energie. Sechs Ortschaften im Landkreis wurden für ein Quartierskonzept gemeldet, darunter unser Dorf.
Aber keine Angst, die Beratung ist kostenlos und die vorgeschlagenen Investitionen sind freiwillig«. Bürgermeister Rainer Wengorsch blickt auf die Zeitenwende: »Wir müssen auf Nachhaltigkeit setzen. Es gibt keinen Zwang zur energetischen Sanierung, hier werden nur die Chancen und Fördermittel vorgestellt. Es ist ein erster Schritt, um bis 2045, wie von der Bundesregierung gefordert, klimaneutral zu werden«.
Bernhard Daniel Schütze von KEEA ging der Frage nach, was ein energetisches Quartierskonzept ist.
»Das Ziel ist, in 22 Jahren keine fossilen Energieträger mehr zu verwenden. Dazu müssen wir lokale Lösungen erarbeiten und gemeinsam umsetzen.« Der Fokus liege dabei auf Wärmeenergie mit Gebäudezustand, Energieversorgung und Verbrauch, Mobilität mit E-Autos, Nahverkehr, Freizeit, Parkplätze, Nutzung erneuerbarer Energien wie Sonne, Wind, Erdwärme und Machbarkeit von Nahwärmenetzen.
Aber auch soziale Aspekte spielen eine Rolle, man denke an die Anforderungen ans Wohnen; junge oder alte Leute mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Entfernung zum Arbeitsplatz, aber auch an die Nahversorgung mit Kitas, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten oder Kultur. »Wir müssen quasi unser ganzes Umfeld beäugen, dann anpassen oder ganz neu denken«, so Schütze.
Gerade das Heizen und zunehmend auch das Kühlen spielen bei den CO2-Emissionen eine maßgebliche Rolle. Der Wärmemarkt ist deutschlandweit für rund 40 Prozent der energiebedingten Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich.
Christopher Prange von B.A.U.M widmete sich der Nachhaltigkeit: »Auch bei der Mobilität müssen wir umdenken. Die Wege zur Arbeit, Bildung, Betreuung sollten kurz sein, der Nahverkehr eng getaktet mit einem ausreichenden Netz auch im ländlichen Bereich.«
Die Zukunft werde dem Rad, dem Fußmarsch, der Elektromobilität inklusive autonomen Fahren sowie dem Carsharing gehören. Aus allen Faktoren sollen mit dem Quartierskonzept zehn bis 15 sinnvolle, effiziente Maßnahmen herausgefiltert und umgesetzt werden. Im Sommer soll nach Beschlussfassungen in den kommunalen Gremien die Umsetzung starten, so der Plan.