»Absichtliche Rufschädigung«

Allendorfs Bürgermeister Thomas Benz und die Freien Wähler wollen Vorwürfe von Manuel Sult nicht stehen lassen
Allendorf . »Ich habe es schon einmal gesagt und ich sage es wieder: Ich werfe nicht mit Dreck«, erklärte Allendorfs Bürgermeister Thomas Benz (FW). Dennoch ist der Unmut über die Äußerungen von Manuel Sult (ebenfalls FW) in den Reihen der Freien Wähler groß, hatte dessen Kritik hohe Wellen geschlagen. Sult hatte Benz, der erneut für das Bürgermeisteramt kandidiert, vorgeworfen, er mache seinen Job nicht richtig, habe kein Wahlversprechen gehalten und es blieben Dinge liegen (der Anzeiger berichtete).
Benz will die Vorwürfe so nicht stehen lassen und geht gleich ans Eingemachte: »Ich habe sechs Jahre geackert. Bei mir sind 90 Tage Resturlaub aufgelaufen. Das auch deshalb, weil ich versuche, den Laden hier im Rathaus trotz aller Personalnot am Laufen zu halten«.
»Versprechen gehalten«
Es seien im Übrigen sehr wohl viele Dinge umgesetzt worden, seit er im Amt ist. Als ein Beispiel nannte er das Baugebiet »Hege II«. Wohnraum für junge Familien zu schaffen, habe auf seiner Agenda ganz oben gestanden. »Hege II« sei ein Beweis für ein gehaltenes Wahlversprechen.
Dann sei da auch die interkommunale Zusammenarbeit mit der Gemeinde Rabenau, etwa in der gemeinsamen Betriebsführung der Kläranlagen. »Wir haben die Kitas um- und ausgebaut«, nennt er einen weiteren Aspekt.
Und manchmal, so Benz, seien es auch kleine Dinge, die auf sehr positive Resonanz gestoßen seien. Die großen Abfallbehälter an den Friedhöfen in Allendorf und Nordeck seien für ältere Menschen nicht immer leicht zu öffnen. Eine kleine Klappe, die in den großen Schiebedeckel installiert wurde, habe hier Abhilfe geschaffen. »Wir haben den Standort der Tafel in Allendorf erhalten. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Rabenau fährt jetzt auch ein Bürgerbus.« Letzterer habe Zeit gebraucht, bekennt der Bürgermeister freimütig. Eine Suche nach ehrenamtlichen Fahrern im Amtsblatt habe erst einmal »null Resonanz« gehabt. »Aber gemeinsam mit Rabenau läuft das jetzt. Manches klappt eben nicht in den ersten vier Wochen und braucht Zeit.« Im vergangenen Jahr habe man in Allendorf das erste Kulturwochenende in Zusammenarbeit mit der Kreisvolkshochschule, dem Heimat- und Verkehrsverein und der Gemeinwesenarbeit auf die Beine gestellt.
»Meine Tür steht offen«
Zum Vorwurf der mangelnden Transparenz verweist Thomas Benz auf die Bürgersprechstunden und sagt zudem: »Meine Tür hier steht jedem offen.« »Völlig hanebüchen« sei der Vorwurf, dass Fördermittel verfallen seien. »Natürlich prüfen wir immer, wo wir eine Förderung bekommen können. Dazu sind wir verpflichtet. Die Bürger müssen aber wissen, dass jede Maßnahme, für die Fördermittel generiert werden, dennoch Kosten für die Stadt, nämlich den Eigenanteil, bedeutet.«
Was nun Manuel Sult antreibe, könne er nicht nachvollziehen und frage sich, was dieser mit seinen Äußerungen wirklich erreichen wolle. »Mir gegenüber hat er all diese Dinge nie angesprochen«, so Benz.
Ralf Hofmann, Vorsitzender der FW-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung, kann eines nicht verstehen: »Warum hat er das alles nicht in einer der Mitgliederversammlungen angesprochen? Warum ist er nicht direkt zu uns gekommen, um das Gespräch zu suchen? Und warum kommt er jetzt damit um die Ecke?« Damit, dass Sult stattdessen an die Öffentlichkeit gegangen ist, habe dieser bewusst »die Absicht einer Rufschädigung« verfolgt. »Warum tritt er nicht einfach bei den FW aus?« Da er noch auf der Nachrückerliste für die Stadtverordnetenversammlung steht, forderte Hofmann Manuel Sult auf, dieses Mandat zurückzugeben.
Auch Dieter Hilbert, Vorsitzender des Ortsvereins der Freien Wähler, zeigt Unverständnis und spricht von einer »Ohrfeige für die ehrenamtlichen Mandatsträger«. Hilbert hat im Juni 2022 die Nachfolge von Manuel Sult angetreten. Dieser sei ohne Begründung zurückgetreten. Und nein, es könne keine Rede davon sein, dass man innerhalb der FW Thomas Benz weg haben wolle. Ganz im Gegenteil. Mit nur einer Enthaltung - »von Herrn Sult« - sei Benz in der Mitgliederversammlung im Juni vergangenen Jahres erneut nominiert worden.
»Der Stachel sitzt tief«
Sowohl Hofmann als auch Hilbert führen »Frust und Verbitterung« als Motiv für Sults Äußerungen an. »Der Stachel sitzt bei ihm seit 2016/2017 tief«, meinen sie. Als Thomas Benz 2016 zum ersten Mal zum Bürgermeisterkandidaten der FW nominiert worden sei, habe auch Sult erklärt, er sei bereit, zu kandidieren.
Die Mitgliederversammlung habe sich damals jedoch ganz eindeutig für Benz ausgesprochen. »Hätte ich zum Beispiel nur 60 Prozent der Stimmen bekommen, wäre ich damals gar nicht erst angetreten. Ich wollte eine starke Mehrheit hinter mir wissen«, fügt Benz hinzu.
Dass die Amtsführung von Benz die Freien Wähler Mitglieder gekostet habe, sei so nicht haltbar. »Es waren genau zwei«, stellt Hofmann klar. »Wir haben vielmehr ein Zusammenrücken innerhalb der FW gespürt. Dafür vielen Dank, Herr Sult«, ergänzt Hilbert. Benz, Hofmann und Hilbert stellen in den Raum, dass Sult mit den Grünen zusammen agiere. Die hatten Benz im Wahlkampf 2016/2017 noch unterstützt. Vieles spreche jetzt dafür, dass es eine Verbindung zwischen Manuel Sult und den Grünen gebe, er letzteren Infos der FW weitergebe, um dem Bürgermeister zu schaden. Beweisen könnten sie das nicht, aber vieles spreche dafür, sei augenscheinlich und offensichtlich. »Auch die Grünen hauen drauf.« Vor sechs Jahren hätten die Grünen sich gegen die damalige Bürgermeisterin Annette Bergen-Krause (SPD) und für Benz ausgesprochen.
Seit nun Thomas Benz im Amt sei, hätten sie jeden Haushalt abgelehnt, stellten alles in Frage und respektierten nur ihre eigene Meinung, wirft Ralf Hofmann ihnen vor. Die Grünen propagierten, dass es ein »weiter so« nicht geben dürfe, hätten aber selbst keine konstruktiven Vorschläge zu bieten. »Wird Thomas Benz nicht wiedergewählt, wird es nach spätestens einem Jahr Sebastian Schwarz, den Kandidaten der SPD, treffen«, ist sich der FW-Fraktionsvorsitzende sicher.