»Alle vier sind gut integriert«

Die Probleme mit den Behörden sind gelöst, jetzt durfte einen ukrainische Familie doch umziehen.
Kreis Gießen. Ende gut, alles gut: Für die Verwandten von Natalja B. verläuft nun alles in geregelten Bahnen. Die Verwandten der Gießenerin waren Anfang März aus der Ukraine nach Mittelhessen gekommen und hatten sich zunächst in Hüttenberg niedergelassen. Nachdem die dortige Unterkunft nicht mehr zu Verfügung stand, wollte die vierköpfige Familie - bestehend aus Mutter, Schwiegermutter und zwei Töchtern - nach Biebertal ziehen, wo Natalja B. eine Wohnung organisiert hatte. Das scheiterte zunächst am Widerstand der Behörden, nicht nur im Lahn-Dill-Kreis, sondern auch am Regierungspräsidium Darmstadt (der Anzeiger berichtete). Im Endeffekt war alles der damaligen Situation geschuldet. Inzwischen sind solche Wohnortwechsel einfacher und schneller zu handhaben, die Behörden haben sich der Situation angepasst und sind flexibler als noch Ende April.
Viele fürsorgliche Unterstützer
Nun also Biebertal. Die kleine Familie ist mit der neuen Situation sehr glücklich, wie Natalja B. schildert. »Sie haben sich sehr gut eingerichtet. Es funktioniert alles super. Sie sind glücklich und zufrieden und besuchen einen Deutschkurs, um die Sprache zu erlernen.« Besonders die ältere Tochter blühe regelrecht auf. »Sie besucht die Grundschule. Ich muss sagen, dass ich selten ein so glückliches Kind gesehen habe. Alle vier sind gut integriert und fühlen sich wohl«, sagt B. Die Familie habe in Biebertal viele fürsorgliche Unterstützer.
Wie ließ sich das Problem letztlich lösen? B. erzählt, dass die zuständigen Mitarbeiter des Lahn-Dill-Kreises und des Landkreises Gießen miteinander kommuniziert und sich jeweils auf den Stand der Dinge gebracht hatten. »Dann rief uns die Ausländerbehörde in Gießen an und sagte, dass sie den Wohnortwechsel nicht bewilligen können, weil ein Arbeitsvertrag fehle. Aber wir bekamen ein paar Tage Zeit, um das Problem zu lösen. Das war eine wichtige Unterstützung«, schildert Natalja.
Als es dann hieß, dass ihre Schwester keine 40 Stunden pro Woche nachweisen müsse, sondern lediglich die Hälfte, wurden die Damen bei der Jobsuche fündig. »Sie tritt die Stelle am 1. August an. Als der Arbeitsvertrag vorlag, haben wir ihn eingereicht. Dann kam eine Mail aus Gießen, damit konnten sie sich hier anmelden und mussten nur noch Kleinigkeiten vorweisen. Dann konnten sie auch in Biebertal vorstellig werden«, erzählt B.
Bei der dortigen Gemeindeverwaltung gab es kurz ein kleines Hickhack bezüglich der zustehenden Sozialleistungen. »Die Entlassungsbescheinigungen aus dem Lahn-Dill-Kreis lagen nicht vor, aber wurden dann angefordert. Danach ging es zum Sozialamt und zum Jobcenter. In Gießen war alles sehr unkompliziert und unbürokratisch und es wurde alles genehmigt«, berichtet sie.
Dass alles gut gegangen ist, darüber freut sich Natalja B. sehr. »Welche schützende Hand uns da geholfen hat, das weiß ich nicht so direkt, aber es war wunderbar, dass plötzlich alles lief. Es ist alles gut ausgegangen.«
Und wie geht es der Familie nun generell in Mittelhessen? Wird über eine Rückkehr in die Ukraine nachgedacht, wenn sich die Lage beruhigt? »Ja, sie wollen in die Ukraine zurück. Sie vermissen ihr Zuhause und ihre Freunde. Das gilt vor allem für meine Schwester. Sie hat dort ihren Mann und ihr Haus, sie ist auf die Unterstützung angewiesen. Ihr Mann hat ihr geraten, in Deutschland zu bleiben, da sich die Situation eher verschlechtert als verbessert. Gerade die Menschen, die die Absicht haben zu bleiben, gehen meist zurück und umgekehrt«, so B.
Achtjährige in der Schule glücklich
Die Achtjährige vermisse ihre Freunde und das Zuhause, »aber andererseits ist sie sehr glücklich mit den Lehrern an der Schule. Sie findet den Umgang toll, sie findet den Unterricht toll und dass sehr offen und individuell gearbeitet wird. Sie genießt den Kontakt mit den Kindern in der Schule«, schildert B.
Und über ihre Schwester sagt sie: »Sie ist zufrieden und begeistert von den sozialen Kontakten hier vor Ort. Begeistert über die Hilfsbereitschaft und die Möglichkeiten, die gegeben sind, um die Sprache zu erlernen und den Beruf zu erlernen. Sie hat ab 1. August eine Stelle in einer Gaststätte, aber sie ist eigentlich Lehrerin für ukrainische Sprache. Ungewöhnliche Zeiten brauchen ungewöhnliche Lösungen«, sagt B.
Abschließend richtete sie nochmal einen Dank an alle Beteiligten. »Es war alles sehr mühselig, aber ein großes Danke an die Behörden im Landkreis Gießen und auch an die Gemeindeverwaltung in Biebertal.«