Nach dem Schilderklau: Schüler der Clemens-Brentano-Europaschule sind erneut kreativ geworden und haben die gestohlenen Toleranz-Schilder durch eine plakative Botschaft ersetzt.
Von red/dge
Eine klare Aussage: Schüler der CBES haben kurzfristig Plakate entworfen, die die gestohlenen Schilder einstweilen ersetzen. Foto: Schaper
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ALLENDORF/LDA - Es ist gerade mal etwas über eine Woche her, als der Diebstahl der "Toleranz-Schilder" auf ziemliches Unverständnis und noch mehr Verärgerung stieß. An den Ortseingängen der Allendorfer Stadtteile hatte der Bauhof diese Schilder aufgestellt. "Allendorf (Lumda) - Ort der Vielfalt, Demokratie und Toleranz" lautete das Bekenntnis, das - einem Antrag der Grünen folgend - hier mit mehrheitlichem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung installiert wurde. Kurz darauf waren Diebe zugange, die Schilder waren weg, einzig die Rahmen stehen noch. Die Stadt erstattete Anzeige, die Ermittlungen laufen. Da man die mutmaßlichen Täter im rechten Umfeld vermutet, wurde laut Polizeipressesprecher Jörg Reinemer der Staatsschutz eingeschaltet. Das legt die Vermutung nahe, dass es sich hier wohl eher nicht um einen Dumme-Jungen-Streich handeln dürfte.
Gute Nachricht
Doch jetzt zur guten Nachricht: Es hängen wieder Schilder an den Ortseingängen. "Nach dem Ortsschilder-Diebstahl in Allendorf/Lda. setzen Kommunalpolitik und Stadtgesellschaft Zeichen der Entschlossenheit gegen Einfalt und Intoleranz", freute sich Andreas Schaper, Koordinierungs- und Fachstelle des Demokratieprojekts "Dabeisein" in den Gießener Lahntälern.
Wie schon bei den Originalschildern sind Schüler der Clemens-Brentano-Europaschule (CBES) in Lollar kreativ geworden. Es sei ihre Antwort auf den Diebstahl der Toleranzschilder, deren Motiv - eine bunt gefiederte Friedenstaube - seinerzeit von Schülern ihrer Schule entworfen worden war. "Ihr wollt keine Toleranz, wir wollen keine Nazis" lautet die Botschaft. Die Pappschilder sollen solange bleiben, bis die eigentlichen Toleranzschilder nachgedruckt und wieder angebracht sind.
"Die Gelder für den Nachdruck wurden von unserem Begleitausschuss bereits zügig und ohne Zögern freigegeben", so Schaper. Das Demokratieförderprojekt, das im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben" des Bundesfamilienministeriums gefördert wird, hatte die Toleranzschilder finanziert. Der Nachdruck der Schilder sei bereits beauftragt.
Bürgermeister Thomas Benz baut auf die Menschen in Allendorf: "Diese Leute wollen durch ihre Tat unsere Gesellschaft spalten. Damit werden sie aber keinen Erfolg haben. Die Allendorfer Bürger werden ganz im Gegenteil die Botschaft von Vielfalt, Demokratie und Toleranz nur noch offensiver nach außen tragen." Um die Menschen hierbei zu unterstützen, hat die Stadt das Motiv der Toleranzschilder auf Plakate im A2-Format und auf Aufkleber drucken lassen und stellt sie den Bürgern zur Verfügung. "Durch ein Plakat im Wohnzimmerfenster oder durch einen Aufkleber am Auto, kann jeder zeigen, dass Allendorf weltoffen ist", so Benz. Die Plakate und Aufkleber mit dem Schildermotiv sind ab Mittwoch im Allendorfer Edeka-Markt und im Bürgerbüro der Stadt kostenfrei erhältlich.
Spendenaktion
Darüber hinaus gibt es eine Spendenaktion der Stadt: Gegen eine kleine Spende von zwei Euro kann man einen ansteckbaren Button mit dem Toleranzmotiv der Ortsschilder erhalten. Das Geld soll zweckgebunden dem Kinder- und Jugendbeirat zu Gute kommen, damit dieser eigene Jugendprojekte umsetzen kann. "Denn demokratische Jugendarbeit und die Beteiligung junger Menschen sind langfristig der beste Garant gegen menschenverachtendes Gedankengut und für eine demokratische Gesellschaft", so Benz abschließend. Die Toleranzbuttons sind im Bürgerbüro erhältlich.
Ein kurzer Blick zurück: 2012/2013 hatten rechtsextreme Gruppen im Lumdatal für Ärger gesorgt. Es gab Hakenkreuz-Schmierereien auf mehreren Friedhöfen, eine Publikation mit rechtem Gedankengut landete in den Briefkästen und es wurden Aufkleber allerorten angebracht. Damit nicht genug, erhielten Kommunalpolitiker Drohungen. Im Gegenzug kam es zu Mahnwachen und es bildete sich das Netzwerk für Demokratie im Lumdatal, ein Zusammenschluss von Menschen, Institutionen und Vereinen, die sich gegen rechte Umtriebe und für ein demokratisches Miteinander aussprechen. Genau das sollten die Schilder an den Ortseingängen symbolisieren.
Hinweise zum Diebstahl der Toleranz-Schilder nimmt übrigens die Polizeistation in Grünberg unter 06401/91430 entgegen.