Landrätin Anita Schneider verkündete zur fünften Sonderfahrt der Lumdatalbahn-Freunde gute Nachrichten.
Von Emanuel Zylla
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LOLLAR - LOLLAR. Noch etwas verschlafen und fröstelnd standen die Teilnehmer der fünften Sonderzugfahrt des Lumdatalbahn-Vereins (LB) in den frühen Morgenstunden am Lollarer Bahnhof. Mit Alltagsmaske im Gesicht und Corona-Gesundheitserklärung in der Hand stiegen fast 200 Gäste in die acht Waggons des legendären Trans-Europ-Express (TEE), um ihre Liebe zur Eisenbahn zu bekunden. Der Zug stand am Gleis, als sei seit den 1960er bis 1980er-Jahren die Zeit stehen geblieben. Sogar die Schaffner trugen Uniformen aus dem Jahrzehnt an Bord. Drei Jahrzehnte verbrachte die Serie einst auf den Gleisen.
Hinter dem fünften Bahn-Erlebnistag des LB steckte nicht allein Unterhaltung, sondern letztlich die Werbebotschaft, den Personennahverkehr im Lumdatal wieder zu erwecken. Der Verein kämpft seit einem Jahrzehnt dafür und hat bereits die Politik hellhörig gemacht. Mit solchen Aktionen soll darauf hingewiesen werden, wie wichtig die Bahn einst war und heute noch ist, gerade auf den Nebenstrecken, von denen viele wegen Unrentabilität stillgelegt und durch Buslinien ersetzt worden sind. Im Lumdatal kämpfen Manfred Lotz und seine Mitstreiter um die Reaktivierung und lassen nicht locker.
Mit der Sonderfahrt wurde auch das zehnjährige Bestehen des Lumdatalbahn-Vereins gefeiert. Wie in der Geschichte "Charlie und die Schokoladenfabrik" erhielt jeder Teilnehmer per Post, zwar kein goldenes, aber doch ein sehr liebevoll gestaltetes Ticket. Das kam in einem aus Pappe gefalteten und festlich verzierten Reiserucksack umhüllt an. Vorne abgebildet der TEE, mit dem die Reise von Lollar nach Nürnberg ging. Von 1957 bis 1987 fuhren die TEE-Züge auf europäischen Schienen.
Rund 30 Jahre lang dauert bereits der "Dornröschenschlaf" der einstigen Lumdatalbahn, lediglich bis Mainzlar wird die Strecke aktuell noch von Werksgüterzügen befahren, die einst in Grünberg endete.
Der Abschnitt zwischen Lollar und Rabenau-Londorf wurde noch bis zum 30. Mai 1981 regelmäßig von Personenzügen frequentiert, betonten der Lumdatalbahnverein-Chef Manfred Lotz und seine Frau Kerstin, die Schriftführerin ist. Sie setzen sich mit vielen ehrenamtlichen Mitstreitern seit zehn Jahren leidenschaftlich dafür ein, die Bahnstrecke wieder zu reaktivieren. Jetzt sei aktuell 2023 für die Reaktivierung der Strecke angepeilt. Derzeit warte man noch auf entsprechende Gutachten.
Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) äußerte sich jedenfalls bereits zuversichtlich: "Bei der Lumdatalbahn ergaben sich ausreichende Anhaltspunkte, dass dort ein wirtschaftlicher Betrieb möglich und eine Reaktivierung lohnenswert sein kann." Auch die Bürgermeister Florian Langecker (Rabenau) und Thomas Benz (Allendorf/Lumda) unterstützen natürlich die Reaktivierung.
Während einer Pressekonferenz im Speisewagen, moderiert von HR-Reporter Klaus Pradella, äußerten sie vor allem Unverständnis, weil die Landespolitik nur schleppend handele. "Ich habe leider keinen neuen Sachstand und bin enttäuscht von der Hessischen Landesregierung", sagte Rabenaus CDU-Bürgermeister. Das Thema führe in seiner Gemeinde zu Politikverdrossenheit und Misstrauen. "Seit drei Jahren und zwei Monaten warten wir nun schon auf dieses Gutachten", ergänzte sein Kollege aus Allendorf/Lda., Thomas Benz (Freie Wähler). Er werde bei jeder Gelegenheit angesprochen, wann es denn nun losgehen werde. "Wann kommt die Landesregierung endlich mal aus dem Quark?", gab sich Benz enttäuscht.
Landrätin Anita Schneider meinte allerdings im Vorfeld der Fahrt, dass mit einem Ergebnis wohl in den nächsten 14 Tagen zu rechnen sei. Sie sei auf die Zahlen gespannt, jedoch sei absehbar, dass das Projekt wesentlich teurer als die einst angeführten elf Millionen Euro werde.
Einen sonnigen Tag nutzten jedenfalls die Sonderzugfahrgäste, um ausgiebig aus dem Fenster zu schauen und gemeinsam zu plauschen. In Würzburg wurde ein Zwischenstopp eingelegt. Dann ging die rund dreistündige Fahrt weiter nach Nürnberg. In der größten Stadt des Frankenlandes und der zweitgrößten Bayerns hatten die Reisenden Gelegenheit zu einer ausgiebigen Erkundungstour, bevor es am Abend wieder zurück in die hessische Heimat ging.