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Arztpraxis statt Krankenhaus

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Kreis Gießen (red). Medizinische Notfälle schnell und an der richtigen Stelle versorgen, zugleich die Notaufnahmen der Krankenhäuser entlasten: Das ist das Ziel eines Pilotprojekts, das am heutigen Freitag im Landkreis Gießen startet. Als einer von drei hessischen Landkreisen nimmt er am deutschlandweit einzigartigen Modellvorhaben der »Sektorenübergreifenden ambulanten Notfallversorgung« (SaN) teil - einem Projekt des Landes, der Krankenhausgesellschaft, der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH), der beteiligten Landkreise und weiterer Partner.

Laut Pressemitteilung des Kreises geht es bei dem Projekt im Kern um eine eng miteinander abgestimmte Versorgung medizinischer Notfälle durch Arztpraxen und Kliniken: Notfallpatienten, die eine dringende Behandlung benötigen, aber nicht zwingend in ein Krankenhaus eingeliefert werden müssen, werden vom Rettungsdienst in eine ans Projekt angeschlossene Arztpraxis gebracht. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn Schnittwunden oder ein nicht stillbares Nasenbluten versorgt werden müssen.

Dazu muss die Arztpraxis in das von den Landkreisen betriebene Meldesystem »Ivena« eingebunden sein, über das auch Krankenhäuser ihre Kapazitäten übermitteln. In diesem Programm melden die angeschlossenen Arztpraxen, dass sie aufnahmebereit sind. Die Zentrale Leitstelle des Landkreises kann dann sehen, ob zum Zeitpunkt des Notfalls eine Arztpraxis die nötige Versorgung übernehmen kann oder ob wie bisher der Rettungswagen ein Krankenhaus ansteuern muss.

Die monatlichen Kosten der Arztpraxen für die Anmeldung am System »Ivena« tragen zunächst die Landkreise, die diese dann später mit den Krankenkassen abrechnen können.

Im Fall einer lebensbedrohlichen Erkrankung oder Verletzung gilt immer: Notruf 112 wählen. Für weniger dringliche Fälle gibt es außerhalb der Sprechzeiten der Praxen sowie an Feiertagen die zentrale Nummer 116 117 des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes.

Erleichterung für Betroffene

»Das Modellprojekt soll zeigen, wie durch eine enge Verzahnung stationärer und ambulanter Strukturen die Versorgung von medizinischen Notfällen effizienter gestaltet werden kann«, erklärt Landrätin Anita Schneider (SPD). Auch für Betroffene sieht sie eine mögliche Erleichterung. Aktuell müsse ein Patient wegen einer wenigen ernsten Erkrankung in der Notaufnahme eines Krankenhauses lange warten, weil dringende Fälle Priorität haben. »Diesem kann dann eher ein niedergelassener Arzt helfen.«

Voraussetzung ist die Übermittlung von Patientendaten über das Programm »Ivena«, das die am Projekt teilnehmende Praxen mit ihren Versorgungskapazitäten einbindet, erläutert Mario Binsch, Kreisbrandinspektor und Fachdienstleiter Gefahrenabwehr des Landkreises. Zusätzlich wird die Software SmED (Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland) eingesetzt. Damit disponiert derzeit der Ärztliche Bereitschaftsdienst seine Anrufe. Durch die gemeinsame Nutzung der gleichen Software können Patientendaten zwischen den beiden Leitstellen schnell ausgetauscht werden, um richtig handeln und behandeln zu können. Das Personal der Leitstelle ist entsprechend geschult worden, berichtet Binsch.

Bisher sind sechs Arztpraxen im Landkreis Partner des Projekts. Weitere können sich gerne informieren und anschließen. Weitere Infos zu SaN in Hessen gibt es unter https://hessen.de/presse/ projekt-sektorenuebergreifen de-ambulante-notfallversor gung-gestartet

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