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Aus Allendorf in die Welt

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Seit 2008 ist das Unternehmen Städter in Allendorf ansässig. Foto: Städter © Städter

Bei der Firma Städter in Allendorf dreht sich seit 50 Jahren alles um die vollendete Form des Backens

Allendorf . Zwar hat Ursula Städter die Ausstechform nicht erfunden, doch haben ihre Modifikation und Kreativität die Basis für ein heute global agierendes Unternehmen gelegt. In diesem Jahr feiert die Firma Städter GmbH mit Sitz in Allendorf ihr 50-jähriges Bestehen.

Und noch heute ist es die Welt des Backens, die dem Unternehmen den Erfolg beschert. Geschäftsführer Peter Städter blickte im Gespräch mit dem Anzeiger auf fünf Jahrzehnte Firmengeschichte zurück.

Schon Oma und Opa zogen mit ihren Haushaltwaren von Markt zu Markt. Hermann und Lina Aff verkauften an ihrem Stand alles, was man im Haushalt so brauchte. Bürsten, Besen, Messer und auch einige Tierzuchtartikel. Tochter Ursula und ihr Ehemann Walter Städter übernahmen das Ganze 1973, gingen erst mal die eingetretenen Pfade. Doch schnell merkten beide, wie sehr Haushaltsartikel nachgefragt waren und erweiterten das Sortiment, bauten das Geschäft aus.

Neue Motive

Ursula Städter erkannte, dass im Bereich Backen viel Kreativität und auch Potenzial für neue Artikel liegt. Gerade die Ausstechformen für die klassische Weihnachtsbäckerei fielen ihr dabei ins Auge. Sie setzte sich hin, zeichnete neue Motive und gab ihre Zeichnungen an einen blechverarbeitenden Betrieb. Die neuen Motive fanden reißenden Absatz, die Geschichte kam ins Rollen.

Mitte der 1980er Jahre wurde in Grünberg das Haushaltswarengeschäft in der Marktgasse eröffnet, das Sortiment stetig erweitert. Auch Händlerkollegen wurden auf die tollen Formen aufmerksam, fragten nach, wollten ihren Kunden ebenfalls eine vielseitige Auswahl an Ausstechformen und Backzubehör anbieten können. »Wir hatten keine Logistik, gar nix«, schmunzelte Peter Städter. Die Nachfragen zogen Kreise, sogar Fachverbände fragten nach. Hinzu kam 1983 eine Backschule. Kurzerhand wurden dazu die Lager ausgeräumt und Stühle hineingestellt. Eine Konditorin gab Tipps und zeigte, wie man die Produkte anwendet. Auch das steigerte wiederum den Bekanntheitsgrad des Unternehmens. Die Märkte, der Laden, der Verkauf an andere Händler - bis etwa 1991/1992 stemmten Walter und Ursula Städter alles alleine. Irgendwann war klar, dass man nur eines wirklich richtig machen wollte. Und hier kam Sohn Peter ins Spiel.

Der Elektroingenieur hatte zu der Zeit zwar ein eigenes Büro, erklärte sich aber gerne bereit, für ein halbes Jahr »ein bisschen EDV, die Logistik« zu übernehmen. »Daraus sind 32 Jahre geworden«, so der 57-Jährige »Wir waren eine Fünf-Mann-Firma. Eltern, Sohn und zwei Angestellte - dann ist es sozusagen explodiert und hat sich seither sehr gut entwickelt.«

Umzug

Ende der 1990er Jahre ist die Firma Städter erstmals auf der »Ambiente«, der international führende Konsumgütermesse, in Frankfurt gewesen. In diesen fünf Ausstellungstagen habe man internationale Aufmerksamkeit bekommen. »Es kamen Anfragen aus Italien, der Schweiz, Österreich und Skandinavien.« Der Export wurde ausgebaut. Rund 1000 Artikel waren zu dieser Zeit im Angebot, der Bereich »Food«, also Dinge wie Tortendekor oder Speisefarben, kam hinzu.

2003 übernahm Peter Städter schließlich die Geschäftsführung. Die Räumlichkeiten in Grünberg platzten aus allen Nähten. Also zog das Unternehmen 2008 nach Allendorf/Lda.. »Wir sind an Gründonnerstag in Grünberg ausgezogen, am Dienstag nach Ostern haben wir in Allendorf alle Systeme hochgefahren. Ein Umzug quasi ohne Leerlauf«, erinnert sich der Geschäftsführer.

Der Vorteil des neuen Standorts lag auf der Hand: »Hier haben wir alles unter einem Dach und wir liegen - in der Mitte von Deutschland - logistisch sehr gut.«

Rund 2700 Artikel, davon 98 Prozent Zubehör zum Backen, zählt das Sortiment heute. Das reicht von den bereits erwähnten Ausstechformen über Backformen in verschiedenen Ausführungen, Spritztüten, Pralinenzubehör, diverse Küchenhelfer und mehr. Qualitätsware vertreiben ist laut Städter das oberste Prinzip.

Corona habe die Menschen umdenken, öfter kochen oder eben auch backen lassen. »Und mit dem richtigen Werkzeug macht das einfach mehr Spaß. Außerdem hat man von einem guten Produkt länger etwas.« Geliefert wird in 40 Länder. Die Städter-Produkte gehen ausschließlich an den Fachhandel oder spezialisierte Online-Händler. Die Ausstechformen gibt es seit 2005 übrigens auch mit Prägung.

Backschule

Noch immer ist die Firma Städter alljährlich auf der »Ambiente« vertreten, doch auch auf anderen Messen, teils weltweit, findet man das Backzubehör aus Allendorf. Auch gibt es die Backschule noch.

Nicht nur das, hier werden auch neue Rezepte ausprobiert, es gibt regelmäßige Schulungen für Verbraucher in der Region und Mitarbeiter der Fachhändler, »damit die ihre Endkunden gut beraten können.« Dafür geht man auch mal auf Tour und schult vor Ort bei den Kunden, die dazu wiederum ihre Endkunden einladen. Etwa 50 Mitarbeiter gibt es in Allendorf, dazu kommen 15 freie Handelsvertreter, die über ganz Deutschland verteilt sind.

»Produktentwicklung, Export, Grafik, ein eigenes Fotostudio, um die Produkte in Szene zu setzen, Rezeptentwicklung - das alles läuft hier in Allendorf.« Neue Produkte werden dem Alltagstest unterzogen. Städter lacht: »Wir backen das, es wird inszeniert, fotografiert - und dann gegessen.« An den Wänden sind Fotos der in der Backstube entstandenen (Kunst)-Werke zu sehen, in einer Vitrine kann man deren »Dummies«, also sozusagen Nachbauten fantasievoller Torten, bewundern.

Peter Städter bekennt sich klar zum Standort im Lumdatal. «Ein großer Teil unserer Mitarbeiter kommt aus Allendorf, den Ortsteilen oder umliegenden Gemeinden. Kurz gesagt, alle kommen aus der Region. Wenn man ein Unternehmen im ländlichen Bereich ist, ist die Verbundenheit mit der Firma größer.«

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Die Anfänge: Die Großeltern, hier Oma Lina Aff, von Peter Städter boten auf Märkten Haushaltsartikel an. Foto: Städter © Städter
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Peter Städter leitet die Firma seit 2003. Foto: Städter © Städter
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Auf den Märkten in der Region ein bekannter Anblick: Der Stand der Firma Städter. Foto: Städter © Städter

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