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Aus vier Morgen Ackerland entstanden

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Von: Thomas Wißner

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Im Rahmen des 1250-Jahr-Festaktes in Utphe wurden Landesehrenbriefe verliehen: Staatssekretär Manuel Lösel (v.l.), Bürgermeister Rainer Wengorsch, Andrea Büttel, Landrätin Anita Schneider, Christian Eichenauer und Stadtverordnetenvorsteher und Ortsvorsteher Karl-Ludwig Büttel. Foto: Wißner © Wißner

Im Rahmen des Festaktes 1250 Jahre Utphewurden auch zwei Landesehrenbriefe verteilt. Das große Fest findet im Juli statt.

Hungen (twi). 773 findet sich im Lorscher Codex die erste urkundliche Erwähnung mit »Odupher marca« (Utpher Gemarkung), als ein gewisser Albuin dem Kloster Lorsch vier Morgen Ackerland schenkte.

1250 Jahre ist dies nun her und Anlass für gebührende Feierlichkeiten. Mit einem Kommersabend in der Volkshalle fiel am Wochenende der Startschuss für Veranstaltungen bis in den Dezember hinein. Höhepunkt wird ein Festwochenende im Juli sein.

Gut 120 Gäste konnte Stadtverordnetenvorsteher und Ortsvorsteher Karl-Ludwig Büttel in der Volkshalle zur Auftaktveranstaltung begrüßen. Dabei erwies sich Büttel einmal mehr als »Mann für alle Fälle«, denn nicht nur als Moderator führte er unterhaltsam im Plauderton durch das Programm, bei dem er sich auch als Chronist einbrachte.

In drei Vorträgen spannte den Bogen vom Lorscher Codex über die Stauferzeit und den 1528 erfolgten Kauf des Hofs in Utphe durch Graf Philipp von Solms-Lich bis hin zur Zugehörigkeit zu Solms-Laubach im 17. Jahrhundert und der Eingliederung zu Hungen am 31. Dezember 1970. Nicht unerwähnt blieben der Bergbau im vergangenen Jahrhundert und die Geschichte des Hofguts, auf die Jörn Rosenau einging.

Musikalisch geleitete die Original Kapelle Heimatlos unter Frank Mader durch den Abend, den eine örtliche Kindertanzgruppe eröffnet hatte und in dessen Verlauf das Volti-Team Hungen sein Können zeigte wie auch die Tanzformation Apolas aus Villingen.

Ein eher trauriger Ereignis wurde noch in eine positive Aktion verwandelt. Die Landfrauengruppe im Ort hatte sich aufgelöst. Sie stellten allerdings ihr Restvermögen in den guten Dienst der Sache und organisierten dafür ein Buffet. In der Festakt-Pause konnte daher gegen eine Spende geschlemmt werden.

Sanierungsstart versprochen

Hungens Bürgermeister Rainer Wengorsch hatte ebenfalls ein schönes Geschenk mitgebracht. Er versprach, dass noch in diesem Jahr mit der energetischen Sanierung der Volkshalle endlich begonnen werden soll. Im kommenden Jahr sei dann mit der Glasfaserversorgung zu rechnen. »Wichtiger als die politischen Planungen waren und sind für den Fortbestand und die Entwicklung von Utphe der soziale Zusammenhalt, die gegenseitige Hilfe, das Engagement der Menschen und der Vereine. Eine starke Gemeinschaft erkennt man hier an den Vorbereitungen und Aktionen des Jubiläumsjahres«, unterstrich das Stadtoberhaupt.

Landrätin Anita Schneider betonte, dass 1250 Jahre Utphe als »Jubiläum eines kleinen Dorfes mit heute rund 650 Einwohnern mit Selbstbewusstsein begangen werden kann«. Dabei zeigte sich Schneider überzeugt, dass das Jubiläum »diesen Stolz und die Identität mit dem Heimatort noch zu stärken«. Utphe habe aufgrund seiner Ressourcen eine besondere wirtschaftliche Geschichte, zu denen der Kohlebergbau in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts gehöre, wo viele Landwirte nicht nur einen neuen Arbeitsplatz fanden, sondern auch der Zuzug von türkischen Gastarbeitern und deren Familien ein weiterer Meilenstein war. »Es gibt viele Dinge, die einen Ort zur Heimat machen. Mit das wichtigste ist jedoch das Zusammenleben und damit eng verbunden das Ehrenamt, die Vereine und hier sicherlich beispielgebend auch die Feuerwehr«, sagte die Landrätin.

Nicht unerwähnt ließ Schneider, dass auch in Utphe wie vielerorts der Gesangverein als einst größter Verein des Ortes aufgelöst wurde. Eine Blütezeit und Bekanntheit weit über die Region hinaus erspielte sich der Fußballverein TSV Utphe, der nicht nur einst in der Landesliga spielte sondern auch Bayern München mit Weltstars wie Sepp Maier, Gerd Müller und Karl-Heinz Rummenigge zu einem Gastspiel begrüßen konnte.

Kultus-Staatssekretär Dr. Manuel Lösel freute sich angesichts der Feier über die wieder gewonnene Normalität. habe doch auf den Tag genau vor drei Jahren die damalige Bundeskanzlerin massive Einschränkungen im öffentlichen Leben angekündigt.

»1250 Jahre, das sind 50 Generationen. Wenn eine Dorfgemeinschaft so lange funktioniert, dann auch nur, wenn Menschen da waren, die sich über aller Maßen engagiert haben«, leitete Lösel zu zwei herausragenden Ehrungen über. Er händigte im Auftrag von Ministerpräsident Boris Rhein Andrea Büttel und Christian Eichenauer den Ehrenbrief des Landes Hessen aus.

Andrea Büttel ist im Cult-Club seit 1998 Schriftführerin und seit 2000 Vorsitzende der Freiwilligen Feuerwehr. Hier trat Büttel 1977 ein, war als Feuerwehrfrau aktiv und kehrte nach einer Mutterzeit 1995 wieder in den aktiven Feuerwehrdienst zurück. »Sie sind die gute Seele und die Organisatorin die überall anpackt und mit Rat und Tat zur Seite steht«, lobte Lösel die »vierfache Mutter, die sich so einbringt. Sie sind für uns alle ein Vorbild«.

Mit Christian Eichenauer wurde auch der Ehrenvorsitzende des Cult-Club mit dem Ehrenbrief ausgezeichnet. Als Gründungsvorsitzender stand er von 1998 bis 2016 an der Spitze des Vereins, wobei ihn laut Lösel »ein sehr anpackendes Wesen« auszeichnete. Seit Oktober 2021 ist er zudem Ortsgerichtsvorsteher für Hungen III.

Maitanz nächste Veranstaltung

Mit dem Maitanz des TSV am Maifeiertag werden die Jubiläumsfeiern fortgesetzt, folgt dann am 18. Mai der Vatertag bei der Feuerwehr und dann bereits das Festwochenende im Juli mit Weinabend, Festumzug, Partyabend, Feuerwehr Oldtimer-Ausstellung und Offenen Höfen im Herzen des Dorfes.

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