Vor 30 Jahren wurde in Vetzberg ein in seiner Gestaltung modernes und auffälliges Gotteshaus gebaut. Der Entwurf kam von der TH Darmstadt.
Von Klaus Moos
Der Einweihungsgottesdienst in der Vetzberger Kirche. Foto: Moos
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
BIEBERTAL - Der neu gestaltete gemeinsame kirchliche Gemeindebrief "Evangelisch in Biebertal" ist geprägt vom Jubiläum 50 Jahre Biebertal. Alle Evangelischen Kirchen sind erwähnt und in ihrer Entstehung beschrieben, einige davon bildlich dargestellt. Mit 30 Jahren ist die Kirche in Vetzberg die jüngste und in ihrer Gestaltung sicher auch die modernste und auffälligste. Da diese Kirche, oder besser gesagt dieses Gemeindehaus ohne bildliche Darstellung abgedruckt wurde und inzwischen aber seid dem Bau genau 30 Jahre ins Land gegangen sind, bedarf es einer kurzen Geschichte des Vetzberger Gotteshauses.
Bis zum Bau der Kirche legte eine Gemeindeordnung fest, dass der sonntägliche Gottesdienst in der Rodheimer Kirche und einmal zusätzlich in Vetzberg an einem Sonntagnachmittag stattfinden sollte. Dazu wurden die Räumlichkeiten der neuen Schule in Vetzberg, jetzt Kindergarten, genutzt, was jeweils mit hohem Aufwand verbunden war. Die damalige Küsterin Frieda Steinel hatte diese Aufgaben fest im Griff. Auch Taufen wurden in Vetzberg angeboten. Kirchliche Trauungen wurden in Rodheim durchgeführt.
700 000 Euro Finanzierung
Immer stärker wurde der Wunsch der Vetzberger nach einer eigenen Kirche laut. Dabei sollte aber die Komponente Gemeindehaus mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten im Vordergrund stehen. Pfarrer Carl-Heinz Alsmeiser trieb die Planungen voran. Die Finanzierung des Hauses, etwa 700 000 Euro, war durch angesparte Eigenmittel und Zuschüsse nahezu gesichert. Als Standort kristallisierte sich aus einigen Möglichkeiten der alte, nicht mehr benutzte Friedhof heraus. Das war zugleich der Startschuss für die Technische Hochschule Darmstadt, mit 17 Studierenden in einem von der Landeskirche und der Bartnung Stiftung (Bund von Architekten der Nachkriegszeit) ausgelobten Wettbewerb für ein Projekt Kirchbau einzutreten. Die noch studierenden Architekten Rolf Hempelt und Manfred Bernhardt gewannen den Wettbewerb. Gefordert war ein Grundtypus für drei Gemeindehäuser, die an verschiedenen Standorten gebaut werden konnten.
Der Einweihungsgottesdienst in der Vetzberger Kirche. Foto: Moos
Die fertiggestellte Kirche auf dem alten Friedhof.
2
Mitte August 1990 stellten die Architekten den Vetzbergern ein Modell vor. Auch Ortsvorsteher Prof. Manfred Dörr fand die Arbeiten überzeugend. Währenddessen war auf dem alten Friedhof ein Holzlattengerüst aufgebaut, das genau die Größe des geplanten Kirchbaus demonstrierte. Das Lattengerüst war für den Landeskonservator Dr. Enders Bedingung für den Bau der Kirche an besonderem Ort. Nachdem Dr. Enders grünes Licht gab, konnte das Baugeschehen in eine konkrete Phase eintreten. Der moderne Kirchbau wurde von der Bevölkerung auch kritisch begleitet. Das statische Tragsystem und die Raum bezogenen Wände wurden konstruktiv voneinander getrennt. Das hallenartige Tragskelett wurde entsprechend den örtlichen Gegebenheiten individuell ausgebaut. Trotz einer Vielfalt an Material und Formen wird durch ein großes, alles überspannendes Dach ein einheitlicher Gesamteindruck erreicht.
Gestaltet wurde ein 64 Quadratmeter großer Gottesdienstraum, der bei Bedarf durch das Öffnen einer großen Schiebetür durch das Foyer vergrößert werden kann. Durch die Bestuhlung kann dieser Raum vielfältig genutzt werden. Im Erdgeschoss wurden dazu eine Teeküche, ein Vorbereitungsraum und ein Behinderten WC eingerichtet. Im Obergeschoss entstanden hinter der Empore mit weiteren Sitzplätzen und Platz für die kleine Orgel, ein 30 Quadratmeter großer Jugendraum. Die Vetzberger Kirche sollte ab sofort jeden Sonntag von 17 Uhr bis 18 Uhr geöffnet sein, um Zeit zur Stille zu haben. Am vergangenen Sonntag hatte die junge Küsterin Caroline Riederer mit viel Liebe die Kirche mit Kerzen kreativ ausgestaltet.