»Der Eimer muss zum Huhn«
Kreis Gießen (red). Mitglieder der Gruppe »Lernort Natur« unter Leitung von Ralf Weber und Dieter Jüttemeier setzen sich aktiv für die Rebhuhn-Pflege im Lehrrevier Garbenteich des Jagdvereins (JV) Hubertus Gießen ein. Und das mit Erfolg. Im vergangenen Jahr konnten sechs Rebhuhn-Ketten gesichtet werden. Damit liege das Revier im Hessen-Monitoring der Rebhuhn-Zählung auf den vordersten Plätzen, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins.
In Deutschland werde das Rebhuhn als stark gefährdet auf der Roten Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten geführt, die deutsche Wildtierstiftung schätze, dass nur noch circa 50 000 Brutpaare in ganz Deutschland beheimatet seien. Die Rebhuhn-Hege werde vom Landkreis Gießen unterstützt. Die Jagdvereins-Experten sehen drei wichtige Faktoren für die erfolgreiche Rebhuhn-Ansiedlung.
Dichte Vegetation bevorzugt
Deckungsstrukturen wie Hecken und ausreichend hohe Altgrasraine an Wegen, Gräben und zwischen den Feldern seien ausschlaggebend für die Höhe der Brutpaardichte. Als Neststandort werde ein Platz mit dichter Vegetation und einem möglichst hohen Anteil an abgestorbenem Pflanzenmaterial bevorzugt.
Bei Verlust des Erstgeleges wichen die Rebhühner als reine Bodenbrüter häufig in die Kulturflächen aus, wo sie sich den Gefahren durch die landwirtschaftliche Nutzung aussetzten. In Wiesen, Klee- und Luzerneflächen, unter Umständen auch im Wintergetreide, würden die Gelege häufig ausgemäht. Die Konsequenzen für die Population seien schwerwiegend, da dabei nicht selten auch die Henne getötet werde.
Zweitens komme es auf eine durchdachte Platzierung des Äsungsangebotes an. Im Hubertus Lehrrevier Garbenteich würden von den Mitgliedern der Gruppe 22 Rebhuhn-Futterstellen verwaltet.
Die Futterstellen bestünden aus einem Kunststoffeimer mit Deckel gegen Witterungseinflüsse und einem Haltegestell. In den Boden des Eimers sei ein Sieb gefüllt mit Weizen eingehängt, wodurch eine kontrollierte Abgabe des Futters ermöglicht werde. Unter die lose aufgelegte Bodenplatte werde Zucker gestreut. Der Zucker locke Ameisen und weitere Insekten an und könne von Küken bequem dort aufgenommen werden.
Die Einrichtung der Rebhuhn-Fütterung könne die Standorttreue der Vögel erhöhen und trägt zur optimalen Versorgung der Tiere im Frühling bei.
Doch wo sei der richtige Standort im Revier zu finden? Dazu rät Ralf Weber, bevorzugte Aufenthaltsorte jährlich feststellen, besonders zur Paarungs-Zeit. Grundregel sei: »Der Eimer muss zum Huhn«.
Geeignete Plätze seien zum Beispiel die Säume dichter, niedriger Hecken, altgrasreiche Böschungen, Ränder von Brachen und Blühstreifen, Feldraine zwischen Kulturen sowie im Winterhalbjahr auch inmitten von Brombeerdickichten, Rapsschlägen und Zwischenfrüchten, ergänzt Dieter Jüttemeier. Rebhühner liebten als Offenlandart die freie Übersicht, Küken brauchen Wärme und Trockenheit.
Prädatoren auch ein Faktor
Sicherlich stehe die Fuchsbejagung an erster Stelle aber auch Waschbär und Marder dezimierten die Bestände. Durch intensive Bejagung des Raubwildes 2020/21 sei der Druck durch Prädatoren stark gemindert und die Vogelbestände und die Rebhuhn-Ansiedlung im Gebiet habe deutlich zugenommen.
Wer Interesse, Zeit und Lust hat mitzuwirken, ist herzlich in der Gruppe willkommen. Weitere Informationen finden sich im Internet unter www.hubertus-giessen.de.