»Einzigartige Tragödie«

Zum Holocaust-Gedenktag forderte Busecks Bürgermeister Michel Ranft auf dem jüdischen Friedhof in Buseck eine »frühzeitige Erziehung zum friedlichen Zusammenleben«.
Buseck (csl). »Der Holocaust-Gedenktag ist ein Tag der Mahnung, ein Tag ›gegen das Vergessen‹, aber vor allem auch ein Tag für eine Zukunft in Frieden«, unterstrich Busecks Bürgermeister Michael Ranft am vergangenen Freitag auf dem jüdischen Friedhof der Gemeinde.
Ranft legte am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus einen Kranz nieder. Der 27. Januar ist ein weltweiter Tag der Mahnung und des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, den Deutschland seit dem Jahr 1996 begeht und im November 2005 durch die UN-Generalversammlung zum »International Holocaust Remembrance Day« erklärt wurde. Er soll als Auftrag für alle UN-Mitgliedsstaaten verstanden werden, an die verfolgten und ermordeten Kinder, Frauen, und Männer zu erinnern.
Ranft ging auf die Worte Kofi Annans in einer Rede aus dem Jahr 2006, in welcher dieser von einer »einzigartigen Tragödie« sprach, die sich nicht mehr rückgängig machen lässt. Daher müsse die »Erinnerung mit Scham und Entsetzen wachgehalten werden«.
Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Streitkräfte das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Allein hier wurden etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges mussten mehr als sechs Millionen Juden, viele Tausende Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, politische Gegner, Homosexuelle und eine Vielzahl weiterer Menschen aufgrund des NS-Terrors ihr Leben lassen, so Ranft. »Wir gedenken der Opfer von Unrecht, Hass und Fanatismus.«
Ranft sprach sich klar für ein weiter fortgeführtes, gemeinsames Gedenken aus. »Alles andere wäre ein Ausstieg aus der Geschichte, das Verdrängen des Grauens, das die Geschichte vor allem im 20. Jahrhundert geprägt hat.« Ranft forderte eine frühzeitige Erziehung zum friedlichen Zusammenleben.«
Geschichtlich kann in der Gemeinde Buseck nachgewiesen werden, dass bereits seit dem 16. Jahrhundert Juden hier ansässig waren. Die erste Synagoge befand sich in der Kaiserstraße. Das Haus »Am Anger« 10 wurde 1844 von der jüdischen Gemeinde erworben und zu einer Synagoge umgebaut. Während der Reichspogromnacht 1938 wurde die Synagoge und weitere Orte jüdischer Geschichte zerstört und es begann die Deportation der Juden nach Buchenwald. Später erwarb die Gemeinde Buseck das Gebäude »Am Anger« 10. Der jüdische Friedhof, auf welchem das Holocaust-Gedenken seit 2020 stattfindet, wurde Ende des 18. Jahrhunderts an die Gemeinde Buseck veräußert. Der »Freundeskreis Anger 10« hält die Erinnerung an die jüdische Geschichte aufrecht.
Klare Absage an Ausgrenzung
Im Namen des Vereins sprach Dirk Haas, Ranfts Vorgänger im Amt, ebenfalls mahnende Worte. Er appelliere daher jede Minderheiten- und Ausländerfeindlichkeit, jeglicher Politik der Ausgrenzung eine klare Absage zu erteilen. Dr. Hans Ulrich Eskens, Mitglied des Verwaltungsrates der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Marien in Buseck, sprach von einer »Schuld der Kirche«, die noch nicht aufgearbeitet sei.