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»Elegante Problemlösung« für Kartverein Oppenrod?

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Der neue Vorsitzende Rainer Dörr hofft, dass das Fahrerlager an einer anderen Stelle auf dem Gelände des Kartvereins Oppenrod neu angelegt werden kann. Archivfoto: Wißner © Red

Im Konflikt um das illegal errichtete Fahrerlager macht der neue Vorstand des Kartvereins einen Vorschlag für einen neuen Standort.

Buseck/Reiskirchen. (ww). Der neue Vorsitzende des Kartvereins Oppenrod, Rainer Dörr, wusste, auf was er sich mit der Übernahme des Amtes einließ. Allerdings war ihm nicht klar, dass die Aufarbeitung der dubiosen Vorgänge im Verein größere Dimensionen annehmen würde. Der Butzbacher war im April gewählt worden. Der alte Vorstand wurde zudem in einer Krisen-Hauptversammlung nicht entlastet.

Den 260 Mitglieder starken Verein plagen arge Sorgen. Der Rückbau eines für 250 000 Euro errichteten baurechtlich illegalen Fahrerlagers steht an. Aber es gibt auch Ärger mit Burkhardsfeldenern, die sich massiv vom Lärm der Flitzer gestört fühlen. Behörden sind eingeschaltet.

Dem Geschäftsführer eines Autohauses ist klar, dass das 2015 illegal errichtete Fahrerlager rückgebaut werden muss. Er hat eine »elegante Problemlösung« parat. Ein vereinseigenes Areal befindet sich vom Parkplatz-Schwarzbau ausgehend auf der Westseite der Kartbahn zwischen dem Gelände und dem Solarpark an der A 5. Dörr hofft, dass der jetzige Vorstand mit den Behörden über die Verlegung Einvernehmen erzielen kann. »Das wäre doch für alle eine akzeptable Lösung«, denkt der Unternehmer.

Termine mit Behörden abwarten

Die Kartfahrer müssten dann ein wenig mehr laufen, könnten jedoch weiterhin über die Stefan-Bellof-Straße mit ihren schweren Fahrzeugen anreisen. Der Schotter, der zur Befestigung des bisherigen Fahrerlagers dient, müsste nur einige hundert Meter weiter transportiert werden. Das drücke natürlich die Gesamtkosten, die sich geschätzt auf 250 000 Euro belaufen könnten. »Unumgänglich ist der Rückbau«, unterstreicht Dörr, der jetzt weitere Termine mit den Behörden abwarten will, bevor er erneut die Mitglieder zusammenrufen möchte.

Das Fahrerlager ist allerdings nicht das einzige Problem des amtierenden Vorstandes. Auch Nebengebäude wie Garagen waren ohne Genehmigung auf dem Gelände errichtet worden. Wie hoch ist der Schaden? Dörr weiß darauf noch keine Antwort, bevor die Modalitäten mit den Ämtern nicht genau geklärt sind. »Wir warten seit Monaten auf einen Termin beim zuständigen Regierungspräsidium (RP) in Gießen. Glücklicherweise haben wir eine Versicherung für den Vorstand abgeschlossen, die wir in Anspruch nehmen wollen.«

Dörrs Linie ist klar: Die Angelegenheit ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen. »Es wurde ein Architekt beauftragt, da es ja nicht nur um den Rückbau des Fahrerlagers geht. Wir müssen wissen, was das RP verlangt und wie es aussehen soll. Wir möchten das in einem Zuge genehmigen lassen.«

Dörr, dessen Kinder Fans des Kartsports sind, stellt nach vier Monaten Amtszeit fest: »Da ist so viel schiefgelaufen im Verein. Der Vorstand arbeitet das Stück für Stück auf.« Dafür brauche es Unterlagen wie Verträge, die oft nicht vorhanden seien. »Wir drehen gerade jeden Stein um und müssen uns alles zusammensuchen.« Er wolle alles Liegengebliebene aufarbeiten. »Ich werde so lange durchhalten, bis unser Vorhaben 100 Prozent genehmigt ist. Dafür braucht es die Behörden und deren Einvernehmen«, erklärt der Butzbacher.

Den Stein mit dem illegal errichteten Fahrerlager hatten Bürger aus Burkhardsfelden ins Rollen gebracht, die sich vom Lärm der Kartfahrer belästigt fühlten. Sie riefen die Behörden im Sommer 2021 auf den Plan. Bei einem Vor-Ort-Termin wurden die Probleme offenbar. Die Vertreter der Behörden schauten genauer hin und stellten fest, dass das Fahrerlager auf einer Fläche hergestellt worden war, die als reiner Grünzug im Flächennutzungsplan der Gemeinde Reiskirchen ausgewiesen ist. Es hätte in jedem Fall einer Planänderung samt Baugenehmigung bedurft, die wahrscheinlich nicht genehmigungsfähig gewesen wäre.

Es stellte sich auch heraus, dass die Betriebsgenehmigung aus den 1980er Jahren, in der die Fahrzeiten geregelt sind, nicht mehr zeitgemäß war. Der frühere Vorsitzende hatte Änderungen vorgenommen und auf den Weg der Genehmigung gebracht. »Der neue Vorstand hat positive Gespräche mit den Beschwerdeführern geführt, die gar nicht wollen, dass die Kartbahn zugemacht wird«, betont Dörr. Obwohl um 20 Uhr Schluss sein sollte, sei jedoch zuvor von Vereinsseite zugelassen worden, dass teils bis 22 Uhr gefahren wurde, was zu den Reaktionen der Anwohner geführt habe. »Jetzt halten wir uns an die Zeiten, und es gibt keine Probleme mehr. Ich kann die Kritik verstehen.«

Pitbikes nicht genehmigt

Es wurde nicht nur mit Karts auf der Strecke gefahren, sondern auch mit Pitbikes, kleinen Motorrädern, erklärt Dörr. Dafür gebe es keine Genehmigung. »Das Kart ist leiser und weist ein nicht so störendes Klangspektrum des Motors auf.« Warum kam es überhaupt dazu, dass die Burkhardsfeldener die Behörden einschalteten? »Man war vorher von Vereinsseite nicht bereit, mit denen zu reden.«

Dörr geht es darum, das Vereinsleben wieder in den Vordergrund zu rücken. Es bestehe kein Interesse, »einen Geschäftsbetrieb daraus zu machen«. Er wolle erreichen, dass die Jugendarbeit gefördert wird. »Wir wollen auch etwas für Studenten anbieten«, hat er bereits Ideen. Das bisherige Führungsduo hätte das Mietkart-Geschäft ausbauen, vom Verein mieten und eigenständig weiterbetreiben wollen. »Für uns hat jetzt das Vereinsleben oberste Priorität. Wir wollen mit dem Kartverleih Geld verdienen, aber es in die Jugendarbeit stecken.«

Der neue Vorsitzende möchte einen Zwischenbericht verfassen, allerdings erst einmal die Behördenauflagen abwarten. Er informiere derzeit einmal im Monat im Rahmen eines Clubabends, zu dem die Mitglieder eingeladen sind, über den Stand der Dinge. Die Hauptversammlung komme. »Ich möchte aber noch abwarten, bis es Fakten gibt.«

Das RP erklärt auf Anfrage des Anzeigers, dass die fachliche Prüfung abgeschlossen sei. Bei dem weiteren Vorgehen seien insbesondere Belange des Naturschutzes, des Bodenschutzes sowie abfallrechtliche Belange zu berücksichtigen gewesen. Die aus der fachbehördlichen Prüfung resultierende weitere Vorgehensweise solle bei einem Termin zunächst dem Betreiber erläutert werden, unterstreicht Thorsten Hass von der Pressestelle.

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Rainer Dörr Archivfoto: Wißner © Red

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