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Entscheidung fällt am 16. Oktober

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Von: Debra Wisker

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Jan-Erik Dort, Bianka de Waal-Schneider und Selda Demirel-Kocar (v.l.) zeigen bei aller Konkurrenz am Wahlabend doch Einigkeit. Foto: Wisker © Wisker

Bianka de Waal-Schneider (SPD) und Jan-Erik-Dort (unabhängig) gehen in die Stichwahl.

Lollar . Um 19.14 Uhr stand es fest: Bianka de Waal-Schneider (SPD) und Jan-Erik Dort (unabhängig) gehen am 16. Oktober in die Stichwahl. Für Selda Demirel-Kocar (CDU) endete der Bürgermeister-Wahlkampf am gestrigen Sonntagabend. Sie hatte im Gesamtergebnis 26,43 Prozent der Stimmen geholt, während auf de Waal-Schneider 45,47 Prozent und auf Dort 28,10 Prozent entfielen. Die Wahlbeteiligung lag bei 44,83 Prozent.

Im Foyer des Rathauses verfolgten die Anwesenden gespannt die Entwicklung auf der großen Leinwand. Um 18 Uhr hatten die Wahllokale geschlossen, die ersten Ergebnisse gab es um etwa 18.20 Uhr aus Ruttershausen. Vorne lag Bianka de Waal-Schneider mit 45,96 Prozent der Stimmen, Selda Demirel-Kocar erhielt 27,72 Prozent, Jan-Erik Dort 26,32 Prozent. Der Trend setzte sich gegen 18.25 Uhr mit den Ergebnissen aus Salzböden fort, auch hier zeichnete sich ein deutlicher Vorsprung der SPD-Kandidatin (51,23 Prozent) gegenüber der CDU-Bewerber (27,78) und dem unabhängigen Dort (20,99) ab. Die Spannung stieg, dauerte es bis zu den nächsten Wasserstandsmeldungen doch eine Weile. Schließlich lagen um 18.41 Uhr die Briefwahlergebnisse aus der Kernstadt vor: de Waal-Schneider 46,96 Prozent, Demirel-Kocar 23,86 Prozent, Dort 29,18 Prozent. Kurz darauf folgten die Meldungen aus Odenhausen. Sie zeigten wiederum Bianka de Waal-Schneider (47,27) vor Demirel-Kocar (24,12) und Dort (28,62). Nun fehlte nur noch die Kernstadt mit ihren drei Wahlbezirken. Und hier gab es eine Überraschung. Selda Demirel-Kocar führte im Wahlbezirk Lollar Nord mit 37,11 Prozent, gefolgt von Jan-Erik Dort (33,59 Prozent). Bianka de Waal-Schneider fuhr hier ihr schlechtestes Ergebnis mit 29,30 Prozent ein. Doch das drehte sich wieder, als kurz darauf der Wahlbezirk Südwest vorlag. de Waal-Schneider lag hier wieder vorne mit 42,17 Prozent, ihr folgte Demirel-Kocar mit 31,57 Prozent und Dort mit 26,26 Prozent. Der Trend setzte sich auch bei den Briefwahlergebnissen fort. In der Kernstadt zeigte das Ergebnis 46,96 Prozent für die SPD-Kandidatin, 23,86 Prozent für die CDU-Bewerberin und 29,18 Prozent für den unabhängigen Kandidaten. Die Briefwahl in den Stadtteilen zeigte folgendes Ergebnis: Bianka de Waal-Schneider 46,49 Prozent, Selda Demirel-Kocar 23,71 Prozent und Jan-Erik Dort 29,8 Prozent. Die Enttäuschung bei den Lollarer Christdemokraten war groß, hatten sie sich sicherlich ein anderes Ergebnis für ihre Kandidatin erhofft.

Strahlende Augen gab es dagegen bei der SPD und bei Jan-Erik Dort und seinen Unterstützern. Es seien drei sehr starke Kandidaten gewesen, zog Bianka de Waal-Schneider eine kurze Zwischenbilanz. Insofern sei sie nicht überrascht, dass es eine Stichwahl gebe. »Wir haben einen sehr fairen Wahlkampf geführt. Man hat deutlich gemerkt, dass jeder seine Eckpunkte gesetzt hat.« Sie freue sich, dass sie jetzt als Favoritin in die Stichwahl gehe. »Ich bin noch voll Power und werde die kommenden vier Wochen nutzen, um noch mehr Wähler von mir zu überzeugen.« Kommunikation stehe ohnehin ganz oben auf ihrer Agenda, das werde sie auch weiter forcieren. Auch wenn es natürlich ihr Wunsch sei, in der Stichwahl zu gewinnen, wollte sie doch keine Prognose abgeben. Dass ein unabhängiger Kandidat mit in die Stichwahl gehe, überrasche sie nicht, sei doch auch der Amtsinhaber Dr. Bernd Wieczorek unabhängig. »Das sind die Bürger ja auch gewohnt.« Nach den ersten Ergebnissen habe er nicht mehr daran geglaubt, in die Stichwahl zu kommen, bekannte Jan-Erik Dort. »Ich war ein wenig desillusioniert«, schmunzelte er. Er habe dann auch gar nicht mehr geschaut, das habe seine Ehefrau für ihn getan. Statt im Foyer des Rathauses hatte Dort mit Unterstützern - »auch mit meiner Oma« -, Freunden und Familie die Ergebnisse im Eiscafé Silano verfolgt. »Mir wäre das hier im Rathaus unter all den Leuten zu nervenaufreibend gewesen. Ich wollte lieber unter den Menschen sein, mit denen ich mich wohl fühle.« Welche Wählergruppen ihm seine Stimme gegeben haben, könne er nicht einschätzen. Das wolle er auch gar nicht. »Ich habe immer gesagt, ich will alle abholen. Das will ich auch weiterhin.« Ein wenig stolz ist er schon, habe er doch als Unabhängiger mit dem niedrigsten Budget doch ein gutes Ergebnis eingefahren. Am Montag werde er erst mal die Miete für die Bauzäune, an denen er sein Banner aufgehängt hat, verlängern. Im Wahlkampf werde er seinem »Schuh treu bleiben« und in den nächsten Tagen mit seinem Team Ideen sammeln, und schauen wie die umgesetzt werden.

Selda Demirel-Kocar erklärte, sie habe mit einer Stichwahl gerechnet, »aber nicht mit diesem Ergebnis«. Die Enttäuschung sei schon groß, da sie einen sehr engagierten Wahlkampf geführt habe und die Menschen ihr auch das Gefühl gegeben hätten, dass es einen Wechsel im Rathaus geben könne. »Aber Lollar ist wohl noch nicht so weit, eine Selda Demirel-Kocar zu wählen«, sprach sie die weniger schönen Erfahrungen aus dem Wahlkampf an. Das sei schade für die Gesellschaft. Sie habe dennoch gehofft, in die Stichwahl zu kommen. »Einfach wegen meiner Kompetenz.« Doch das sei Demokratie. Für sie gehe das Leben nun ganz normal weiter.

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