Dekan Rolf Klingmann reimte diesmal via YouTube.
(Foto: Zielinski)
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ANNEROD - (paz). Die gereimten Predigten des früheren Kirchberger Dekans Rolf Klingmann sind seit Jahren für viele Anneröder und Oppenröder Gemeindemitglieder ein guter Grund, am Sonntag vor Rosenmontag den Gottesdienst zu besuchen. Da der beliebte Gottesdienst wegen Corona nicht wie gewohnt in der Kirche stattfinden konnte, wurde die Predigt kurzerhand via YouTube ins heimische Wohnzimmer übertragen.
Wie gewohnt warf Klingmann wieder einen evangelisch-närrischen Blick auf die wichtigen Themen der Welt, allen voran natürlich Corona, und die damit verbundenen kleinen und großen Nöten der Menschen. Unterstützt wurde der geistliche bei der Liturgie von Pfarrerin Anne Schneider, für musikalische Untermalung an der Orgel sorgte Silas Lehrmund.
„Es scheint für unser ganzes Leben nur noch dies eine Wort zu geben. Es pflanzt sich fort von Haus zu Haus und kommt schon aus den Ohren raus“, stieg Klingmann in das Thema Corona ein. „Obwohl es keiner richtig kennt, ist es seit einem Jahr präsent“, fasste er zusammen. „Unser Wortschatz, deutlich breiter und der Horizont viel weiter, ja, wir könnten dank der Viren mit Fachbegriffen nun jonglieren…. Robert Koch und Charité, Inzidenz und Kekulé, Zellenwirt, immune Herde, exakte Daten und verkehrte, Antikörper, Proteine, Aerosole und Vakzine“, zählte er gekonnte Schlagworte auf.
„Lockdown, wann, vor allem wie? Gibt’s ne Langzeitstrategie? Abstand halten, Maskenpflicht, Schulen öffnen oder nicht?“ – auch diese aktuellen Fragen baute der frühere Dekan perfekt in seine Predigt ein. „Wo Spahn hobelt, fallen Späne!“ lautet das humoristische Fazit. Und: „Die Erkenntnis ist schon alt: Ein Virus ändert die Gestalt – Verwandte, die wir noch nicht kannten, sind Mäh-Onkels und Muh-Tanten.“
Auch mit dem Thema Impfen oder nicht beschäftigte sich Rolf Klingmann: „Wie schnell diesmal die Forscher waren, sonst ein Prozess von vielen Jahren. Doch beim Impfen ging’s ratzfatz und bald danach begann die Hatz.“ Donald Trump bekam ebenso sein Fett weg wie andere namhafte Politiker. Statt sich an Prognosen zu wagen, blickte der Geistliche lieber noch einmal in die Vergangenheit.
„Recht häufig ließen wir es krachen, Weltmeister im Urlaub machen… Wir fuhr’n nach Westen, Süden, Osten, kannten weder Streeck noch Drosten… Als Fazit wurde festgestellt: Uns gehört die weite Welt… Zum Italiener auf die Schnelle, Open Air und Maskenbälle im großen Angebot dabei, derzeit nur FFP2.“
Aber auch das Positive an der Krise stellte Klingmann heraus: „Corona hat uns doch gelehrt – und das ist sicher nicht verkehrt – dass man durchaus dann und wann auch kleine Brötchen backen kann, um recht erstaunt so zu entdecken, dass die sogar ganz gut schmecken. Was aus Not wir machten nur, hat gut getan uns’rer Natur.“
In dem er von dem Propheten Elia sowie König Ahab und seiner Frau Isebel aus dem Alten Testament berichtete, ging der Geistliche auch auf das Thema falsche und richtige Götter ein. „Sie hisste schnell und klar die Segel, so eine Art Coronaregel. Euer Gott, der gilt nicht mehr, neue Götter müssen her.“
Abschließend rief der Pfarrer dazu auf, „aus Angst vor lauter Viren den Humor nicht zu verlieren… Drum möchte zum Schluss ich allen sagen: Schaut nach vorn, lasst es uns wagen, mit Hoffnung, Mut und Gottvertrauen gemeinsam an der Zukunft bauen.“