Steinbacher Projektchor singt für die "alte Madame"
170 Jahre alt ist die Kirche in Steinbach. Die Orgel muss in den nächsten Jahren saniert werden. Mit einem "Jubiläumskonzert" soll dafür Geld gesammelt werden.
Von Larissa Marie Schwarz
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STEINBACH - "Manchmal wird ein bisschen geschnattert, aber wenn es darauf ankommt, sind sie alle dabei", lacht Chorleiterin Sabine Schneider-Platt. Sie führt in Steinbach nicht nur den evangelischen Frauenchor und den Frauenchor Gospel and more, sondern nun auch den Projektchor, der sich anlässlich des Konzertes zur Feier des 170-jährigen Bestehens der Steinbacher Kirche gegründet hat.
Gemeinsam mit den beiden Frauenchören, dem Männerchor Eintracht Steinbach und weiteren Sängerinnen und Sängern aus dem Ort probt die bunt gemischte Gruppe drei gemeinsame Stücke, um mit dem Konzert Spenden für die Generalüberholung der Orgel zu sammeln. Die Kombination der unterschiedlichen Sängerinnen und Sänger ist zwar eine Herausforderung gewesen, Probleme hat es aber nicht gegeben, erzählt Schneider-Platt im Gespräch mit dem Anzeiger. Gerade die Sängerinnen und Sänger, die bisher keinem der drei Chöre angehören, seien eine Bereicherung für das Projekt.
Um alle anzusprechen, habe sie vor allem emotionale Lieder wie "Halleluja, sing a song" oder "Ubi caritas" ausgewählt. "Da ist für jeden etwas dabei." Wichtig sei hierbei, dass die Stücke zwar anspruchsvoll, aber trotzdem nicht zu schwer seien. Initiator des Projektes ist der ehemalige Pfarrer Wolfhard Düver. Im letzten Jahr habe er den Wunsch entwickelt, eine Veranstaltung anlässlich des Kirchenjubiläums zu organisieren. Um die Jahreswende herum sei dann die Idee eines Projektchors entstanden.
KONZERT
Das "Jubiläumskonzert" zu Gunsten der Steinbacher Kirchenorgel findet am kommenden Samstag, 27. Oktober, ab 19 Uhr in der evangelischen Kirche Steinbach statt. Einlass ist ab 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei; um Spenden wird gebeten. Anschließend gibt es Essen und Trinken im evangelischen Gemeindezentrum. (lsm)
Am 4. Juni 1845 fand die Grundsteinlegung für die neue Kirche statt, 1847 wurde dann das alte Gebäude abgerissen. Im Revolutionsjahr, am 3. September 1848, wurde Kirmes in Steinbach gefeiert - und gleichzeitig die neue Kirche eingeweiht. Die Baukosten betrugen damals 24 000 Gulden, umgerechnet waren das etwa 2,2 Millionen Euro.
Fast so alt wie die Kirche ist auch die Orgel, die Düver nur als "alte Madame" bezeichnet. Sie muss generalüberholt werden, soll aber in ihrer Substanz erhalten werden. "Wir haben sie von unseren Vorfahren bekommen und wir wollen sie an unsere Nachfahren weitergeben", betont er. Obwohl noch keine genauen Zahlen im Raum stehen, ist schon jetzt klar, dass das kostspielig werden wird. Deswegen möchte die Kirchengemeinde schon jetzt damit anfangen, Spenden zu sammeln. "Der Anlauf muss immer langjährig sein, wenn man nicht gerade jemanden hat, der Millionen im Lotto gewonnen hat", sagt Düver und lacht.
Tatsächlich ist die Steinbacher Orgel auch durch ein seltenes Register in Form einer Physharmonika erhaltenswert. "Das ist ein ganz besonderer Klang, der es schafft, sich nicht aufdringlich, aber wie eine besondere Würze zu entfalten", erzählt Düver. Von ihm stammt zwar die Idee, bei einem Konzert Spenden für diese "alte Madame" zu sammeln, doch organisiert habe er es nicht alleine. Mit Blick auf die Unterstützung des Vorsitzenden des Männerchors, Jörg Haas, und der Vorsitzenden der beiden evangelischen Frauenchöre, Birgit Glässner, betont er: "Das hätte ich alleine nicht gekonnt. Das sind Schätze."
Glässner hat in der Vergangenheit tatsächlich schon häufiger Projektchöre und gemeinsame Konzerte organisiert. Deswegen freut sie sich besonders, dass auch der Kinderchor Steinbacher Spatzen unter der Leitung von Renate Schygulla ein Lied mit den Frauenchören singen und verschiedene eigene Stücke präsentieren wird. "Das macht immer Spaß, die binden wir sehr gerne ein in unsere Konzerte", betont sie. An der Orgel wird Yoerang Kim-Bachmann Platz nehmen.
Einzeln werden auch die beiden Frauenchöre und der Männerchor Eintracht das Konzert mit eigenen Stücken bereichern. Geprobt haben die Chöre sogar die gemeinsamen Stücke ohnehin die meiste Zeit alleine, erzählt der Chorleiter des Männerchors, Axel Pfeiffer. Gemeinsam als Projektchor geprobt werde nur dreimal. "Das reicht aber", versichert er.
Auch Zeit unter sich
Nach dem Konzert wird der Projektchor erst einmal wieder aufgelöst und vielleicht in einigen Jahren zu einem neuen Anlass erneut ins Leben gerufen, so Düver. Zusammen singen mache zwar Spaß, aber die Steinbacher bräuchten in getrennten Frauen- und Männerchören auch die Zeit unter sich: "Hier ist das ganz klar geregelt. Wir wollen was für uns machen, aber alle zwei bis drei Jahre kann man auch mal was gemeinsam machen."