Goldene Regeln fürs Baumpflanzen

Ein Licher Floristenmeister gibt Tipps, wie das Bäumchen richtig Wurzeln schlägt.
Kreis Gießen (rrs). Drei Dinge sollte ein Mann laut einer Volksweisheit in seinem Leben tun: Einen Baum pflanzen, ein Haus bauen und Nachwuchs zeugen - und gerade jetzt im Augenblick ist die ideale Zeit für eine erfolgversprechende Baumpflanzaktion.
Der Anzeiger fragte einen Floristen-Meister, wie das am besten umsetzbar ist. Der Licher Walter Reber warnt allerdings: »Baum pflanzen klingt simpel. Loch graben, Baum reinsetzen, Loch zu, Pfahl dabei, angießen - fertig. Doch damit das junge Bäumchen auch prächtig gedeiht, braucht es viel mehr und dieses Wissen ist in den vergangenen Jahren in Vergessenheit geraten«. Deshalb hier eine Anleitung nebst wertvollen Tipps vom Fachmann, damit man am Holzgewächs lange Freude hat.
Zunächst Wahl des Standorts wichtig
Bäume leben lange und werden groß, es gilt also bei der Wahl des Standortes Wuchshöhe, Kronendurchmesser sowie Boden- und Lichtverhältnisse mit einzubeziehen. Gesetzlich geregelt ist der Mindestabstand zum Nachbarn, doch sollte auch nicht zu nahe an Wänden, Terrassen oder gepflasterten Wegen gepflanzt werden, sonst könnten sich die Wurzeln ihren Weg durch die Platten bahnen.
Weiter sind geplante Gemüse- oder Blumenbeete zu berücksichtigen sowie außerdem aufgrund der hohen Sensibilität mancher Baumarten Feinstaubbelastung und Winterdienste mit Salz im Blick zu behalten.
Danach stellt sich die Frage, will man leckere Früchte, Nüsse, einen lauschigen Entspannungsort oder doch lieber einen Abenteuerspielplatz für die Kinder. Ist der Traumbaum gefunden, kann es endlich losgehen.
Bäume mit nackten Wurzeln oder mit Ballen müssen von November bis Februar gepflanzt werden, sofern der Boden nicht gefroren ist. Derzeit ist es kalt und daher ist auch noch bis in den März hinein Zeit. Bäume in Containern kann man sogar das ganze Jahr über pflanzen, aber Reber rät, außer bei Nadelbäumen, wegen unseren heißen, trockenen Sommern davon ab.
Im Winter haben die Laubbäume ihre Blätter verloren, verdunsten nicht mehr so viel Wasser und stecken ihre ganze Kraft in die Wurzeln, was das Anwachsen durch reiche Feinwurzel-Ausbildung begünstigt.
Für die Pflanzaktion empfiehlt es sich, einen schönen Tag mit nicht allzu feuchtem Boden abzuwarten. Dann heißt es ran an den Spaten. Das Pflanzloch sollte anderthalbmal so tief und breit wie die Größe des Wurzelballens sein, damit sich die Wurzeln gut ausbreiten können. Ist der Boden sehr dicht, sollte das Loch zwei auf zwei Meter breit und 1,5 Meter tief ausgehoben werden. Hier erfordert die Baumbefestigung zwei Meter lange Pfähle, die nach dem Einschlagen in das Pflanzloch etwa 60 bis 80 Zentimeter aus dem Erdreich herausragen sollten. In beiden Fällen müssen Oberboden, das heißt die Erde bis in circa 40 Zentimeter Tiefe, und Unterboden getrennt gelagert werden. Als Letztes müssen Untergrund und Seitenwände des Lochs mit einer Grabgabel aufgelockert werden, was besonders bei schwerem Boden wichtig ist. Nur so können die Wurzeln ins Erdreich eindringen, ansonsten stoppt das Wachstum an den verdichteten Wänden, der Wurzelballen verkümmert nach und nach, es kommt zum sogenannten »Blumentopfeffekt«.
Lavagranulat verbessert Boden
Ist der Baum wurzelnackt, sollten nun die Wurzelspitzen bis zu maximal einem Drittel eingekürzt werden, um den Wuchs anzuregen.
Bei Ballen- oder Containerware empfiehlt es sich, die Wurzeln mit der Hand etwas aufzulockern und Jutesäcke beziehungsweise Drahtgeflechte zur Hälfte zu entfernen, da sonst nur schwer eine Verbindung mit der umgebenden Erde zustande kommen kann. Zur Verbesserung des Bodens wird in die beiden Aushubboden-Haufen ein Drittel Lavagranulat eingearbeitet, bevor der Baum schließlich ins Loch eingesetzt wird. Das klappt zu zweit besser, einer hält und einer füllt zuerst den Unter- und dann den Oberboden ein. Während dem Befüllen den Baum immer mal etwas anheben, damit sich die Erde gut zwischen den Wurzeln verteilen kann.
Einer der entscheidendsten Faktoren beim Einpflanzen aber ist das Niveau des umliegenden Erdreiches: Das Ende des Stamms beziehungsweise die Veredlungsstelle muss circa 10 bis 15 Zentimeter über dem Boden sein, damit der Baum nicht »versinkt«, wenn sich die Erde im Lauf der Zeit noch setzt. Die Pflanzscheibe, die immer frei bleiben sollte, zum Schluss gut antreten.
Damit der junge Baum in aller Ruhe anwurzeln und bei Wind und Wetter nicht umfallen kann, muss er richtig befestigt werden. Je nach Baumgröße wird ein Senkrecht- oder Schrägpfahl mit weniger Verletzungsgefahr für die Wurzeln eingeschlagen oder ein Dreibock mit drei mit Holzpfosten in den Boden gerammt, die oben mit Holzlatten verbunden werden. Anschließend wird der Stamm locker, das spätere Wachstum nicht behindernd, mit Jute-Schnur festgebunden. So ist der Jungbaum von allen Seiten stabilisiert, kann aber dennoch leicht im Wind schwingen.
Außen rund um die Pflanzscheibe noch einen etwa 20 Zentimeter hohen Erdwall, den sogenannten Gießring, aufschütten, der dafür sorgt, dass das Gießwasser auch wirklich zu den Wurzeln gelangt und nicht irgendwo versickert, und auf der Pflanzscheibe eine Schicht Lavagranulat verteilen, was eine bessere Bodenbelüftung und Wasserspeicherung sicherstellt, aber auch das Unkrautwachstum verhindert.
Zuletzt mit Wasser volllaufen lassen
Eine letzte wichtige Arbeit zum Schluss, das Einschlämmen. Der Baum wird so lange gewässert, bis die Pflanzscheibe vollläuft, der Boden muss eine richtige Pampe sein. Dadurch entweicht die Luft aus dem Wurzelballen, die sonst für Schimmelbildung und Pilze sorgen und den Jungbaum damit umbringen würde.
Düngung hält Reber für überflüssig und Schneiden müsse man nur die Obstbäume. Erforderliche Schneidearbeiten an anderen Bäumen sind für ihn »Pflanzfehler«. »Steht der Baum am richtigen Ort, braucht man nur ab und an Totholz entfernen und muss die Pflanzscheibe sauber halten, das ist alles«.
Noch ein Tipp zum Schluss: Muss in heißen Sommern gegossen werden, lieber weniger häufig aber viel, statt täglich ein bisschen.