Die Interessensgemeinschaft Campingplatz Grünberg will den Platz wieder attraktiver machen und bedauert den "respektlosen" Umgang des Bürgermeisters. Ide wehrt sich gegen die Kritik.
Trotz der winterlichen Ruhe auf dem Grünberger Campingplatz gibt es Streit zwischen den Dauercampern und Bürgermeister Ide. Archivfoto: Zylla
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GRÜNBERG - Grünberg (red/lth). Im Juli 2020 hat sich auf dem Campingplatz "Spitzer Stein" die Interessensgemeinschaft Campingplatz Grünberg (IGC) gegründet. Sie will den Platz wieder zu einer attraktiven, familienfreundlichen Erholungs- und Freizeitanlage, auch für die internationalen Durchreisenden, machen, sodass davon auch Stadt, Handel, Gewerbe und Gastronomie profitieren. Zu einem Gespräch mit Bürgermeister Frank Ide (Freie Wähler) und dem Magistrat ist es indes noch nicht gekommen, was die IGC in einer Pressemitteilung bedauert. Ide wehrt sich gegen die Kritik, verweist auf die regelmäßigen Sprechstunden der Stadtverwaltung auf dem Campingplatz und stellt ein Gespräch gemeinsam mit dem neuen Magistrat nach der Kommunalwahl in Aussicht.
Neun Sprechstunden
Nach der Gründung hatte die IGC Ide und alle im Magistrat vertretenen Fraktionen im Juli zu einem persönlichen Gespräch und einer Begehung des Platzes eingeladen. Ende August antwortete Ide, dass seitens des Magistrats zur Zeit keine Notwendigkeit für ein Treffen gesehen werde. Er verwies auf die regelmäßig durchgeführten Campingsprechstunden vor Ort und darauf, dass die dabei erfassten Mängel und Anregungen an den Magistrat weitergeleitet werden. Zwischen März bis Oktober hätten neun Sprechstunden stattgefunden. "Dabei wurde die zuständige Mitarbeiterin auf Mängel und kleine Reparaturen oder Sanierungen hingewiesen, die teilweise auch schnell behoben wurden", schrieb Ide weiter. Er verstehe daher nicht, wie die IGC auf eine Liste von 28 Mängeln komme.
Als einzige Fraktion hatte die CDU die Einladung angenommen und Ende September einen Termin vor Ort wahrgenommen. Der Zustand des Platzes wurde anschließend in einer Pressemitteilung als "schockierend und skandalös" bezeichnet. Die Darstellung von Bürgermeister Ide, dass im Magistrat keine Notwendigkeit zu einem Treffen gesehen werde, habe die CDU-Fraktion als unzutreffend dementiert, heißt es seitens der IGC. "Wie kommt Herr Ide außerdem zu seiner falschen Behauptung, es gäbe gar keine Beanstandungen seitens der Camper und der Platz sei ständig ,auf dem Laufenden gehalten worden'?", fragt sich die Interessengemeinschaft.
Die letzte Sanierung des Gebäudes habe 2008 stattgefunden. Schon damals hätten Dauercamper darum gebeten, in die Planung der Umbaumaßnahmen eingebunden zu werden. Dem Wunsch sei nicht entsprochen worden. Das Ergebnis sei "das Dilemma von heute". Seit 2011 bemühten sich die Camper um einen WLAN-Hotspot auf dem "Spitzen Stein." Laut der IGC sicherte Hauptamtsleiter Edgar Arnold im Frühjahr 2016 die flächendeckende "Ausleuchtung" des Platzes mit WLAN bis Ende 2016 verbindlich zu.
Bürgermeister Ide will diese Aussage so nicht stehen lassen. Er betonte gegenüber dieser Zeitung, dass die WLAN-Versorgung des Campingplatzes durch Arnold nicht zugesichert, sondern lediglich angesprochen worden sei. "Wir hatten uns immer wieder für bestimmte Fördergelder beworben, um die WLAN-Abdeckung des Campingplatzes gewährleisten zu können, wurden jedoch immer abgelehnt. Mittlerweile wurde die WLAN-Versorgung allerdings beauftragt und wird in diesem Jahr auch eingerichtet werden", berichtete Ide.
Bei der IGC wundert man sich außerdem über die Aussage, Corona hätte das Problem der "Dauerwohnenden" erst hervorgebracht. Dies sei allgemein bekannt, auch in der Stadtverwaltung. Ausgerechnet jetzt in einer Zeit, in der die Not am größten ist, würden Kündigungen ausgesprochen. Da stelle sich die Frage: Nach welchem Prinzip wird hier gehandelt?
Zwei Kündigungen
Ide verteidigte die Kündigungen, zwei seien ausgesprochen worden. "Eine aufgrund von massivem Fehlverhalten eines Campers gegenüber einer Rathaus-Mitarbeiterin und die andere aufgrund von schweren und teils unhaltbaren hygienischen Zuständen, in dem ein Ehepaar auf dem Campingplatz lebt", erklärte Ide. Dabei handele es sich um einen schwer pflegebedürftigen Mann. Dem Ehepaar sei bereits Hilfe angeboten und auch das Gesundheitsamt sei informiert worden. Das Ehepaar habe die Hilfe bislang abgelehnt, weshalb man in der Kündigung einen Schritt sah, um ein Umdenken seitens der Dauercamper zu erreichen.
Verwunderlich ist für die Camper das Verhalten der Fraktionen von SPD, Grünen und FDP. Wie könnten diese in den Gremien über Dinge abstimmen, ohne über aktuelle Ortskenntnisse zu verfügen? "Wir halten unsere Gesprächsbereitschaft für alle Fraktionen weiterhin aufrecht, um mit ihnen in einen konstruktiven Dialog zu treten", betonte Claudia Spottog als Vertreterin der IGC.
"Wir bedauern den aus unserer Sicht respektlosen Umgang von Herrn Ide mit uns Campern zutiefst. Unser Verständnis von echter und ehrlicher Demokratie sieht jedenfalls anders aus, es beruht auf Offenlegung und Benennung von Fakten, direkter unmittelbarer Kommunikation und der Bereitschaft, in gegenseitiger Wertschätzung gemeinsam Lösungen zu finden, statt zu ,mauern' und Fakten zu verdrehen oder gleich ganz zu leugnen", heißt es abschließend in der Pressemitteilung der IGC.
Ide kündigte an: "Wir werden, wenn die neue Saison auf dem Campingplatz mit hoffentlich weniger Einschränkungen durch Corona anläuft, wieder regelmäßige Sprechstunden durchführen." Aktuell sehe er allerdings keine Notwendigkeit, alleine auf den Campingplatz zu gehen, um das Gespräch zu suchen, da er nicht alleine über mögliche Sanierungen und Kostenübernahmen entscheide. "Das geht immer nur zusammen mit dem Magistrat. Wenn die Kommunalwahlen vorbei sind und der neu gewählte Magistrat entscheidet, dass man sich die Situation vor Ort einmal gemeinsam anschaut, bin ich natürlich auch dabei."