Heuchelheimer Faschingsumzug findet im Kleinen statt
Der traditionelle Termin am Faschingsdienstag kann Corona-bedingt nicht stattfinden. Stattdessen kann man sich alles bei YouTube anschauen.
Von Jennifer Meina
Kleinerer Maßstab, aber ebenso voller Kreativität: Der Heuchelheimer Carnevalverein musste den eigentlichen Umzug am Faschingsdienstag absagen, bringt den Spaß nun aber virtuell an die Narren. Foto: Heuchelheimer Carnevalverein
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HEUCHELHEIM - Die freudige Botschaft zuerst: Der traditionelle Heuchelheimer Umzug am Faschingsdienstag findet statt. Unzählige Narren werden wieder entlang der Strecke dabei sein - verkleidet als Geister, Cowboys und Prinzessinnen. Gut gelaunt jubeln sie den etwa 30 Zugnummern zu, die sich durch die typischen Straßen im Heuchelheimer Ortskern schlängeln. Aber irgendwie ist es doch anders - und schuld ist, wie sollte es anders sein, die Corona-Pandemie.
Denn die Menschen, die da am Straßenrand stehen, sind eigentlich Spielpuppen. Die wirklichen Karnevalsfreunde können den Umzug am Dienstag, 16. Februar, ab 14.11 Uhr, dennoch mitverfolgen. Wenn auch am heimischen Bildschirm - auf dem YouTube-Kanal des Heuchelheimer Carnevalvereins (HCV). Und wem es fehlt, Konfetti auf sich rieseln zu lassen oder Kamellen zu fangen, die einem entgegenfliegen, der kann vorsorgen. Gemeinsam mit dem HCV vertreibt der Rewe-Markt in Heuchelheim am Samstag, 13. Februar, ab 11 Uhr ein närrisches Paket: mit Konfetti, Kamellen und Zugplakette. Für Erwachsene ist auch ein Getränk zum Schunkeln enthalten.
Von Papier bis Salzteig
Die Idee kam den Verantwortlichen durch ein Video im Internet, wie Andreas Römer vom Zugteam im Gespräch verrät. Dabei sah man einen einzelnen Motivwagen, der durch eine Wohnung fuhr, da der Straßenkarneval dieses Jahr ausfällt. "Das war etwa in der ersten Januar-Woche. Danach entschieden wir spontan, auch so etwas zu machen. Die ersten Ideen und Motive waren innerhalb weniger Stunden angefangen."
Die Umsetzung war "prinzipiell wie bei den großen Figuren auch, nur viel filigraner", erinnert sich Römer. Doch das brachte auch seine Schwierigkeiten mit sich, denn die Detailtreue ist in klein wesentlich schwieriger umzusetzen. Die Männer und Frauen, die normalerweise große Wagen bauen, mussten sich die neue Bauweise erst einmal aneignen. Aber nicht nur das: "Alles, vom Bauen im kleinen Maßstab, das Filmen und vor allem das Zusammenschneiden der einzelnen Filmsequenzen, das alles mussten wir neu erlernen." Aber es gab auch Vorteile: Denn nicht nur die Kosten und das Material waren in diesem Fall deutlich geringer, auch mussten die Motivwagen nicht wind- und wetterfest sein. "Der Transport und die Lagerung sind sehr überschaubar", sagt Römer mit einem Schmunzeln und fügt hinzu: "Im Schuhkarton ist es händelbarer als in großen Hallen."
Von Papier, Pappe über Holz, Draht, Styropor bis Salzteig: Alle möglichen Materialien wurden für die Wagen im Maßstab 1:16 gebaut - was einer Größe von etwa 15 mal 30 Zentimeter Grundfläche entspricht. Die Wagen werden von per Funk ferngesteuerten Traktoren gezogen. Motive sind wie gewohnt von Lokal bis Global vielschichtig, für jeden sei etwas dabei; wobei hier natürlich noch nicht zu viel verraten wird. Die Narren vom HCV freuen sich jedenfalls auf ihren ersten digitalen Faschingsumzug. Sie hoffen aber auch, dass es der Einzige seiner Art bleibt und 2022 wieder richtig gefeiert werden kann.