TSF Heuchelheim über Trainingsstunden zu Corona-Zeiten
Der Fußball darf schon länger, für die Leichtathleten ist es einfacher und die Handballer werden noch lange auf einen "Normalbetrieb" warten müssen - Sporteln in Pandemie-Zeiten ist ein Kraftakt. Vor allem für Ehrenamtliche.
Training mit Abstand ist bei den Turn- und Sportfreunden Heuchelheim seit einiger Zeit wieder möglich. Die Gymnastikgruppe sah sich am Montagabend nach langer Pause wieder und zeigte sich zufrieden mit dem Hygienekonzept. Foto: Meina
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Heuchelheim (jem). Seit rund drei Wochen tut sich wieder was auf den Sportplätzen und in den Hallen der Turn- und Sportfreunde Heuchelheim - wenn auch coronabedingt in abgespeckter Form, wie der Vorsitzende Wolfgang Schleer erklärte. Nach und nach kommen die einzelnen Gruppen zurück auf die Felder.
"In vier Sitzungen haben wir als Vorstand gemeinsam mit den Abteilungsleitern überlegt, wie ein geeignetes Hygienekonzept aussieht und wie wir die Trainingszeiten und -plätze gerecht aufteilen. Das war eine riesige Herausforderung", so Schleer. Vor allem, weil es sich bei allen Verantwortlichen um Ehrenämtler handelt, die selbst jede Woche schauen müssen, welche Auflagen sich wieder verändert haben. Unklar war vor allem, wie man sich verhält, wenn ein Mitglied zwar negativ auf Corona getestet wurde, sein familiäres Umfeld aber positiv. "Wir müssen uns in alles hineinlesen", berichtete Schleer.
Viele Abteilungsleiter des Breitensportvereins orientierten sich zudem an den Leitfäden ihrer Verbände, individualisieren sie entsprechend. So wurden die Gruppengrößen in der Turnhalle und im Außenbereich auf 20 Personen erhöht, in den kleineren Hallen dürfen 15 beziehungsweise zwölf Sportler trainieren. Laut des Vorsitzenden haben rund 20 Prozent des gesamten Turnbereichs und des Breitensports mit den Übungsstunden begonnen. Viele Gruppen sollen nach den Sommerferien wieder starten.
Die Fußballer waren die ersten, die wieder Leben auf den Platz brachten. "Wir haben ein Testteam trainieren lassen und geschaut, was funktioniert und wo wir nachbessern müssen. Daraus haben wir gelernt und ein Konzept erstellt", schilderte Abteilungsleiter Thorsten Balser. Das funktioniere bei der D-Jugend sehr gut, je älter die Spieler seien, desto öfters müsse man sie an die Regeln erinnern. Wie etwa, den Ball nicht in die Hand zu nehmen. "Das klappt in den ersten fünf Minuten gut und dann kommt der erste Einwurf", sagte Balser mit einem Schmunzeln.
Noch schwieriger ist das Vorgehen im Handball. An Trainingsspiele ist hier laut Abteilungsleiter Frank Hoffmann noch lange nicht zu denken. Der Saisonstart in diesem Jahr ist sehr fraglich. "Wir dürfen uns die Bälle gegenseitig nicht zupassen, höchstens in Zweier-Teams. Und selbst da muss man die Bälle ständig desinfizieren. Davon gehen sie aber schnell kaputt." Deswegen müssen die Spieler ihre eigenen Bälle mitbringen.
Ähnliche Erfahrungen hat Christine Lenke, Abteilungsleiterin Tischtennis, gemacht. Der Abstand sei durch den Tisch automatisch gegeben, ein Doppel derzeit verboten. "Durch das ständige Desinfizieren zerstören wir aber die Oberfläche der Platte." Dennoch könne wohl bald die Saison beginnen.
Ähnliche Erfahrung machte man beim Turnen. Viele der Geräte sind aus Holz. Das Desinfektionsmittel ist laut Angelika Exner alles andere als gut. "Zudem werden auch hier lange keine Turniere stattfinden können. Beim letzten Mal waren es rund 300 Kinder in der Halle - verteilt auf einen Tag. Jetzt müssten wir nach jeder Bodenkür den Hallenboden desinfizieren."
Einfacher haben es da schon die Leichtathleten, wie Abteilungsleiter Hans Mühl erklärte. Schließlich seien die Laufbahnen breit genug und die Geräte leicht zu desinfizieren. Aber auch er muss Abstriche machen. "Derzeit laden wir die Sportler zum Training, weil sonst die Gruppe zu groß wäre." Erlaubt sind immer 15 Personen, zuvor kamen rund 25 pro Gruppe. Dabei haben diejenigen, die an Wettkämpfen teilnehmen, nun einen Vorteil gegenüber denen, die es lediglich aus Fitnessgründen machen. Ihnen gab man als Erstes die Möglichkeit, wieder zu trainieren.
Als Nächstes sollen dann die ganz Kleinen wieder an den Sport herangeführt werden. Bei den Heuchelheimern plant man etwa einen speziellen Sportparcours auf den Außenfeldern. "Die Minis können das Hygienekonzept in den Hallen einfach nicht einhalten, also mussten wir uns eine Alternative überlegen", berichtete Exner. Das sei immerhin ein kleiner Lichtpunkt, der durch Corona ausgelöst wurde: die Kreativität. Und auch der Zusammenhalt, wie alle Beteiligten betonten. Denn auch das Erstellen der Trainingspläne sei aktuell extrem zeitaufwendig.
Positiv sei zudem, dass es keine Austritte während der trainingsfreien Zeit gab. Finanziell ist der Verein mit rund 2300 Mitgliedern gut aufgestellt. "Eintrittsgelder fallen zwar weg, aber wir müssen wiederum keine Schiedsrichter bezahlen", erklärte Hoffmann. Zwar falle der "Mitternachtslauf" aus, dies sei finanziell aber zu verkraften.
Zunächst einmal freuen sich alle, dass langsam der Betrieb wieder Fahrt aufnimmt - auch wenn der Weg zur Normalität noch lang ist.