HUNGEN - (red). Der Verein „Pro Hungen“ hat sich in einer Pressemitteilung zum Gewerbepark „Hungen Süd“ gegen die Ansiedlung großflächiger Logistik- und Rechenzentren ausgesprochen. Dies würde wenig Wertschöpfung und Personaleinsatz mit hohem Flächenverbrauch kombinieren. Die ursprünglich verfolgten Ziele, insbesondere mittelständische Unternehmen des heimischen Raumes anzusprechen, scheinen völlig aus den Augen verloren zu sein. Es stehe in klarem Widerspruch dazu, die für Jahrzehnte der mittelständischen Entwicklung angedachten Flächen nun ausländischen Logistikern anzubieten und hochwertige Ackerböden in der Größe von rund 15 Fußballfeldern binnen kürzester Zeit und auf einen Schlag unwiderruflich zu versiegeln, heißt es weiter.
Die Stadtverordneten hatten den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan vor rund zwei Jahren einstimmig gefasst. Anfang des Monats hatte Bürgermeister Rainer Wengorsch auf Anfrage der Grünen im Stadtparlament berichtet, dass es dafür Konzepte und Anfragen auch von Logistikern gebe für etwa 15 der rund 24 Hektar des Gewerbegebietes. Bei einem Bürgerdialog hatten sich die Grünen von dem Projekt distanziert.
Aus Sicht von „Pro Hungen“ ist es „höchste Zeit“, dass sich die Bürger mit diesem Projekt auseinandersetzen und ihre Meinung einbringen, bevor es „zu spät“ sei. Bislang gebe es keinen rechtskräftigen Bebauungsplan, es sei kein Bauland verkauft und keine Verträge mit Logistikern abgeschlossen worden. Anders als die Licher beim Logistikzentrum auf der „Langsdorfer Höhe“, hätten es die Hungener in der Hand. Die finalen Entscheidungen über dieses Projekt würden erst nach der Kommunalwahl 2021 getroffen. Die Mehrheitsverhältnisse im Stadtparlament seien dann entscheidend für die zukünftige Ausrichtung Hungens.
„Wollen wir länger an einem Unterbietungswettkampf der ländlichen Kommunen teilnehmen, wer seine wertvollen Böden für das billigste und größte Bauland in Autobahnnähe bereitstellt? Oder wollen wir durch eine intelligente Steuerung des Angebots und den Aufbau weiterer Standortfaktoren zukunftsfähige und moderne Unternehmen als langfristige Partner für die Stadtentwicklung gewinnen?“ stellt „Pro Hungen“ die Varianten dar und sagt „Nein zu Logistikern. Hungen kann mehr“.
Die Versiegelung von landwirtschaftlich genutzter Fläche für Projekte dieser Größenordnung koste die Bevölkerung und nachfolgende Generationen in vieler Hinsicht Lebensqualität. Dies liege an weniger Biodiversität, mehr Lärm und mehr Verkehr sowie dem Verlust von Landschaft durch Megabauten – hier sogar in direkter Nähe zum Naherholungsgebiet Trais-Horloffer/Inheidener See. Ein Gewerbegebiet müsse einen langfristigen Nutzen für die Bevölkerung bedeuten, insbesondere durch hochwertige Arbeitsplätze, eine Belebung der Region und Gewerbesteuereinnahmen.