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In vier Stunden nur drei Wähler gezählt

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Johanna Brück (v.l.), Doreen Haupt, Philipp Luh und Justus Borgmann standen als junge Wahlhelfer bei der Kreisausländerbeiratswahl am Sonntag bereit. Unterstützt wurden sie dabei von Norbert Weigelt (Mitte). Foto: Schwaeppe © Schwaeppe

Die jungen Wahlhelfer in Buseck hatten zwar diesmal einen ruhigen Job. Die Aktion«Jugend in die Wahllokale« ist aber weiterhin ein Erfolg.

Buseck (sow). Es ist zwölf Uhr mittags am Sonntag, 18. Dezember. Im eingerichteten Wahlraum im Busecker Kulturzentrum herrscht tote Hose. Eigentlich hätten am heutigen Tag ganze 1003 wahlberechtigte, ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Buseck Gelegenheit, an der Wiederholungswahl zum Kreisausländerbeirat teilzunehmen. »Es kamen aber in den vier Stunden, seit wir geöffnet haben, bislang nur drei Wähler vorbei«, meint Norbert Weigelt sichtlich enttäuscht.

Über Mangel an ehrenamtlichen Wahlhelferinnen und -helfern kann sich der Busecker Sozialdemokrat aber nicht beschweren. Weigelt unterstützt seit vielen Jahren den Kinder- und Jugendbeirat in der Gemeinde und hat mit dafür gesorgt, junge Menschen an politischen und gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen. So auch heute.

Alle Wahlhelferinnen und Wahlhelfer sind jung, die meisten erst Anfang 20. Einige sind im örtlichen Kinder- und Jugendbeirat aktiv und waren auch schon bei den Wahlen im vergangenen Jahr, der Bundestagswahl und der Kommunalwahl, als Ehrenamtliche im Einsatz. Damals konnte Weigelt rund 30 engagierte junge Leute als Wahlhelfer begeistern. »Am heutigen Tag sind es nur sieben, aber wir betreuen auch nur dieses einzige Wahllokal in Buseck«, erklärt Weigelt.

Dieses besondere Engagement für die Partizipation von Kindern und Jugendlichen treibt Norbert Weigelt schon lange um. Den von ihm mit unterstützten Kinder- und Jugendbeirat in Buseck gibt es nun schon seit 1999, ein etabliertes und geschätztes Gremium in der Gemeinde.

Jugend in die Wahllokale

Im Dezember 2020 hatte die Gemeinde Buseck dann beschlossen, an einer Initiative des Landkreises teilzunehmen. Diese trug den etwas sperrigen Titel »Jugendpolitik für die guten Orte von morgen: Jugendgerechte Städte und Gemeinden - jugendgerechter Landkreis Gießen.« Konkret manifestierte sich das für Buseck mit dem Projekt: »Jugend in die Wahllokale« »Wir üben demokratische Prozesse ein - wie bei den Wahlen, der eigentlichen Geburtsstunde eines Parlaments«; sagt Weigelt, der auf engagierte junge Leute in Buseck zählen konnte und auf gute Unterstützung aus der Verwaltung. »Hier sind auf jeden Fall Wahlleiterin Ilona Schindler und Jugendpfleger Andreas Geck«, zu nennen, betont Weigelt. »Wir haben die Jugendlichen mit Seminareinheiten auf ihre Aufgabe vorbereitet und auch mal simuliert, wie es in einem Wahllokal zugeht«, erzählt Weigelt. Das Projekt zog sogar weitere Kreise. Einige Kommunen wie Grünberg, Lollar oder Pohlheim hätten die Idee bereits aufgegriffen. »Und auch der Landkreis möchte unser Projekt gerne weitertragen.« So sei im Vorfeld der Landtagswahlen im nächsten Jahr ein Seminar angedacht, um weitere Multiplikatoren und Entscheider in Kommunen und Verwaltung für »Jugend in die Wahllokale« zu begeistern.

In Buseck ist dieser Prozess gelungen. Mit Johanna Brück, Doreen Haupt, Justus Borgmann und Philipp Luh sitzen vier Wahlhelfer in Buseck, die ihre Aufgabe ernst nehmen - und die Demokratie. »Ich bin dabei seit ich 18 Jahre alt bin«, sagt Johanna Brück (24), die derzeit Lehramt studiert. »Für mich ist das ein kleiner, aber wichtiger Beitrag zur Demokratie« sagt sie. Dem pflichten die anderen bei. »Politisches Interesse ist bei uns allen vorhanden und gewachsen, sonst würden wir das nicht machen«, meint Architektur-Student Philipp Luh.

Diesmal lockerer Job

Auch wenn das heute ein sehr lockerer Job sei. Noch nicht einmal die Stimmzettel müssen sie heute Abend auszählen. »Alle Wahlzettel werden zur Kreisverwaltung gebracht und dort Montag ausgezählt«, sagte Weigelt, der ob der geringen Wahlbeteiligung den Kopf schüttelt. »Das wird eine wichtige Aufgabe des Kreisausländerbeirats sein, seine Wählerschaft besser zu mobilisieren und für Demokratie zu begeistern«, sagt er. Bei den jungen Wahlhelferin und Wahlhelferinnen aus Buseck ist die Begeisterung schon da. Und im nächsten Jahr bei der Landtagswahl werden sie wieder am Start sein.

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