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»Kirchenruine bleibt öffentlich«

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Stimmungsvoller Blick in die Kirchenruine des Klosters Arnsburg. © Kächler

Karl Georg zu Solms-Laubach kündigt den Vertrag mit dem »Freundeskreis Kloster Arnsburg«

Kreis Gießen . Die ehemalige Klosteranlage Arnsburg bei Lich gehört zu den herausragenden Kulturgütern der Region. Das Kloster blickt mittlerweile auf eine fast 850-jährige Geschichte zurück. Nachdem die letzten Zisterziensermönche die Anlage vor über zweihundert Jahren verlassen mussten, verfielen Kirche und Kreuzgang. Seit 1960 kümmert sich der Verein »Freundeskreis Kloster Arnsburg« mit viel ehrenamtlichen Engagement um den Erhalt der Ruine, organisiert Ausstellungen und Konzerte. Doch damit wird bald Schluss sein. Karl Georg Graf zu Solms-Laubach, der Besitzer des Areals hat andere Pläne und den Vertrag mit dem Verein zum Ende des Jahres gekündigt.

Verlängerung um ein Jahr keine Option

Wie die Vorsitzende des Kloster Arnsburg«, Landrätin Anita Schneider, auf Anfrage erläuterte, habe man im Februar dieses Jahres ein Kündigungsschreiben des Grafen erhalten. »In diesem Schreiben wurde dargelegt, dass sich der Graf - trotz der enormen Leistung des Ehrenamtes ›Freundeskreis Kloster Arnsburg‹ - nun entschieden habe, sich selbst um die Zukunft seines Eigentums kümmern zu wollen.«

Bis zu diesem Zeitpunkt besaß der »Freundeskreis Kloster Arnsburg« einen Vertrag mit dem Grafen zu Solms-Laubach, der sich ohne Kündigung automatisch um jeweils fünf Jahre weiter verlängerte.

Wie Schneider weiter ausführt, habe der Graf bereits im September 2021 diesen Vertrag gekündigt und dem Verein einen Ein-Jahresvertrag angeboten.

»Der Vorstand hat sich durch die Obere und Untere Denkmalschutzbehörde beraten lassen und mit Blick auf seine Arbeit dazu entschlossen, einen Vertrag mit einer Laufzeit von nur einem Jahr nicht annehmen zu wollen«, erklärt die Landrätin. Als Grund nannte sie, dass ein solcher Vertrag es fast unmöglich gemacht hätte, Förderanträge für Bauabschnitte zu stellen. Diese dauerten erfahrungsgemäß länger als ein Jahr.

»Somit hätte der Verein die Gewährleistung über die ordentliche Verausgabung der Fördergelder nicht mehr gewährleisten können«, resümiert die Vorsitzende.

Derzeit werde mit anwaltlicher Unterstützung die Vermögenslage des Freundeskreises geprüft sowie die Übergänge an den Eigentümer.

Das Ergebnis will man der Mitgliederversammlung zur Beratung und Beschlussfassung vorlegen.

Diese soll Ende Mai oder Anfang Juni stattfinden. Dann muss auch die Frage nach der Zukunft des Vereins beantwortet werden.

Dazu gebe es bereits Überlegungen des Vorstandes, die aber erst dann mit den Mitgliedern erörtert werden sollen, so die Landrätin weiter, die mit den Worten schloss: »Wichtig ist mir die Anerkennung der vielen Ehrenamtlichen, die sich über Jahrzehnte für den Erhalt des Klosters Arnsburg und damit für ein wichtiges Kulturgut unserer Region eingesetzt haben. Ihnen gilt mein ganz besonderer Dank«.

»Sehr dankbar für Arbeit des Vereins«

Die Kündigung des Grafen wird Ende des Jahres 2022 wirksam. Er selbst sagte dem Gießener Anzeiger zur Zukunft der mittelalterlichen Klosteranlage: »Ohne konkret werden zu können, denn dafür ist es einfach noch zu früh, kann ich sagen, dass sich neue Türen öffnen die bei der bisherigen Organisationsstruktur schlicht und einfach verschlossen blieben. Sie können mir aber glauben, dass meine Familie und ich sehr, sehr dankbar für die großartige Arbeit des Freundeskreises sind«.

Es tue ihm unendlich leid, wenn er mit diesem Schritt den ein oder anderen persönlich verletzt haben sollte, aber als Eigentümer von Kloster Arnsburg habe er die Gesamtanlage im Blick und dadurch natürlich sehr viel mehr Möglichkeiten, Zukunftskonzepte zu erarbeiten. Dazu führe er gerade »interessante Gespräche«.

Ziel sei es, mehr Besucher nach Arnsburg zu bringen. »Mein Schwerpunkt ist - wie man weiß - die klassische Musik und außerdem liebe ich gute Kunstausstellungen«, gibt der Graf die künftige Richtung vor.

Drehtor am Eingang soll verschwinden

Da aber das Dormitorium derzeit nicht den gesetzlichen Brandvorschriften genüge, wolle er dieses Thema angehen, fügt aber hinzu, dass er »mit Sicherheit kein Risiko eingehen« wolle.

Befürchtungen, dass der Zugang zur Klosterruine zukünftig nicht mehr uneingeschränkt möglich sei, entkräftet Karl Georg zu Solms-Laubach: »Die Anlage soll selbstverständlich öffentlich bleiben,« Dies sehe seine Familie als Auftrag und Verantwortung.

Er verspricht: »Die Kirchenruine soll für jedermann zugänglich sein und das Drehtor mit Bezahlung im Eingangsbereich verschwinden«.

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Die roten Kastanien in Kloster Arnsburg blühen, doch die Mitglieder des Freundeskreises können sich darüber gerade nicht wirklich freuen. © Kächler

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