Kurzfristige Umsetzung möglich

Eine Freiflächen-Photovoltaik (PV)-Anlage soll in Langgöns in Kooperation mit dem Energieversorger Ovag entstehen. Dies empfahlen Mitglieder des Umwelt- und Verkehrsausschusses mehrheitlich.
Langgöns (imr). Eine erste Freiflächen-Photovoltaik (PV)-Anlage soll in Langgöns in Kooperation mit dem Energieversorger Ovag entstehen. Vorgesehen dafür ist eine acht Hektar umfassende Fläche in den Flurstücken »Ochsenmahr/Auf dem Mahr«, die sich westlich der A 45 am nördlichen Rand der Gemeinde in Richtung Großen-Linden befindet. Dies empfahlen die Mitglieder des Umwelt- und Verkehrsausschusses mehrheitlich gegen die Stimmen der SPD der Gemeindevertretung.
Die Fläche ist im Besitz der Gemeinde, das Projekt kann kurzfristig umgesetzt werden. Der Gemeindevorstand soll hierzu in der nächsten Sitzung der Gemeindevertretung am 15. Dezember mindestens zwei Angebote vorlegen. Darin soll eine 50-prozentige Beteiligung der Gemeinde und die Beteiligung der Bürger über Solarbriefe berücksichtigt werden.
Möglichkeiten zur Kooperation
Bürgermeister Marius Reusch (CDU) sagte, dass die Gemeinde selbst eine aktive Rolle bei diesem Thema spielen wolle und sich nicht als »Gestatter für privatwirtschaftliche Interessen« sieht. Mit der Ovag könne man gemeinsam eine Gesellschaft gründen, welche die Anlage betreibt. Tobias Doerk, Kundenberater der Ovag, informierte ausführlich über das Konzept seines Unternehmens und die Kooperationsmöglichkeiten der Gemeinde für eine solche Anlage. Die Wirtschaftlichkeit aufgrund der Fixkosten sei direkt von der Größe des Parks abhängig, sodass die Fläche unter den aktuellen politischen Rahmenbedingungen eine Größe von mindestens vier Hektar besitzen sollte.
Nach gesetzlicher Regelung kann eine Kommune, auf deren Gemeindegebiet eine solche PV-Freiflächenanlage errichtet und betrieben wird, einen Betrag von 0,2 Cent pro Kilowattstunde Solarertrag erhalten, bei der Leistung des geplanten PV-Parks im Umfang von fünf MW würden allein dafür 10 000 Euro im Jahr in den Säckel der Kommune fließen. Weitere 2500 Euro Pachterlös pro Jahr kämen hinzu. Unterm Strich kämen laut dem Ovag-Mitarbeiter zuzüglich der EEG-Vergütung insgesamt 50 000 Euro pro Jahr für die Kommune zusammen.
Auf der vorgesehenen Fläche kann neben den Modulen eine Beweidung durch Schafe und Ziegen erfolgen, aber auch Blühstreifen für Insekten könnten angelegt werden. Eine sogenannte Agri-PV, das ist ein Verfahren zur gleichzeitigen Nutzung von Flächen für die landwirtschaftliche Pflanzenproduktion und die PV-Stromproduktion, sei aktuell aus wirtschaftlichen Gründen nicht darstellbar.
»Alle bisher realisierten Agri-PV-Projekte sind Versuchsanlagen bzw. Pilotprojekte«, erklärte Doerk. Es gebe auch nur eine Handvoll in ganz Deutschland. Reusch bilanzierte die vorgesehene Fläche »nach Erstprüfung als die beste Fläche bei Größe, Lage und Eingriff«. Aktuell wird sie zur Hälfte als Grünfläche und als Ackerfläche genutzt, der Boden sei »für Lang-Gönser Verhältnisse keine Spitzenlage«, informierte der Langgönser Umweltberater Uwe Müller.
Anja Asmussen und Prof. Dr. Axel Wehrend (beide SPD) forderten, auch den beiden anderen Energieversorgern in Langgöns, der EAM und der Süwag, die Chance für eine entsprechende Präsentation zu geben. Bürgermeister Marius Reusch signalisierte, nichts dagegen zu haben. Weil die Sozialdemokraten für ihre Fraktion noch Beratungsbedarf sahen, votierten sie am Ende gegen das Projekt.
Der Bürgermeister stellte auch mögliche weitere Flächen für Photovoltaik vor: In Lang-Göns westlich der Autobahn in der Feldgemarkung zwischen der westlichen Verlängerung der Straße »Am Heerweg« und der östlichen Verlängerung der Straße, die oberhalb der Herderstraße am Feldrand mündet, könnte ein weiterer Solarpark entstehen. Auch zwischen der östlichen Verlängerung der Lilienstraße direkt am Waldrand entlang der Autobahn wäre das möglich.
Die Besitzer dieser beiden landwirtschaftlich genutzten Flächen sind bereits damit einverstanden, ein Investor hatte bei ihnen angefragt. Im Regionalplan Mittelhessen stehen vier weitere Flächen im Raum, sie befinden sich in Dornholzhausen nördlich der Ortslage in Richtung Rechtenbach, in Niederkleen an der Straße in Richtung Pohl-Göns und in der Gemarkung »Am Wetzlar Berg« sowie in Espa rund um den Sportplatz. »In Espa wäre es grundsätzlich denkbar, die anderen Flächen sind eher kritisch, denn sie werden gut und intensiv landwirtschaftlich genutzt«, bewertete der Bürgermeister diese Bereiche. In Espa sei auch geplant, die dortige Kläranlage zukünftig mit einer kleinen PV-Anlage zu betreiben. In Cleeberg habe der Ortsbeirat darauf hingewiesen, vielleicht auf dem Heidberg oder Kuchenberg oberhalb der Ortslage eine Fläche von fünf bis sechs Hektar vorzusehen. Diese ist noch im Privatbesitz, es müssten entsprechende Gespräche geführt werden. Die Ausschussvorsitzende Eva Oberschelp (Grüne) resümierte vor der Beschlussfassung, dass sich alle Fraktionen für PV in der Fläche ausgesprochen hätten. Nach der Sitzung zeigten sich deshalb auch einige Teilnehmer verwundert über das Abstimmungsverhalten der SPD.