Mit einer deutlichen Mehrheit (19 Nein-Stimmen, drei Ja-Stimmen) lehnten die Fernwalder Gemeindevertreter ein mögliches fünftes Windrad auf dem Höhlerberg ab.
Von ebp
Fotomontagen wie diese wurden vor der zweiten Informationsveranstaltung zum Windpark verteilt. Die Anlage auf dem Gebiet der Gemeinde Fernwald (mit Pfeil markiert) wird nicht kommen. Fotomontage: Vogler
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FERNWALD - Er stehe nach wie vor dazu, dass Windkraft, auch vor der eigenen Haustür, eine gute Sache sei, sagte Bernd Voigt (Grüne) in der jüngsten Sitzung der Fernwalder Gemeindevertretung. "Aber ist dieser Vertrag gut für die Gemeinde? Ich glaube nicht." Mit dieser Einschätzung war der Fraktionsvorsitzende nicht alleine. Mit einer deutlichen Mehrheit (19 Nein-Stimmen, drei Ja-Stimmen) lehnten die Gemeindevertreter ein mögliches fünftes Windrad auf dem Höhlerberg ab.
Die Firmen Green City Energy AG und Koehler Renewable Energy wollen in dem 58 Hektar großen Vorranggebiet einen Windpark bauen (der Anzeiger berichtete). Ein Großteil des Gebietes befindet sich im Privatbesitz des Licher Fürsten, mit dem sich die Planer bereits auf einen Pachtvertrag geeinigt haben. Die Gemeinde Fernwald hätte sich mit einer fünften Windenergieanlage (WEA) beteiligen können.
Die Fernwalder Kommunalpolitiker jedoch waren mit den ihnen angebotenen Vertragskonditionen nicht einverstanden. Es sei "nicht berauschend", was die Gemeinde an Geld bekommen hätte, so Voigt. Insbesondere der Vertragspassus, wonach die 25-jährigen Nutzungsrechte auch dann bestehen, falls letztendlich keine WEA errichtet würde, stieß übel auf. In dem Fall hätte die Gemeinde weniger Geld erhalten, da die prozentuale Beteiligung an den Erlösen weggefallen wäre. "Wenn wir dem Vertrag zustimmen, dann, damit wir finanziell profitieren", erklärte Matthias Klose (CDU). Besagter Passus sei jedoch ein Nachteil und ein Risiko für die Gemeinde.
"Nicht mal einen Döner"
Auch Peter Steil (FDP) zeigte sich unzufrieden mit den Konditionen: "Dafür würde nicht mal jeder Einwohner Fernwalds einen Döner bekommen." Das Argument, wonach die Windräder ohnehin kommen würden und man mit einer Beteiligung wenigstens etwas Geld in die Kassen spülen könne, wollte Pädagoge Steil nicht gelten lassen. Nur, weil der Andere es mache, müsse man es nicht selbst auch tun. "Bei Kindern lehnen wir ein solches Verhalten doch auch ab." Zudem gebe es innerhalb der Bevölkerung eine sehr große Ablehnung gegenüber dem Windpark.
Für die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft müsse man mutig sein, mahnte dagegen Lena Riedl (SPD). Die landschaftliche Veränderung durch ein Windrad "in nie dagewesener Höhe" sei gegenüber Kohlekraft und Atomenergie das kleinere Übel. Die Diskussion rund um den Windpark und dessen Auswirkungen auf Gesundheit und Immobilienpreise sei stark emotional aufgeladen gewesen. Man dürfe sich jedoch "nicht auf das postfaktische Glatteis führen lassen", indem man jede wissenschaftliche Untersuchung anzweifle, so Riedl.
Ein weiterer Kritikpunkt war die fehlende Bürgerbeteiligung. Man könne von den Bürgern nicht verlangen, dass sie die Nachteile eines Windparks akzeptieren, ohne von den Vorteilen profitieren zu können, kritisierte Norbert Magel (SPD). Parteikollege Gerd Espanion erinnerte an den "ständigen Lärm durch den zunehmenden Verkehr auf der A 5". Als diese 1934 geplant wurde, hätte sie eigentlich näher an Lich verlaufen sollen. "Aber der Fürst hat damals interveniert und heute läuft sie bei uns durch den Vorgarten." Er sei kein Gegner von Windkraft, betonte Espanion und die Gemeinde habe bereits einen großen Beitrag zur Energiewende geleistet. Mit den geplanten 241 Metern seien die Anlagen aber außerordentlich hoch und der Abstand zur nächsten Wohnbebauung in seinen Augen zu gering.
Martin Demmeler (Green City Energy AG) zeigte sich im Gespräch mit dem Anzeiger enttäuscht über die Entscheidung. Auf die Windpark-Planungen habe sie jedoch nur wenig Einfluss. "Wir haben von Haus aus mit vier Anlagen geplant. Die fünfte wäre dann leicht realisierbar gewesen". Für zwei Anlagen haben die Planer bereits einen Genehmigungsantrag beim Regierungspräsidium Gießen eingereicht. Für die beiden anderen WEA laufen derzeit noch die Prüfungen. Erst danach wisse man auch die fixen Koordinaten für die weiteren Windräder.
Die angebotene Beteiligung sei "marktüblich" gewesen, sagte Demmeler. Zusätzlich zu dem vereinbarten Mindestnutzungsentgelt, wäre die Gemeinde auch prozentual am Ertrag beteiligt worden. "In guten Jahren hätte es dann auch eine höhere Pacht gegeben."
Emotionale Gründe
Als ausschlaggebend für die Ablehnung sieht Demmeler daher vor allem emotionale Gründe: Man sei sich vermutlich unsicher gewesen, was mit dem Windrad auf die Gemeinde zukomme. Er würde gerne anbieten, dass man sich den Windpark erstmal anschaue und sich dann nochmal entscheide - die spätere Errichtung eines einzelnen Windrades lohne sich jedoch nicht.