Der Landkreis Gießen hat Ideen und Initiativen entwickelt, die bundesweit Modellcharakter haben. Landrätin Anita Schneider hat nun eine Zwischenbilanz zum Klimaschutz-Masterplan des Landkreises gezogen.
KREIS GIESSEN - Was können Landkreise und Kommunen für die Energiewende leisten? Wie gelingt Klimaschutz regional? Der Landkreis Gießen hat Ideen und Initiativen entwickelt, die bundesweit Modellcharakter haben. Landrätin Anita Schneider hat nun eine Zwischenbilanz zum Klimaschutz-Masterplan des Landkreises gezogen.
Der Landkreis Gießen ist eine von nur drei Masterplan-Kommunen in Hessen - neben dem Landkreis Marburg-Biedenkopf und der Stadt Frankfurt - und damit bundesweit ein Pilotprojekt für regionale Vorhaben in Sachen Klimaschutz und erneuerbare Energien. Der Kreistag hatte 2011 einstimmig beschlossen, die Energiewende im Landkreis voranzutreiben. Bis zum Jahr 2050 sollen 95 Prozent der Treibhausgasemissionen (im Vergleich zum Jahr 1990) eingespart, der Energieverbrauch im gleichen Zeitraum halbiert werden.
Um die Ziele zu erreichen, bietet der Landkreis Beratung und Dienstleistung für Kommunen, Wirtschaft und Bürger an, bündelt Initiativen und übernimmt selbst eine Vorbildfunktion, wie Landrätin Schneider erklärt. Frühzeitig wurde als Schwerpunkt die Wärmewende festgelegt, um Energieeinsparungen zu erreichen. Der Grund: Rund drei Viertel der Energie, die in den Privathaushalten im Landkreis Gießen verbraucht wird, ist Wärme. Würden nur 25 Prozent der Wärmeenergie eingespart, hätte dies denselben Effekt, als würde der gesamte Strom eingespart.
"Klimaschutz ist zwar eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, aber auch wir als Landkreis können wirksam dazu beitragen", sagt die Landrätin. Denn auch der Landkreis habe Möglichkeiten für Gestaltung und Weichenstellung - zum Beispiel über den ÖPNV oder Gesellschaften, an denen er Anteile hält. Die ovag Energie beispielsweise liefere schon jetzt zu 46 Prozent "grüne" Energie und liege damit über dem Bundesdurchschnitt.
Eine bedeutende Rolle bei allen Schritten spiele die Wertschöpfung für die Region, erklärt Schneider. Denn eine halbe Milliarde Euro jährlich verlassen statistisch bislang den Landkreis für den Erwerb fossiler Energien.
Geht es um Energieeinsparung und -Effizienz, bietet der Landkreis über ein Beratungsnetzwerk nicht nur Informationen zu den richtigen Schritten und Fördermöglichkeiten, sondern zeigt mit seinen eigenen Gebäuden beispielhaft, wie es gehen kann: Allein in den Schulen des Landkreises wurde der Heizenergiebedarf durch energetische Sanierungen und den Tausch von Heizungsanlagen in den Jahren 2000 bis 2014 um insgesamt 33 Prozent verringert. Vielerorts sind Blockheizkraftwerke in Schulen installiert worden, die wiederum angrenzende Anwesen über Nahwärmenetze mitversorgen.
Weiteres Beispiel für Klimaschutz-Aktivitäten des Landkreises: die Mobilität. Der Ausbau von Radwegenetzen mit Radschnellwegen, eine bessere Lade-Infrastruktur für Elektrofahrzeuge und nicht zuletzt Initiativen und Unterstützung des Landkreises für die Reaktivierung der Lumdatalbahn und Horlofftalbahn tragen dazu bei, dass Verkehr klimafreundlicher und effizienter wird. Zugleich stärken diese Vorhaben den ländlichen Raum.