LINDEN - (red). Wilfried Behring lebt nun schon über 70 Jahre in Kleinlinden. Geboren in Marburg verlebte er dort Kindheit und Jugend. Im Haushalt mithelfen war früher selbstverständlich: Holzhacken, im Wald Tannenzapfen suchen, jede Woche die Wäsche kochen, beim Bohnen- und Sauerkrauteinmachen helfen, Zwetschgenmus kochen und so weiter. Immer wurde dabei gesungen, denn es gab weder Radio noch Fernsehen zu Hause.
Als 17-Jähriger musste er zum Reichsarbeitsdienst: Flackausbildung in Westfalen und Panzersperrenbau in Südfrankreich. Kurzausbildung als Matrose in Stralsund und Himmelfahrtskommando bei den Schnellbooten in Italien; wurde dann als Fähnrich zur See in Flensburg entlassen. Erst im Februar 1946 kam er wieder nach Hause. Da es noch keine richtigen Staatshilfen – wie heute – gab, machte er nach zwei Jahren den Mauergesellenbrief, arbeitete als Elektriker und als Vertreter und beschloss seine Ausbildung als Geselle im Friseurhandwerk.
Er absolvierte ein Semester an der Gießener Ingenieurschule, gründete dann aber seine Familie, führte fünf Jahre ein Friseurgeschäft in Dreihausen. Nach einem halben Jahr in Kleinlinden begann man, ein altes Haus umzubauen. Wegen Chemie musste die Frau (Friseurmeisterin) den Beruf aufgeben und trug in verschiedenen Berufen zum Unterhalt der Familie bei. Bis zu seiner Rente arbeitet Behring 25 Jahre lang als Techniker bei der Wohnbau Gießen. Neben dem Singen in der „Harmonie“ reiste das Ehepaar gerne. Viele Jahre verfasste Behring Büttenreden für sich und seine Frau, auch wurden Reisen in Versform vorgetragen, das ganze fotokopiert verteilt. Das ging auch so weiter bei den 50ern, wo beide in Ihren Jahrgängen aktiv im Vorstand tätig waren.
Nun ist er bald 20 Jahre Witwer. Trotz mancher Krankheit und einigen Operationen schaut er sich immer noch die weite Welt an. Nicht nur durch Busreisen in Europa, sondern zuletzt Philippinen, Äthiopien, Indien, Kambodscha, Myanmar, Mexico und so weiter. „Die Welt ist einfach schön“, meint er. Er bedauert sehr, dass nun allgemeines Reiseverbot besteht, denn durch vieles Reisen werde man toleranter und achte fremde Kulturen. Foto: Behring