Humorig und historisch agierte das Duo "Wildwuchs" im Hofgut Friedelhausen. Foto: Michalak
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
LOLLAR - Es war eine spannende Zeitreise in eine Epoche, die oft als "finster" bezeichnet wird: Ins Mittelalter entführte das Duo "Wildwuchs" bei seinem Konzert im Hofgut Friedelhausen. Die zahlreichen Gäste belegten am Samstagabend alle verfügbaren Sitzplätze im Rittersaal des Hofgutes.
"Wildwuchs", das sind die Spielmänner "Balduin Blasebalg" - im bürgerlich Leben Thomas Zeuner aus Kirchhain - und "Habakuk Hagestolz" alias Tobias Witzlau aus Bad Homburg. Sie sind bekannt für ihre frische Darbietung historischer Musik. Man merkte den beiden Musikern sofort an, dass sie in diesem Genre zu Hause und mit viel Herzblut bei der Sache sind. Sie laden ihre Zuhörer auf eine unterhaltsame, informative Reise, sozusagen wie in einer Zeitmaschine ging es einige Jahrhunderte in die Vergangenheit zurück. Dieses Interesse, das schon bei Pfadfindern geweckt wurde, entwickelte sich bei Zeuner und Witzlau mit der Zeit zur wahren Leidenschaft und Passion. Schon alleine die bunten Kostüme der beiden Künstler und die vielen - oft außergewöhnlichen Instrumente - weckten reges Interesse und Neugier.
Atmosphäre
Als der Gesang zu den Klängen von Drehleier, Cister, Sackpfeife, Schlüsselfiedel, Schalmei, Cornamuse, Trommel und Schlagwerk den Saal füllte, verzauberten die Künstler ihre Zuhörer gänzlich. Es gab aber auch kurze spannende Erzählungen, Sagen, Anekdoten und Witze, die in die Atmosphäre des Mittelalters führten. Viele Zuschauer erkannten oft schon nach den ersten Versen und Klängen, welches Lied gespielt wurde und sangen begeistert mit. Das wiederum schwappte auf die Bühne über und veranlasste die Musiker, die Zuschauer in drei Gruppen zu teilen, um einen spontanen dreistimmigen Chor zu arrangieren. Ein faszinierendes Erlebnis und einer der Höhepunkte des Abends.
Für große Augen sorgte "Habakuk" mit seiner artistisch-musikalischen Einlage. Er spielte zwei Flöten gleichzeitig. Für manche mag das vielleicht nichts besonderes sein. Allerdings spielte Tobias Witzlar die Flöten nicht mit dem Mund, sondern mit der Nase. Und das war in der Tat ein echtes Kabinettstückchen. Donnernder Applaus und Begeisterungsrufe erfüllten den Saal. Nach knapp zwei Stunden, aber mit einer unabdingbaren Zugabe, war das wunderschöne Spektakel zu Ende. Die Künstler äußerten zum Abschied den Wunsch, in Friedelhausen, in dieser für sie wie geschaffenen historischen Kulisse des Rittersaals und vor allem vor einem solch tollen Publikum, gerne wieder einmal ein Konzert zu geben.
Brigitte Brandt, die für Öffentlichkeitsarbeit auf dem Hof zuständig ist, versprach, sie werde versuchen, den so originellen und außergewöhnlichen "Wildwuchs" mal wieder nach Friedelhausen zu "verpflanzen". Musik, Konzerte und Darbietungen sind hier immer sehr gern gesehen. Die Kultur hat einen hohen Stellenwert und ist unabdingbares Teil des Konzepts der Hofgutgemeinschaft, deren Motto heißt: Sozialarbeit, Ökologie und Handwerk finden auf dem historischen Hofgut einen zeitgemäßen, inklusiven Lebensort und Arbeitsplätze für behinderte und nicht behinderte Menschen, die hier gemeinsam leben.