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Mitarbeiter wichtigstes Gut

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Von: Klaus Kächler

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Zum Hessischen Gartenbautag begrüßt der Landespräsident des Gartenbauverbandes Baden-Württemberg-Hessen, Jürgen Mertz, die Gäste in der Bildungsstätte in Grünberg. Foto: Kächler © Kächler

Der Hessische Gartenbautag fand unter dem Titel »Extreme & Wandel« in Grünberg statt. Die Branche profitierte in Corona-Zeiten, doch die Umsätze fallen wieder.

Grünberg (klk). »Grün denken und rote Zahlen schreiben, das hat noch nie ein Unternehmen überlebt«, rief Jürgen Mertz der Politik zu, und erklärte gleichzeitig die Pläne für ein hessisches Naturschutzgesetz für »völlig unsinnig«. Zuvor begrüßte der Landespräsident des Gartenbauverbandes Baden-Württemberg-Hessen die Teilnehmer und Gäste des Hessischen Gartenbautages unter der Überschrift »Extreme & Wandel« in der Bildungsstätte des Vereins in Grünberg.

Krankheitsbedingt hatte die Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Priska Hinz, ihre Teilnahme kurzfristig absagen müssen. Sie wurde vertreten durch Dr. Christian Fischer, dem neuen Leiter des Referats für Gartenbau im Wiesbadener Ministerium. In seinem Grußwort betonte Fischer, dass auch die Gartenbauer vor großen Herausforderungen stünden. Er sieht jedoch auch große Chancen, denn angesichts der Klimakrise brauche man mehr Grün in den Städten und auch die Fassadenbepflanzung bekomme immer größere Bedeutung.

Gartenbau ist systemrelevant

Weiter hob er hervor, dass sich das Ministerium während der Corona-Krise dafür eingesetzt habe, dass der Gartenbau in Hessen - im Gegensatz zu anderen Bundesländern - als systemrelevant eingestuft wurde. Die Sicherung der Ernährung und der Lebensqualität seien hier entscheidende Kriterien gewesen.

Gemeinsam mit Mertz verlieh er die neu geschaffene Auszeichnung »Plastikarmer Gartenbau« an das Unternehmen Mulke Topfkräuter aus Wiesbaden.

»Selbstversorgung mit Obstgehölzen und Nutzpflanzen boomen seit Corona und man hat den Eindruck, das Kochen wurde neu erfunden«, brachte es Jürgen Mertz auf den Punkt. Er warnte jedoch die Mitglieder davor, zu denken, es gehe immer so weiter. »Wir dürfen nicht die Hände in den Schoß legen«, mahnte er.

In der Tat habe die Branche 2020 einen Umsatzrekord von 9,38 Milliarden Euro erwirtschaftet. Doch schon seit Beginn des Jahres 2023 seien bereits wieder Einbußen zu verzeichnen.

Kein gutes Haar ließ Mertz am Entwurf für das neue hessische Naturschutzgesetz. »Wir haben doch schon ein Bundesgesetz, warum muss man da ein Landesgesetz mit Pauken und Trompeten durchboxen?«, fragte er. Außerdem seien die Fristen für eine Stellungnahme viel zu knapp bemessen, das sei unfair.

Auch mit der Politik in Bonn zeigte er sich unzufrieden: »Wenn von den 736 Abgeordneten im Deutschen Bundestag 270 keinen Beruf gelernt haben, was soll man da erwarten?« Man müsse immer wieder versuchen, mit Argumenten den Gartenbau ins Gespräch zu bringen und die Politiker so von den drängenden Anliegen überzeugen.

Vorsichtig optimistisch

Vorsichtig optimistisch zeigte sich Mertz, was die Entwicklung der Energiepreise angeht. Hier rechne er zwar 2023 noch mit einer Durststrecke, mittel- und längerfristig aber wieder mit sinkenden Kosten.

»Unser wichtigstes Gut sind unsere Mitarbeiter«, mahnte der Landespräsident. Über höhere Löhne und flexible Arbeitszeiten für eine passende Work-Life-Balance müsse jeder für sich nachdenken. Denn nicht nur der Fachkräftemangel belaste die grüne Branche, auch die Konkurrenz anderer Berufszweige, die deutlich mehr zahlen würden, machten den Gartenbauern zu schaffen. Über Neuigkeiten von der Landesgartenschau informierte Geschäftsführer Ulrich Schmitt. Eine davon: Alle 14 Tage bietet die Landesgartenschau erstmals geführte Hundespaziergänge an, bei denen die Tiere an der Leine geführt werden müssen.

Im zweiten Block informierte Steuerberater Stefan Feuerstein (Frankfurt) über »Aktuelles aus dem Steuerrecht«.

Für den zweiten Vortrag »Extremwetter und Klimawandel« kam Wetterexperte Frank Böttcher »vorbeigeschneit«.

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