Einmal "Dolce Vita" und zurück, eine Geschichte aus Pohlheim
Die Sehnsucht nach Italien war stärker, als die Angst vor dem Unbekannten. Sechs Monate war die Pohlheimerin Beatrice Runkel, einst bei der Landesgartenschau tätig, in "Bella Italia" mit der Option "Auf Nimmerwiedersehen Deutschland" unterwegs. Sie kehrte zurück und schrieb über ihre Erlebnisse des "Dolce Vita".
Von ger
Beatrice Runkel entdeckte ihre Liebe zu Italien, doch nach einer sechsmonatigen "Dolce Vita"-Tour kam sie gerne wieder in Deutschland an. Foto: R. Schmidt
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
POHLHEIM - Anderes erleben, das wünschen sich manche insgeheim: Für längere Zeit durch die Welt reisen, etwas Neues, spannendes zu erleben und damit lang gehegte Sehnsüchte zu erfüllen. Nur wenige haben den Mut. Sie sind in tatsächlichen oder gefühlten Zwängen gefangen. Für sie bleibt es ein Leben mit unerfüllten Träumen. Die Pohlheimerin Beatrice Runkel hat sich ihren Lebenstraum erfüllt.
Die Sehnsucht nach Italien war stärker, als die Angst vor dem Unbekannten. Sechs Monate war die Sekretärin, einst bei der Landesgartenschau tätig, in "Bella Italia" unterwegs, von Trient in Südtirol über den italienischen Stiefel mit Leuca in Apulien weiter in die "Ewige Stadt" Rom, bis hin in den tiefsten Süden auf die Insel Sizilien. Allerdings war die Reise anders als erwartet, den "Bella Italia" hat in Wirklichkeit Sonne wie auch Schatten zu bieten. Andere Länder, andere Menschen, andere Kultur, andere Sitten.
Was sie dabei als alleinreisende Frau erlebte, hat sie nach ihrer Rückkehr in einem Buch, unter den Künstlernamen Beatrice Miguel, unter dem Titel "una vita non basta - Einmal Italien und zu mir" veröffentlicht. Übersetzt heißt es: "Ein Leben ist nicht genug". Es ist ein Reise- und Erfahrungsbericht in ihrer eigenen, persönlichen Sprache. Offen, direkt und mit viel Humor und Selbstironie. Wie sie selbst. Ohne überflüssige Schnörkel und sehr authentisch.
"Einmal Italien und zu mir", schreibt die 54-jährige, die seit 20 Jahren in Watzenborn-Steinberg lebt, im Untertitel. Sie meint damit: "Es war eine Reise zu mir selbst und damit zur persönlichen Selbstfindung." Alles fing mit einem Urlaub in Kalabrien und einem anschließenden Italienischkurs in der Volkshochschule an. Ihre Liebe zu dem Land im Süden Europas wurde immer stärker. Die Sprachkenntnisse verbesserten sich von Jahr zu Jahr und das "Dolce vita" (Das süße Leben), die italienische Lebenskultur, lockte als Gegenpol zur deutschen Korrektheit.
Sieben Jahre lang träumte sie nur, bevor sie sich mutig entschied: "Das mache ich." Im Frühjahr des vergangenen Jahres war es soweit. Ihre vier Kinder waren erwachsen, sie konnte sich die Zeit nehmen. Italien erkunden und dabei die Italiener erleben. Vielleicht für immer!? Im Internet fanden sich genügend Möglichkeiten und Beispiele. Nach Monaten der Vorbereitungen war es im Frühjahr soweit. Sie packte ihren roten Rucksack mit den wichtigsten Utensilien, die man für unterwegs braucht. Lediglich ihr finanzielles Budget war bescheiden. So ging es das erste Mal in ihrem Leben mit einem grünen Flixbus von Frankfurt zum ersten Ziel ihrer "Giro dell'Italia" über die Alpen nach Trient. Sie genoss ihren ersten echten Cappuccino in einer kleinen Bar. Sprachprobleme gab es keine. Die sieben Jahre Volkshochschulkurs und einige Urlaube in Italien hatten sich gelohnt. Sie verstand die Menschen, die ihr herzlich begegneten und wurde verstanden. Die historische Stadt Trient begeisterte sie und dass sollte erst der Anfang sein. Ihr Traum wurde wahr.
Erste Erfahrungen machte sie im täglichen Leben. Über die Internetseite workaway.info fand sie bei freier Unterkunft und Verpflegung einen Job in der Toskana. Sie half im Garten und in den Olivenhainen und schlief zum ersten Mal in ihrem Leben auf einer Strohmatratze. Weit ab von jeglicher Zivilisation, ohne Anbindung an ein Verkehrsnetz und Internet. Doch hier galt die "Dolce vita" für Fremde nicht, musste sie feststellen, denn trotz ihrer Arbeit gab es unfreundliche Menschen, sodass sie weiterzog, nach nur zwei Nächten.
Ihre Reise führte sie quer durch Italien. Dabei entdeckte sie ein widersprüchliches Land, aber immer mit der Herzlichkeit der Menschen, die dort lebten. Die Einfachheit im Alltäglichen bis hin zu echter Armut begegneten ihr. Auch ihre zweite Jobstation endete damit, dass sie sich nach zwei Wochen kochen, putzen, Wäsche waschen, Fenster putzen, Unkraut jäten, Ferienwohnung reinigen und den Garten neu gestalten, verabschiedete. So hatte sie sich ihre Reise nicht vorgestellt.
Mit Bus, Zug, Auto, zu Fuß und zurück im Flugzeug von Palermo legte sie insgesamt über 13 000 Kilometer zurück. "Ich liebe diese Menschen", sagt sie noch heute, aber die Option Italien für immer gibt es nicht mehr. Nein! "Ich kann nicht mit dir. Ich kann nicht ohne dich", so ihr Fazit nach sechs Monaten im Süden. Ihre Sehnsucht wurde allerdings gestillt, Frieden hat sie gefunden und Klarheit gewonnen. Ihre Liebe zu Land und Leuten ist lebendig. "A presto - Bis bald!", sagt sie und blickt heute umso dankbarer nach vorne und ist gespannt, was ihr Leben noch alles für sie bereithält. Ihre Italien-Reise und das nun erschienene Buch, waren ein wichtiger Schritt in ihrem Leben. Ein Nachdenken über das, worauf es im Leben ankommt.
Die ganze Geschichte ihrer "Giro dell'Italia" kann man auf ihren 252 Seiten inklusive Farbbildern in ihren eigenen, authentischen Worten miterleben. Sie nimmt den Leser mit auf eine ganz persönliche Reise und bringt diesem Italien und Sizilien ein großes Stück näher. Die Grafikerin Eva Saarbourg hat hier ihre ganze Kreativität zum Ausdruck gebracht.
"una vita non basta - Einmal Italien und zu mir" von Beatrice Miguel, epubli-Verlag, ISBN 9783745086744, 11,99 Euro.