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Rote Kolonne zieht über Kreisstraßen

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Die Feuerwehr-Oldtimer-Bewegungsfahrt von Holzheim nach Grünberg wurde angeführt vom Oldtimer Baujahr 1942 aus Lich. Foto: Wißner © Wißner

Kreis Gießen (twi). Ja ist denn schon wieder Feuerwehrfest? Diese Frage stellten sich zahlreiche Kreisbewohner, die am Sonntagmittag im Ostkreis unterwegs waren, als auf einmal neun rote Feuerwehrfahrzeuge und ein graues »Wasser-Sonderfahrzeug« durch die Straßen rollten. Nein, es war keine Festveranstaltung., sondern eine »Bewegungsfahrt« der heimischen Feuerwehr-Oldtimer, die sich auf Initiative von Thomas Nürnberger (Lollar) und Sebastian Moos (Krofdorf-Gleiberg) zusammengefunden hatten.

Aus der ursprünglichen Interessengemeinschaft ist mittlerweile die Gruppe »Historische Feuertechnik Landkreis Gießen« geworden. Volker Meckel (Holzheim) hatte diesmal federführend in Holzheim das Treffen mit einem Frühstück organisiert, um nach dieser Stärkung mit Erfahrungsaustausch eine 60 Kilometer umfassende Bewegungsfahrt durch den Ostkreis mit Ziel Grünberg zu unternehmen. Grünberg war auch deshalb als Ziel ausgewählt worden, weil es zum einen in diesem Jahr 800 Jahre feiert und zudem im kommenden Jahr den Kreisfeuerwehrtag anlässlich des Gallusmarktes ausrichtet. Und so hatten sich die Teilnehmer in der kulturellen Mitte getroffen.

Acht der zehn Fahrzeuge zählen noch zum Bestand der Feuerwehren, während zwei mittlerweile in Privatbesitz sind. Angeführt wurde anschließend der Konvoi durch das älteste Fahrzeug, dessen Motor mittlerweile komplett restauriert wurde, einem Löschfahrzeug (LF) 8, Baujahr 1942 der Freiwilligen Feuerwehr Lich. Aus Heuchelheim war der LF8 Borgward, Baujahr 1953 mit dabei, wobei dieses Fahrzeug als Besonderheit nicht nur über eine Mitteleinbaupumpe, sondern auch bereits über eine heizbare Frontscheibe verfügt, was in dieser Zeit eine wesentliche Erleichterung beim Einsatz darstellte, da die Feuerwehrhäuser damals nicht beheizt wurden.

Gleich mit zwei Oldtimern vertreten war die Freiwillige Feuerwehr Krofdorf-Gleiberg und beide Fahrzeuge können über einen »Auslandseinsatz« in der Partnerstadt Zsámbék/Ungarn aufweisen. Dabei handelt es sich um den »Proseccobus«, einen VW-Bus T3, Baujahr 1988 und zudem einen Tanklöschfahrzeug (TLF) 16 SA, Baujahr 1964, das ursprünglich einmal die Flughafenfeuerwehr Frankfurt/Main angeschafft hatte.

Die Gastgeber aus Holzheim waren mit einem TSF, Jahrgang 1962 vertreten und mit dem Nachfolgermodell, einem Ford Transit MK1, Baujahr 1971 und Aufbau 1972 durch die Firma Ziegler zum Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) war die Wehr aus Gonterskirchen dabei. Dieses wurde erst im vergangenen Jahr wieder »neu belebt«. Aus Steinbach war das LF16/TS, Baujahr 1984 und aus Grünberg das Großtanklöschfahrzeug (GTLF), Magirus Deutz mit 200 PS, luftgekühltem V8-Motor, Baujahr 1976 unterwegs, welches 5500 Liter Wasser und 500 Liter Schaummittel fasst.

Im Besitz von Dieter Fink befindet sich das von der Stadt Gießen als Hydrantenfahrzeug genutzte Modell, Baujahr 1988 und am Ende rollte jenes graue Fahrzeug im Besitz von Roland Engel. Bei dem Daimler Benz 311 handelt es sich laut Fahrzeugschein, um ein »Sonder-Kfz Straßenreiniger Waschmaschine« mit Erstzulassung am 27. März 1961. Vielen älteren Bürgern ist dieses Fahrzeug als Wasserfahrzeug der Stadt Gießen noch in bester Erinnerung, wurde dieses doch zur Straßenreinigung wie auch später zum Blumengießen genutzt.

»Keiner kocht mehr eigenes Süppchen«

Nürnberger begrüßte auch seitens des verhinderten Frank Müller (Großen-Buseck) die Teilnehmer an der Bewegungsfahrt und freute sich ganz besonders darüber »dass nun nicht mehr jeder sein eigenes Süppchen kocht, sondern durch die Oldtimer-Fahrten 2020 mit 34 und im vergangenen Jahr mit 94 Fahrzeugen die Gießener Initiative auch hessenweit bekannt ist und ein gutes Netzwerk aufbauen konnte«. Und auch Moos versicherte, dass man nun zu einem Team geworden sei und so auch die »alten Schätzchen der Wehr« in den Vordergrund gerückt werden. Im kommenden Jahr findet am 4. Juni der 6. Feuerwehr-Oldtimertag in Heuchelheim statt und am 17. September2023 feiert die Feuerwehr Grünberg ihr 150-Jähriges.

Über gut 60 Kilometer führte die Bewegungsfahrt von Holzheim über Grüningen, Watzenborn-Steinberg nach Garbenteich, weiter nach Lich, Nieder-Bessingen, Ober-Bessingen, Ettingshausen, Harbach, Lindenstruth, Reinhardshain und Beltershain nach Grünberg. Während die Oldtimer noch auf der Strecke waren, wurde in Lollar von den Brandschützern ein Feuerwehrfahrzeug-Spalier zusammengestellt. Als sich alle verfügbaren Fahrzeuge der Stadt vorm Feuerwehrhaus eingefunden hatten, wurden Schläuche ausgerollt und zu einem Fontänenspalier aufgebaut. Um 12.15 Uhr wurde Hanno Schönbrunn an seinem 65. Geburtstag alarmiert. Mit Erreichen der Altersgrenze war dies auch die letzte Alarmierung in seiner Zeit als Mitglied der Einsatzabteilung der Lollarer Wehr, deren stellvertretender Wehrführer und Wehrführer er über elf Jahre hinweg war. Stadtbrandinspektor Marco Kirchner überreichte dann dem nach 25 Jahren aus dem ehrenamtlichen Feuerwehrdienst ausscheidenden Schönbrunn ein Strahlrohr »in kameradschaftlicher Verbundenheit«.

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