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Sturm zerstört Hochsitz mit Storchennest

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Die Störche sind zurück aus dem Süden. Hier das Storchenpaar am Wirtschaftsweg Richtung Dutenhofen. Foto: Rühl © Rühl

Lahnau (lrw). Das lebhafte Wetter vom vergangenen Wochenende hat auch Folgen für die Störche in der Lahnaue. Ein Hochsitz zwischen Baggersee und Atzbacher Damm wurde vom Sturm umgerissen und mit ihm das darauf gebaute Storchennest zerstört. Jagdpächter Bastian Rafalzik, mit dem der Anzeiger sprach, wusste, dass das über mehrere Jahre gebaute Nest mit Erde, Ästen und Pflanzenresten schwer auf dem Hochstand lastet.

Eine Anfrage beim Regierungspräsidium (RP) Gießen vom vorigen Jahr verhinderte aber ein Eingreifen des Jagdpächters. Denn ein Storchennest sei naturschutzrechtlich für Baumaßnahmen tabu.

Rafalzik ist zwar bestürzt, dass die beiden Adebare ihre Wohnstube verloren haben, sieht die Sache aber gelassen. »In der Lahnaue gibt es noch genügend andere Hochsitze«, resümiert er. Dort würden die Vögel sicher ein neues Zuhause einrichten können.

Genauso sieht das auch der Vorsitzende des Vereins »Rettet die Lahnaue«, Werner Blum. Bis es richtig warm wird, könnte sich das Storchenpaar ein neues Nest bauen. Blum ist froh, dass alle Nester vom vergangenen Jahr wieder belegt sind. Insgesamt fünf Paare sind aus dem Süden zurückgekommen und haben die beiden 14 Meter hohen Nisthilfen des Vereins sowie drei Hochsitze eingenommen.

Dem Verein ist es zu verdanken, dass es die Störche in der Lahnaue wieder gibt. Zwischen 1967 und 2009 wurden in Atzbach keine gesichtet. Erst die aufgestellten Nisthilfen holten den Storch wieder zurück. »Inzwischen ist es Normalität geworden, dass die Störche Jahr für Jahr wiederkommen«, stellt Blum fest. Er freut sich, dass die Maßnahmen des 1997 gegründeten Vereins wesentlichen Anteil daran haben, dass aus Atzbach wieder ein »Storchendorf« geworden ist.

Die letzten Störche hatten 1966 auf dem Amthof genistet. Dort ist das Nest inzwischen entfernt. Nur noch ein Gestell aus Metall erinnert an die frühere Nutzung des Daches.

Blum nimmt nicht nur wahr, dass die Störche Jahr für Jahr zurückkehren. Auch hätten sie in den letzten zehn Jahren immer wieder Junge aufgezogen. 2022 waren es neun Jungstörche, die im August Richtung Süden aufgebrochen sind.

Die Lahnaue bei Atzbach sieht Blum als besonders geeigneten Standort für die Flugtiere. Von Gießen bis Wetzlar biete sie mehr als zehn Kilometer Flugfläche und damit auch ein Jagdrevier. Von Dutenhofen bis Atzbach sind es etwa 1,2 Kilometer in der Breite, die die Störche für die Futtersuche durchstreifen können. »Flussabwärts wird das Lahntal immer enger und damit weniger geeignet für den Storch«, erläutert Blum.

Gleichwohl gibt es auch in Oberbiel ein Storchennest auf dem Industrieschornstein der ehemaligen Klingwerke nahe der Lahnschleuse Oberbiel. Im August hat das Paar seinen Nachwuchs Richtung Süden verabschiedet. Die Altstörche aber sind erstmals über Winter im Solmser Stadtteil geblieben. »Derzeit sind die Störche dabei, ihr Nest neu auszustatten«, berichtet der Vorsitzende der Ortsgruppe Oberbiel des Naturschutzbundes (Nabu), Martin Kallabinsky.

Ein weiteres Paar ist nach Leun-Biskirchen zurückgekehrt. »Unser Storchenpaar ist seit Anfang März wieder auf dem Storchenmast Barbara in der Gemarkung Hundsbach anwesend«, freut sich Alexander Zech, Vorsitzender des Natur- und Vogelschutzvereins Biskirchen. Das Männchen habe den Mast bereits Mitte Februar bezogen und dort auf seine »Angebetete« gewartet.

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