1. Startseite
  2. Kreis Gießen
  3. Kreis Gießen

»Thomas Benz kann den Job nicht«

Erstellt:

Von: Debra Wisker

gikrei_3012_dge_allendor_4c_2
Am 12. Februar ist Bürgermeisterwahl in Allendorf. Archivfoto: Ulmers © Debra Wisker

Manuel Sult (FW) greift den Allendorfer Bürgermeister Thomas Benz (ebenfalls FW) an, der sagt, die Vorwürfe seien »haltlos«

Allendorf . Manuel Sult übt heftige Kritik an der Amtsführung von Bürgermeister Thomas Benz. Beide gehören den Freien Wählern an. Dennoch sagt Sult: »Ich sehe Schwarz für Allendorf.« Er spielt damit auf Sebastian Schwarz (SPD), den Gegenkandidaten von Benz an. Sult geht noch weiter: »Ich bin mir sicher, dass auch viele Freie Wähler für Schwarz stimmen werden.«

Manuel Sult ist selbstständiger Finanzberater. Der gebürtige Gießener lebt seit vielen Jahren in Allendorf. Er war Vorsitzender des Ortsvereins der Freien Wähler (FW) von 2017 bis 2022; von 2019 bis 2021 saß er in der Stadtverordnetenversammlung, steht jetzt auf der Nachrückerliste.

»Es herrscht Stillstand«

Doch was ist es, was er Thomas Benz vorwirft? »Eines vorneweg: Ich schätze Thomas Benz als Menschen sehr, keine Frage. Aber er kann den Job nicht. Mit ihm als Bürgermeister herrscht Stillstand. Er hat kaum eines seiner Wahlversprechen erfüllt. Dinge bleiben liegen, Projekte werden nicht angeschoben. Noch weitere sechs Jahre Stillstand verträgt unsere Stadt nicht», fasst Sult zusammen. Harte Worte.

Der 42-Jährige blickt zurück. Er sei in die Kommunalpolitik gegangen, weil er der Ansicht war, man dürfe sich nicht einfach nur beschweren, sondern solle lieber aktiv etwas ändern. Für die FW habe er sich entschieden, weil man die »freie Wahl hat, zu sagen, was man will oder nicht will«.

Ein weiterer Grund sei seine Unzufriedenheit mit der vorherigen Bürgermeisterin Annette Bergen-Krause (SPD) gewesen. Doch mit Bergen-Krause habe er sich ausgesprochen, »alles wieder okay«. Der Wahlkampf 2017 wurde laut Sult sehr emotional geführt, aus seiner Sicht sei ein Wechsel im Rathaus notwendig gewesen. Deshalb habe er damals Thomas Benz unterstützt.

Als innerhalb der FW noch kein Kandidat feststand, habe er seine Bereitschaft signalisiert, anzutreten. Er habe sein Angebot aber zurückgezogen, als feststand, dass Benz zur Wahl 2017 für die Freien Wähler antreten sollte.

Heute sagt Sult: »Rückblickend wurde die Personalie falsch besetzt.« Von den FW-Kollegen sei Benz im Vorfeld darauf hingewiesen worden, dass Bürgermeister kein »9 bis 15 Uhr-Job, kein leicht verdientes Geld« ist. Natürlich brauche man Zeit, um sich einzuarbeiten. Doch schon nach rund einem Jahr habe man gespürt, dass es Defizite gebe. »Null Transparenz. Man wusste nicht, was in der Verwaltung vorgeht.«

Benz sichere in Gesprächen immer zu, dass er sich kümmern werde, doch nichts passiere. Fördergelder für eine E-Ladesäule seien verfallen, »die muss die Stadt jetzt selbst zahlen«, nennt Sult als Beispiel. Der Bürgermeister habe keine Vorschläge für die Zukunft der Stadt Allendorf. Sebastian Schwarz dagegen habe diese klar definiert, so der ehemalige FW-Vorsitzende. Daher habe er die Entscheidung gefasst, ihn zu unterstützen. »Sein einziges Manko: Er gehört der SPD an.« Amtsinhaber Benz fehle der Überblick, der Weitblick, die Zusammenhänge zu sehen, er wisse auf vieles keine Antwort. Sult setzt noch einen drauf und erklärt: »Die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker machen seinen Job.«

Auch bei den Freien Wählern sei nach der Kommunalwahl 2021 klar gewesen: »Der muss weg. Das hat uns Mitglieder gekostet«, so Sult. Doch es fehle zur Zeit in der Kommunalpolitik allgemein die Courage, das öffentlich zu sagen. Lieber wolle man bei den FW »das Gesicht wahren«, schätzt der 42-Jährige die Lage ein.

»Thomas Benz hält die Zügel nicht mehr in der Hand, die Arbeit machen andere für ihn.« Ihn erneut als Kandidaten aufzustellen, hätten einige wenige bei den Freien Wählern entschieden und dies im Nachgang in der Mitgliederversammlung absegnen lassen, lautet sein Vorwurf. In der Konsequenz habe er den Vorsitz im Ortsverein abgegeben.

Sult spart auch nicht mit Kritik an seinen Kollegen: »Heuchelei ohne Grenzen«. Man gehe den Weg des geringsten Widerstands, scheue die Konfrontation. »Ich habe mich lange zurückgehalten, aber jetzt ist die Zeit, um den Mund aufzumachen. Thomas Benz hat die Zeit nicht genutzt, um sich rein zu arbeiten, hat zu wenig gemacht und versteht die Konsequenz seines Jobs nicht, weiß nicht, wie verantwortungsvoll das ist. Ich halte die Allendorfer für so weitsichtig, dass sie für einen Wechsel stimmen«, ist sich Sult sicher.

»Er schürt Unfrieden«

Ganz anders sieht das Ralf Hofmann, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler: »Wir stehen nach wie vor zu Thomas Benz. Seine erneute Nominierung war sowohl in der Fraktion als auch in der Mitgliederversammlung einstimmig.« Einzig Manuel Sult habe sich enthalten.

Hofmann sprach von der »Unzufriedenheit eines Einzelnen und dessen privater, persönlichen Meinung«. Die spiegelt nach Einschätzung des Fraktionsvorsitzenden nicht die Meinung der FW zu Thomas Benz wieder. Die von Sult in den Raum gestellten Vorwürfe an der Amtsführung von Benz könne er nicht nachvollziehen und die teilten die FW auch nicht, so Hofmann.

Thomas Benz selbst bezeichnete die Vorwürfe als »haltlos«. Manuel Sult sei wohl enttäuscht, dass er selbst vor sechs Jahren nicht Bürgermeisterkandidat der FW geworden sei, vermutet Benz. »Er schürt Unfrieden innerhalb der Freien Wähler.«

Mit Blick auf die Vorwürfe zur E-Ladesäule erklärte der Bürgermeister, dass es zu der Zeit, als dieser Antrag der Grünen auf der Agenda stand, gerade mal drei E-Autos in Allendorf gegeben habe. Eine Ladesäule habe sich also nicht gelohnt und der Grünen-Antrag sei zurückgezogen worden. Da es inzwischen mehr Elektroautos gebe, stehe in Kürze die Installation von E-Ladesäulen an. Die zahle die Stadt, doch sei eine Förderung, die dann über die Stadtwerke Gießen laufen würde, gegebenenfalls möglich.

Zur grundsätzlichen Kritik an seiner Amtsführung erklärte Thomas Benz: »Ich führe mein Amt so, wie ich mir das vorstelle, nicht, wie Herr Sult sich das vorstellt. Es ist einfach haltlos, was er da loslässt«.

Fotos: Benz/FW Allendorf/ Lena Wereschinski

gikrei_3012_dge_ManuelSu_4c
Manuel Sult © Red
gikrei_3012_dge_thomasbe_4c
Thomas Benz © Red

Auch interessant